Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.Siebentes Buch. und so manche der Kirchen, für welche die Künstler Spaniensund der Fremde gemeisselt, geschnitzt und gemalt haben, sie sind geschlossen, verödet, zerstört, ihr Inventar in alle Winde zer- streut. Aber ein neues Leben, das aus der Zerstörung keimte, ist noch nicht deutlich wahrzunehmen. Gewiss, ein Beweis der Macht der Kunst, dass sie selbst Bildern solcher Jahrhunderte wie das geschilderte, Anziehungskraft zu verleihen vermag, ja es möglich macht, Jahre lang forschend bei ihnen zu verweilen. Aber in ihr ist ein unvergängliches Licht festgebannt, wie ein Strahl schon erloschener Sonnen durch die Nacht des Weltraums in unser Auge dringt. Nur sie ist es, welche die Menschheit noch aufhält, solche Geschlechter und Zeiten dem endlichen Vergessen zu übergeben. Siebentes Buch. und so manche der Kirchen, für welche die Künstler Spaniensund der Fremde gemeisselt, geschnitzt und gemalt haben, sie sind geschlossen, verödet, zerstört, ihr Inventar in alle Winde zer- streut. Aber ein neues Leben, das aus der Zerstörung keimte, ist noch nicht deutlich wahrzunehmen. Gewiss, ein Beweis der Macht der Kunst, dass sie selbst Bildern solcher Jahrhunderte wie das geschilderte, Anziehungskraft zu verleihen vermag, ja es möglich macht, Jahre lang forschend bei ihnen zu verweilen. Aber in ihr ist ein unvergängliches Licht festgebannt, wie ein Strahl schon erloschener Sonnen durch die Nacht des Weltraums in unser Auge dringt. Nur sie ist es, welche die Menschheit noch aufhält, solche Geschlechter und Zeiten dem endlichen Vergessen zu übergeben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0420" n="394"/><fw place="top" type="header">Siebentes Buch.</fw><lb/> und so manche der Kirchen, für welche die Künstler Spaniens<lb/> und der Fremde gemeisselt, geschnitzt und gemalt haben, sie sind<lb/> geschlossen, verödet, zerstört, ihr Inventar in alle Winde zer-<lb/> streut. Aber ein neues Leben, das aus der Zerstörung keimte,<lb/> ist noch nicht deutlich wahrzunehmen. Gewiss, ein Beweis der<lb/> Macht der Kunst, dass sie selbst Bildern solcher Jahrhunderte<lb/> wie das geschilderte, Anziehungskraft zu verleihen vermag, ja<lb/> es möglich macht, Jahre lang forschend bei ihnen zu verweilen.<lb/> Aber in ihr ist ein unvergängliches Licht festgebannt, wie ein<lb/> Strahl schon erloschener Sonnen durch die Nacht des Weltraums<lb/> in unser Auge dringt. Nur sie ist es, welche die Menschheit<lb/> noch aufhält, solche Geschlechter und Zeiten dem endlichen<lb/> Vergessen zu übergeben.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [394/0420]
Siebentes Buch.
und so manche der Kirchen, für welche die Künstler Spaniens
und der Fremde gemeisselt, geschnitzt und gemalt haben, sie sind
geschlossen, verödet, zerstört, ihr Inventar in alle Winde zer-
streut. Aber ein neues Leben, das aus der Zerstörung keimte,
ist noch nicht deutlich wahrzunehmen. Gewiss, ein Beweis der
Macht der Kunst, dass sie selbst Bildern solcher Jahrhunderte
wie das geschilderte, Anziehungskraft zu verleihen vermag, ja
es möglich macht, Jahre lang forschend bei ihnen zu verweilen.
Aber in ihr ist ein unvergängliches Licht festgebannt, wie ein
Strahl schon erloschener Sonnen durch die Nacht des Weltraums
in unser Auge dringt. Nur sie ist es, welche die Menschheit
noch aufhält, solche Geschlechter und Zeiten dem endlichen
Vergessen zu übergeben.
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