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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Die Vollendung des Escorial.
hatte hier einige seiner Tizians hingebracht: den Zinsgroschen,
die büssende Magdalena, Ecce Homo und Dolorosa, die heil. Catha-
rina und eine Maria mit dem Kinde. Das Altarbild war bisher ein
Roger van der Weyden, der Gekreuzigte, lebensgross, zwischen
Maria und Johannes (jetzt hinter dem hohen Chor), aus der Kar-
thause von Brüssel. Dreissig Gemälde wurden für diese Sakristei
bestimmt, die übrigen für die Antesakristei und andere Räume;
nur für fünf fand man ihres Umfangs wegen noch keine passende
Verwendung.

Den Hauptplatz über dem Hochaltar, wo seit Carl II das
Wunder der heil. Forma von Claudio Coello steht, erhielt die
"Perle" Raphaels. An die lange Wand gegenüber den Fenstern
kamen sechzehn Bilder, in zwei Reihen übereinander, sieben über
den Schränken, neun über dem Gesims. Den Ehrenplatz in der
Mitte erhielt die Fusswaschung des Tintoretto, sie verdrängte
die Kreuzabnahme desselben Roger van der Weyden. Ihr zur
Seite rechts stand die heilige Familie des Andrea del Sarto, ein
Ecce Homo Paolo's, zwei Passionsbilder des Cambiaso. Links
Tizians Gebet im Garten, Raphaels Visitation und die Gefangen-
nehmung von Tizian. -- In der obern Reihe hing über der Fuss-
waschung die Magdalena Tizian's; zur Rechten ein Caravaggio,
Tizians Zinsgroschen, Annibale's Asunta, Paolo's Opfer Abra-
hams; links Christus mit dem Kreuz von Sebastian, Correggio's
Noli me tangere, zwei Guidos.

An der Eingangswand war der sogenannte Giorgione (Prado
236, ein Palma vecchio), Tizian's Christus dem Volk gezeigt;
desselben Ruhe auf der Flucht mit der heil. Catharina und der
Pordenone genannte Giorgione.

Zwischen den Fenstern der früher einzige Raphael: Maria
mit dem Kinde und Johannes; Tizian's heiliger Sebastian, die
Kreuzigung, der Täufer und eine Halbfigur der h. Margaretha
mit dem Drachen; von Tintoretto zwei h. Magdalenen, Sebastian's
Christus in der Vorhölle, Schiavone's Geburt des Heilands,
van Dyck's heil. Hieronymus.

In den Vorsaal kamen: Tizian's Flucht nach Aegypten und
Grablegung, Paolo's Könige aus Morgenland und Predigt des
Täufers, Rubens' Emaus, van Dyck's Madonna mit der h. Mag-
dalena, Ribera's Peter und Paul.

Obwol man das beste für die Sakristei ausgesucht hatte, so
gab es doch einen Raum, der sie noch an Kostbarkeit der Aus-
stattung übertraf. Diess war die Aula de S. Escritura, ein Saal

Die Vollendung des Escorial.
hatte hier einige seiner Tizians hingebracht: den Zinsgroschen,
die büssende Magdalena, Ecce Homo und Dolorosa, die heil. Catha-
rina und eine Maria mit dem Kinde. Das Altarbild war bisher ein
Roger van der Weyden, der Gekreuzigte, lebensgross, zwischen
Maria und Johannes (jetzt hinter dem hohen Chor), aus der Kar-
thause von Brüssel. Dreissig Gemälde wurden für diese Sakristei
bestimmt, die übrigen für die Antesakristei und andere Räume;
nur für fünf fand man ihres Umfangs wegen noch keine passende
Verwendung.

Den Hauptplatz über dem Hochaltar, wo seit Carl II das
Wunder der heil. Forma von Claudio Coello steht, erhielt die
„Perle“ Raphaels. An die lange Wand gegenüber den Fenstern
kamen sechzehn Bilder, in zwei Reihen übereinander, sieben über
den Schränken, neun über dem Gesims. Den Ehrenplatz in der
Mitte erhielt die Fusswaschung des Tintoretto, sie verdrängte
die Kreuzabnahme desselben Roger van der Weyden. Ihr zur
Seite rechts stand die heilige Familie des Andrea del Sarto, ein
Ecce Homo Paolo’s, zwei Passionsbilder des Cambiaso. Links
Tizians Gebet im Garten, Raphaels Visitation und die Gefangen-
nehmung von Tizian. — In der obern Reihe hing über der Fuss-
waschung die Magdalena Tizian’s; zur Rechten ein Caravaggio,
Tizians Zinsgroschen, Annibale’s Asunta, Paolo’s Opfer Abra-
hams; links Christus mit dem Kreuz von Sebastian, Correggio’s
Noli me tangere, zwei Guidos.

