die ciancie de' buffoni lieber gewesen wären, und Boileau klagt, dass am Hofe --
Et l'esprit le plus beau, l'auteur le plus poli N'y parviendra jamais au sort de l'Angely (des Bouffonen Ludwig XIV).
Nun aber hat diese Zeit bei all ihrer Regsamkeit der Erfin-
[Abbildung]
Don Juan de Austria.
dung doch nur wenig hervorge- bracht, was nicht auf Präcedenz- fälle, oder Vorbil- der der Vergan- genheit sich stütz- te; und auf diese möchte ich mir er- lauben, die Auf- merksamkeit des Lesers zuerst zu lenken.
KarlV soll ein- mal gesagt haben, die Spanier schei- nen weise und sind Narren; die Ita- liener scheinen und sind weise; die Franzosen schei- nen Narren und sind weise, die Deutschen schei- nen und sind Nar- ren. Es lag im Geist der Zeit, mensch- liche Dinge als Funktion dieses Gegensatzes zu betrachten. Wie viel die Narren bei ihm galten, geht schon aus den Namen der Künstler hervor, die sich bequemen mussten sie ihm zu malen. Ein Zwerg, den ihm Sigmund von Polen geschenkt hatte und der als gewandt, wohlgebildet und klug geschildert wird, ist wahrscheinlich das Närrchen (trua-
Siebentes Buch.
die ciancie de’ buffoni lieber gewesen wären, und Boileau klagt, dass am Hofe —
Et l’esprit le plus beau, l’auteur le plus poli N’y parviendra jamais au sort de l’Angely (des Bouffonen Ludwig XIV).
Nun aber hat diese Zeit bei all ihrer Regsamkeit der Erfin-
[Abbildung]
Don Juan de Austria.
dung doch nur wenig hervorge- bracht, was nicht auf Präcedenz- fälle, oder Vorbil- der der Vergan- genheit sich stütz- te; und auf diese möchte ich mir er- lauben, die Auf- merksamkeit des Lesers zuerst zu lenken.
KarlV soll ein- mal gesagt haben, die Spanier schei- nen weise und sind Narren; die Ita- liener scheinen und sind weise; die Franzosen schei- nen Narren und sind weise, die Deutschen schei- nen und sind Nar- ren. Es lag im Geist der Zeit, mensch- liche Dinge als Funktion dieses Gegensatzes zu betrachten. Wie viel die Narren bei ihm galten, geht schon aus den Namen der Künstler hervor, die sich bequemen mussten sie ihm zu malen. Ein Zwerg, den ihm Sigmund von Polen geschenkt hatte und der als gewandt, wohlgebildet und klug geschildert wird, ist wahrscheinlich das Närrchen (trua-
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Siebentes Buch.
die ciancie de’ buffoni lieber gewesen wären, und Boileau klagt,
dass am Hofe —
Et l’esprit le plus beau, l’auteur le plus poli
N’y parviendra jamais au sort de l’Angely
(des Bouffonen Ludwig XIV).
Nun aber hat diese Zeit bei all ihrer Regsamkeit der Erfin-
[Abbildung Don Juan de Austria.]
dung doch nur
wenig hervorge-
bracht, was nicht
auf Präcedenz-
fälle, oder Vorbil-
der der Vergan-
genheit sich stütz-
te; und auf diese
möchte ich mir er-
lauben, die Auf-
merksamkeit des
Lesers zuerst zu
lenken.
KarlV soll ein-
mal gesagt haben,
die Spanier schei-
nen weise und sind
Narren; die Ita-
liener scheinen und
sind weise; die
Franzosen schei-
nen Narren und
sind weise, die
Deutschen schei-
nen und sind Nar-
ren. Es lag im Geist
der Zeit, mensch-
liche Dinge als
Funktion dieses
Gegensatzes zu
betrachten. Wie viel die Narren bei ihm galten, geht schon
aus den Namen der Künstler hervor, die sich bequemen
mussten sie ihm zu malen. Ein Zwerg, den ihm Sigmund von
Polen geschenkt hatte und der als gewandt, wohlgebildet und
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/360>, abgerufen am 27.11.2024.
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