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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Motiv, jenes für den damaligen Spanier unerschöpfliche Thema
der celos. Ueber die Eifersucht könnte man ja aus den Drama-
tikern ein ansehnliches Buch zusammenstellen. Die sofortige
Wirkung des Gemäldes beruht auf dem unerreichten Ausdruck
der Ueberraschung, der punktuellen Fassung des kritischen
Moments, dem was Leonardo die prontitudine nannte. So ge-
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berden sich keine gestellten Modelle, sondern Menschen die, wie
eben dieser verlangte, sich unbeobachtet glauben. Es ist die augen-
blickliche Suspension der heissen, kombinirten Arbeit durch die
blitzschnelle Absorption der psychischen Kraft; der Zeitpunkt des
Stillstands und der Sammlung vor der leidenschaftlichen Entla-
dung. Dieser einer Lähmung ähnliche Zustand ist ausgedrückt
in regungslos dastehenden Personen, deren Hände durch
schwere Werkzeuge gefesselt sind, ohne jede Phraseologie
vorräthiger Mimik. Wie klug es übrigens war diess novellistische
Element hineinzubringen, sieht man bei Vergleichung anderer
Darstellungen, z. B. jener Cyklopenschmieden Tizians oder Cara-
vaggio's. Sie machen den Eindruck von Aktgruppen, Vorlagen
für Zeichenschulen.

Die dramatische Zugabe enthält zugleich ein komisches
Pfefferkorn. Velazquez behandelt die homerischen Götter, wie

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Motiv, jenes für den damaligen Spanier unerschöpfliche Thema
der celos. Ueber die Eifersucht könnte man ja aus den Drama-
tikern ein ansehnliches Buch zusammenstellen. Die sofortige
Wirkung des Gemäldes beruht auf dem unerreichten Ausdruck
der Ueberraschung, der punktuellen Fassung des kritischen
Moments, dem was Leonardo die prontitudine nannte. So ge-
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berden sich keine gestellten Modelle, sondern Menschen die, wie
eben dieser verlangte, sich unbeobachtet glauben. Es ist die augen-
blickliche Suspension der heissen, kombinirten Arbeit durch die
blitzschnelle Absorption der psychischen Kraft; der Zeitpunkt des
Stillstands und der Sammlung vor der leidenschaftlichen Entla-
dung. Dieser einer Lähmung ähnliche Zustand ist ausgedrückt
in regungslos dastehenden Personen, deren Hände durch
schwere Werkzeuge gefesselt sind, ohne jede Phraseologie
vorräthiger Mimik. Wie klug es übrigens war diess novellistische
Element hineinzubringen, sieht man bei Vergleichung anderer
Darstellungen, z. B. jener Cyklopenschmieden Tizians oder Cara-
vaggio’s. Sie machen den Eindruck von Aktgruppen, Vorlagen
für Zeichenschulen.

Die dramatische Zugabe enthält zugleich ein komisches
Pfefferkorn. Velazquez behandelt die homerischen Götter, wie

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[305/0331] Die Schmiede Vulcans. Motiv, jenes für den damaligen Spanier unerschöpfliche Thema der celos. Ueber die Eifersucht könnte man ja aus den Drama- tikern ein ansehnliches Buch zusammenstellen. Die sofortige Wirkung des Gemäldes beruht auf dem unerreichten Ausdruck der Ueberraschung, der punktuellen Fassung des kritischen Moments, dem was Leonardo die prontitudine nannte. So ge- [Abbildung Die Schmiede Vulcans.] berden sich keine gestellten Modelle, sondern Menschen die, wie eben dieser verlangte, sich unbeobachtet glauben. Es ist die augen- blickliche Suspension der heissen, kombinirten Arbeit durch die blitzschnelle Absorption der psychischen Kraft; der Zeitpunkt des Stillstands und der Sammlung vor der leidenschaftlichen Entla- dung. Dieser einer Lähmung ähnliche Zustand ist ausgedrückt in regungslos dastehenden Personen, deren Hände durch schwere Werkzeuge gefesselt sind, ohne jede Phraseologie vorräthiger Mimik. Wie klug es übrigens war diess novellistische Element hineinzubringen, sieht man bei Vergleichung anderer Darstellungen, z. B. jener Cyklopenschmieden Tizians oder Cara- vaggio’s. Sie machen den Eindruck von Aktgruppen, Vorlagen für Zeichenschulen. Die dramatische Zugabe enthält zugleich ein komisches Pfefferkorn. Velazquez behandelt die homerischen Götter, wie 20

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/331>, abgerufen am 24.11.2024.