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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Siebentes Buch.
dem Könige sofort 200 Escudos, dem Sekretariat 50--60 Ge-
bühren, ferner die Proben, wo man nicht unter tausend wegkam,
endlich die Gebühren der Kanzler und Notare.

Die Akten dieses Processes sind erhalten und aus dem
Ordensschloss von Ucles in das national-historische Archiv zu
Madrid gekommen, aus dem sie Villaamil mitgetheilt hat 1).

Die Zeugenverhöre währten vom 1. November 1658 bis zum
16. Februar 1659. Die Prüfung war eine peinliche, viele hundert
Zeugen sind in diesen Tagen zu Protokoll vernommen worden; eine
Kommission wurde in die Orte Monterrey und Tuy an der por-
tugiesischen Grenze geschickt, um über die Silvas in Oporto Infor-
mationen zu sammeln; eine andere nach Sevilla. Fünf portugie-
sische Edelleute gaben über diese Familie Auskunft; in Betreff
der übrigen Punkte hohe Hofbeamte und Maler seiner persön-
lichen Bekanntschaft.

Die Protokolle enthalten nur Aussagen zu Gunsten des
Prätendenten und zur Entkräftung der etwa erhobenen Einwände;
welcher Art diese waren, kann man nur aus jenen schliessen.
Sie scheinen sich hauptsächlich an seine Profession als Maler
geheftet zu haben. Jede mit Gelderwerb verbundene Beschäfti-
gung galt für ein oficio vil; zu diesen rechnete man Silber-
schmiede und Maler, sofern sie ihre Kunst als Geldquelle be-
trieben, Sticker, Steinmetzen, Gastwirthe, Schreiber, ausgenommen
die Sekretäre des Königs und königlicher Personen, öffentliche
Anwälte, alle die von ihrer Hände Arbeit leben.

In Betreff dieses Punkts versichern mehrere Zeugen von
Stand und von der Kunst aufs bestimmteste, dass Velazquez nie
und in keiner Weise die Malerei als Geschäft betrieben, oder Be-
zahlung, selbst mittelbar für Gemälde erhalten, jederzeit dagegen
wie ein Edelmann gelebt und sich aufgeführt habe. "Die Malerei,
sagt der Santiagoritter Fernando de Madrid, war bei ihm eine
Geschicklichkeit und Gabe (gracia), kein Handwerk ("es muss
nicht alles zum Handwerk werden was unserm Dasein zur Zierde
gereichen kann", meinte Goethe). Weder eine Prüfung (für die
Gilde) hat er bestanden, noch Werkstatt oder Kaufladen (apara-
dor, tienda
) gehabt; weder in Sevilla noch Madrid." Nie hat er
seine Werke verkauft, versichern Alonso Cano, Zurbaran und
der Ritter Geronimo Nundez. Nur für das Vergnügen Seiner
Majestät hat er gemalt. Gleichwohl scheinen die Herren vom

1) In der Revista Europea, Madrid 1874. II. 39. 80. 105. 275. 402.

Siebentes Buch.
dem Könige sofort 200 Escudos, dem Sekretariat 50—60 Ge-
bühren, ferner die Proben, wo man nicht unter tausend wegkam,
endlich die Gebühren der Kanzler und Notare.

Die Akten dieses Processes sind erhalten und aus dem
Ordensschloss von Uclés in das national-historische Archiv zu
Madrid gekommen, aus dem sie Villaamil mitgetheilt hat 1).

Die Zeugenverhöre währten vom 1. November 1658 bis zum
16. Februar 1659. Die Prüfung war eine peinliche, viele hundert
Zeugen sind in diesen Tagen zu Protokoll vernommen worden; eine
Kommission wurde in die Orte Monterrey und Tuy an der por-
tugiesischen Grenze geschickt, um über die Silvas in Oporto Infor-
mationen zu sammeln; eine andere nach Sevilla. Fünf portugie-
sische Edelleute gaben über diese Familie Auskunft; in Betreff
der übrigen Punkte hohe Hofbeamte und Maler seiner persön-
lichen Bekanntschaft.

Die Protokolle enthalten nur Aussagen zu Gunsten des
Prätendenten und zur Entkräftung der etwa erhobenen Einwände;
welcher Art diese waren, kann man nur aus jenen schliessen.
Sie scheinen sich hauptsächlich an seine Profession als Maler
geheftet zu haben. Jede mit Gelderwerb verbundene Beschäfti-
gung galt für ein oficio vil; zu diesen rechnete man Silber-
schmiede und Maler, sofern sie ihre Kunst als Geldquelle be-
trieben, Sticker, Steinmetzen, Gastwirthe, Schreiber, ausgenommen
die Sekretäre des Königs und königlicher Personen, öffentliche
Anwälte, alle die von ihrer Hände Arbeit leben.