An der Eingangswand war der sogenannte Giorgione (Prado
236, ein Palma vecchio), Tizian’s Christus dem Volk gezeigt;
desselben Ruhe auf der Flucht mit der heil. Catharina und der
Pordenone genannte Giorgione.

Zwischen den Fenstern der früher einzige Raphael: Maria
mit dem Kinde und Johannes; Tizian’s heiliger Sebastian, die
Kreuzigung, der Täufer und eine Halbfigur der h. Margaretha
mit dem Drachen; von Tintoretto zwei h. Magdalenen, Sebastian’s
Christus in der Vorhölle, Schiavone’s Geburt des Heilands,
van Dyck’s heil. Hieronymus.

In den Vorsaal kamen: Tizian’s Flucht nach Aegypten und
Grablegung, Paolo’s Könige aus Morgenland und Predigt des
Täufers, Rubens’ Emaus, van Dyck’s Madonna mit der h. Mag-
dalena, Ribera’s Peter und Paul.

Obwol man das beste für die Sakristei ausgesucht hatte, so
gab es doch einen Raum, der sie noch an Kostbarkeit der Aus-
stattung übertraf. Diess war die Aula de S. Escritura, ein Saal

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[243/0263] Die Vollendung des Escorial. hatte hier einige seiner Tizians hingebracht: den Zinsgroschen, die büssende Magdalena, Ecce Homo und Dolorosa, die heil. Catha- rina und eine Maria mit dem Kinde. Das Altarbild war bisher ein Roger van der Weyden, der Gekreuzigte, lebensgross, zwischen Maria und Johannes (jetzt hinter dem hohen Chor), aus der Kar- thause von Brüssel. Dreissig Gemälde wurden für diese Sakristei bestimmt, die übrigen für die Antesakristei und andere Räume; nur für fünf fand man ihres Umfangs wegen noch keine passende Verwendung. Den Hauptplatz über dem Hochaltar, wo seit Carl II das Wunder der heil. Forma von Claudio Coello steht, erhielt die „Perle“ Raphaels. An die lange Wand gegenüber den Fenstern kamen sechzehn Bilder, in zwei Reihen übereinander, sieben über den Schränken, neun über dem Gesims. Den Ehrenplatz in der Mitte erhielt die Fusswaschung des Tintoretto, sie verdrängte die Kreuzabnahme desselben Roger van der Weyden. Ihr zur Seite rechts stand die heilige Familie des Andrea del Sarto, ein Ecce Homo Paolo’s, zwei Passionsbilder des Cambiaso. Links Tizians Gebet im Garten, Raphaels Visitation und die Gefangen- nehmung von Tizian. — In der obern Reihe hing über der Fuss- waschung die Magdalena Tizian’s; zur Rechten ein Caravaggio, Tizians Zinsgroschen, Annibale’s Asunta, Paolo’s Opfer Abra- hams; links Christus mit dem Kreuz von Sebastian, Correggio’s Noli me tangere, zwei Guidos. An der Eingangswand war der sogenannte Giorgione (Prado 236, ein Palma vecchio), Tizian’s Christus dem Volk gezeigt; desselben Ruhe auf der Flucht mit der heil. Catharina und der Pordenone genannte Giorgione. Zwischen den Fenstern der früher einzige Raphael: Maria mit dem Kinde und Johannes; Tizian’s heiliger Sebastian, die Kreuzigung, der Täufer und eine Halbfigur der h. Margaretha mit dem Drachen; von Tintoretto zwei h. Magdalenen, Sebastian’s Christus in der Vorhölle, Schiavone’s Geburt des Heilands, van Dyck’s heil. Hieronymus. In den Vorsaal kamen: Tizian’s Flucht nach Aegypten und Grablegung, Paolo’s Könige aus Morgenland und Predigt des Täufers, Rubens’ Emaus, van Dyck’s Madonna mit der h. Mag- dalena, Ribera’s Peter und Paul. Obwol man das beste für die Sakristei ausgesucht hatte, so gab es doch einen Raum, der sie noch an Kostbarkeit der Aus- stattung übertraf. Diess war die Aula de S. Escritura, ein Saal

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/263>, abgerufen am 23.04.2024.