einer Lithographie Camaron's. Die Stirn ist noch freier und höher zugespitzt, der Schnurrbart zierlich gekräuselt und getheilt; es soll nach Jemanden der es gesehen hat, ein noch elenderes Mach- werk sein als die erstgenannte Kopie. Der kleine, Murillo zuge- schriebene bebrillte Kopf in der Galerie La Caze (Nr. 28 Rund, 0,29 Durchmesser), übrigens ein recht gutes Bildchen, ist nicht Quevedo. Die Kopfform ist ganz verschieden: kurze sehr zurückliegende Stirn, mit starken Höckern über den Augen, vorspringende Adler- nase. Auch in Pacheco's Libro de retratos, (dessen Quevedo in der 25. Silva des Parnass rühmend gedacht hat) befand sich eine Zeichnung ohne Text Nr. 45, retrato sin nombre. --
Quevedo war ein Bewundrer des Malers, von ihm stammt das frühste bekannte Zeugniss aus hervorragender Feder über ihn, in der Silva "an den Pinsel", im Parnass. Hier nennt er ihn gleich nach den grossen Italienern. Er berührt schon alle die Merkmale, welche Spätere in seiner Malerei gefunden haben: Wahrheit, nicht bloss Aehnlichkeit; das Auseinandergehn und die Rundung, die Weichheit des Fleisches (lo morbido), die Le- bendigkeit; die Treffsicherheit gleich dem Spiegelbild, die tech- nische Meisterschaft und die unverschmolzenen Striche:
Por ti el gran Velazquez ha podido, diestro cuanto ingenioso, ansi animar lo hermoso, ansi dar a lo morbido sentido con las manchas distantes, que son verdad en el, no semejantes, si los afectos pinta; y de la tabla leve huye bulto la tinta, desmentido de la mano el relieve. Y si en copia aparente retrata algun semblante, y ya viviente no le puede dejar el colorido, que tanto quedo parecido, que se niega pintado al reflejo te atribuye que imita en el espejo. (Obras III, 316.)
Unser Original kann nicht gemalt sein nach seiner letzten Gefangenschaft im unterirdischen Verliess von S. Marcos bei Leon (1639--43), aus dem er als gebrochener Mann hervorkam; es stammt aus der Zeit seiner Gunst, etwa als er Sekretär S. M.
Quevedo.
einer Lithographie Camaron’s. Die Stirn ist noch freier und höher zugespitzt, der Schnurrbart zierlich gekräuselt und getheilt; es soll nach Jemanden der es gesehen hat, ein noch elenderes Mach- werk sein als die erstgenannte Kopie. Der kleine, Murillo zuge- schriebene bebrillte Kopf in der Galerie La Caze (Nr. 28 Rund, 0,29 Durchmesser), übrigens ein recht gutes Bildchen, ist nicht Quevedo. Die Kopfform ist ganz verschieden: kurze sehr zurückliegende Stirn, mit starken Höckern über den Augen, vorspringende Adler- nase. Auch in Pacheco’s Libro de retratos, (dessen Quevedo in der 25. Silva des Parnass rühmend gedacht hat) befand sich eine Zeichnung ohne Text Nr. 45, retrato sin nombre. —
Quevedo war ein Bewundrer des Malers, von ihm stammt das frühste bekannte Zeugniss aus hervorragender Feder über ihn, in der Silva „an den Pinsel“, im Parnass. Hier nennt er ihn gleich nach den grossen Italienern. Er berührt schon alle die Merkmale, welche Spätere in seiner Malerei gefunden haben: Wahrheit, nicht bloss Aehnlichkeit; das Auseinandergehn und die Rundung, die Weichheit des Fleisches (lo morbido), die Le- bendigkeit; die Treffsicherheit gleich dem Spiegelbild, die tech- nische Meisterschaft und die unverschmolzenen Striche:
Por tí el gran Velazquez ha podido, diestro cuanto ingenioso, ansí animar lo hermoso, ansí dar á lo mórbido sentido con las manchas distantes, que son verdad en él, no semejantes, si los afectos pinta; y de la tabla leve huye bulto la tinta, desmentido de la mano el relieve. Y si en copia aparente retrata algun semblante, y ya viviente no le puede dejar el colorido, que tanto quedó parecido, que se niega pintado al reflejo te atribuye que imita en el espejo. (Obras III, 316.)
Unser Original kann nicht gemalt sein nach seiner letzten Gefangenschaft im unterirdischen Verliess von S. Marcos bei Leon (1639—43), aus dem er als gebrochener Mann hervorkam; es stammt aus der Zeit seiner Gunst, etwa als er Sekretär S. M.
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[45/0065]
Quevedo.
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zugespitzt, der Schnurrbart zierlich gekräuselt und getheilt; es
soll nach Jemanden der es gesehen hat, ein noch elenderes Mach-
werk sein als die erstgenannte Kopie. Der kleine, Murillo zuge-
schriebene bebrillte Kopf in der Galerie La Caze (Nr. 28 Rund, 0,29
Durchmesser), übrigens ein recht gutes Bildchen, ist nicht Quevedo.
Die Kopfform ist ganz verschieden: kurze sehr zurückliegende
Stirn, mit starken Höckern über den Augen, vorspringende Adler-
nase. Auch in Pacheco’s Libro de retratos, (dessen Quevedo
in der 25. Silva des Parnass rühmend gedacht hat) befand sich
eine Zeichnung ohne Text Nr. 45, retrato sin nombre. —
Quevedo war ein Bewundrer des Malers, von ihm stammt
das frühste bekannte Zeugniss aus hervorragender Feder über
ihn, in der Silva „an den Pinsel“, im Parnass. Hier nennt er ihn
gleich nach den grossen Italienern. Er berührt schon alle die
Merkmale, welche Spätere in seiner Malerei gefunden haben:
Wahrheit, nicht bloss Aehnlichkeit; das Auseinandergehn und
die Rundung, die Weichheit des Fleisches (lo morbido), die Le-
bendigkeit; die Treffsicherheit gleich dem Spiegelbild, die tech-
nische Meisterschaft und die unverschmolzenen Striche:
Por tí el gran Velazquez ha podido,
diestro cuanto ingenioso,
ansí animar lo hermoso,
ansí dar á lo mórbido sentido
con las manchas distantes,
que son verdad en él, no semejantes,
si los afectos pinta;
y de la tabla leve
huye bulto la tinta, desmentido
de la mano el relieve.
Y si en copia aparente
retrata algun semblante, y ya viviente
no le puede dejar el colorido,
que tanto quedó parecido,
que se niega pintado al reflejo
te atribuye que imita en el espejo. (Obras III, 316.)
Unser Original kann nicht gemalt sein nach seiner letzten
Gefangenschaft im unterirdischen Verliess von S. Marcos bei
Leon (1639—43), aus dem er als gebrochener Mann hervorkam;
es stammt aus der Zeit seiner Gunst, etwa als er Sekretär S. M.
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/65>, abgerufen am 17.02.2025.
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