In Betreff dieses Punkts versichern mehrere Zeugen von
Stand und von der Kunst aufs bestimmteste, dass Velazquez nie
und in keiner Weise die Malerei als Geschäft betrieben, oder Be-
zahlung, selbst mittelbar für Gemälde erhalten, jederzeit dagegen
wie ein Edelmann gelebt und sich aufgeführt habe. „Die Malerei,
sagt der Santiagoritter Fernando de Madrid, war bei ihm eine
Geschicklichkeit und Gabe (gracia), kein Handwerk („es muss
nicht alles zum Handwerk werden was unserm Dasein zur Zierde
gereichen kann“, meinte Goethe). Weder eine Prüfung (für die
Gilde) hat er bestanden, noch Werkstatt oder Kaufladen (apara-
dor, tienda
) gehabt; weder in Sevilla noch Madrid.“ Nie hat er
seine Werke verkauft, versichern Alonso Cano, Zurbaran und
der Ritter Gerónimo Nuñez. Nur für das Vergnügen Seiner
Majestät hat er gemalt. Gleichwohl scheinen die Herren vom

1) In der Revista Europea, Madrid 1874. II. 39. 80. 105. 275. 402.
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[232/0252] Siebentes Buch. dem Könige sofort 200 Escudos, dem Sekretariat 50—60 Ge- bühren, ferner die Proben, wo man nicht unter tausend wegkam, endlich die Gebühren der Kanzler und Notare. Die Akten dieses Processes sind erhalten und aus dem Ordensschloss von Uclés in das national-historische Archiv zu Madrid gekommen, aus dem sie Villaamil mitgetheilt hat 1). Die Zeugenverhöre währten vom 1. November 1658 bis zum 16. Februar 1659. Die Prüfung war eine peinliche, viele hundert Zeugen sind in diesen Tagen zu Protokoll vernommen worden; eine Kommission wurde in die Orte Monterrey und Tuy an der por- tugiesischen Grenze geschickt, um über die Silvas in Oporto Infor- mationen zu sammeln; eine andere nach Sevilla. Fünf portugie- sische Edelleute gaben über diese Familie Auskunft; in Betreff der übrigen Punkte hohe Hofbeamte und Maler seiner persön- lichen Bekanntschaft. Die Protokolle enthalten nur Aussagen zu Gunsten des Prätendenten und zur Entkräftung der etwa erhobenen Einwände; welcher Art diese waren, kann man nur aus jenen schliessen. Sie scheinen sich hauptsächlich an seine Profession als Maler geheftet zu haben. Jede mit Gelderwerb verbundene Beschäfti- gung galt für ein oficio vil; zu diesen rechnete man Silber- schmiede und Maler, sofern sie ihre Kunst als Geldquelle be- trieben, Sticker, Steinmetzen, Gastwirthe, Schreiber, ausgenommen die Sekretäre des Königs und königlicher Personen, öffentliche Anwälte, alle die von ihrer Hände Arbeit leben. In Betreff dieses Punkts versichern mehrere Zeugen von Stand und von der Kunst aufs bestimmteste, dass Velazquez nie und in keiner Weise die Malerei als Geschäft betrieben, oder Be- zahlung, selbst mittelbar für Gemälde erhalten, jederzeit dagegen wie ein Edelmann gelebt und sich aufgeführt habe. „Die Malerei, sagt der Santiagoritter Fernando de Madrid, war bei ihm eine Geschicklichkeit und Gabe (gracia), kein Handwerk („es muss nicht alles zum Handwerk werden was unserm Dasein zur Zierde gereichen kann“, meinte Goethe). Weder eine Prüfung (für die Gilde) hat er bestanden, noch Werkstatt oder Kaufladen (apara- dor, tienda) gehabt; weder in Sevilla noch Madrid.“ Nie hat er seine Werke verkauft, versichern Alonso Cano, Zurbaran und der Ritter Gerónimo Nuñez. Nur für das Vergnügen Seiner Majestät hat er gemalt. Gleichwohl scheinen die Herren vom 1) In der Revista Europea, Madrid 1874. II. 39. 80. 105. 275. 402.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/252>, abgerufen am 27.11.2024.