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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Drittes Buch.

Einiges über Velazquez' Weg von Venedig nach Rom bringt
Pacheco (I, 157), leider nur Aeusserlichkeiten, über seinen Ver-
kehr mit Kardinälen u. dergl. "Er nahm die Route über Ferrara,
wo er Briefe an den päbstlichen Legaten und Governatore, Cardinal
Sacchetti, früher Nuntius in Spanien, überreichte und ihm die
Hand küsste. Briefe an einen andern Cardinal gab er nicht ab.
Jener nahm ihn wol auf und bot ihm Palast und Tafel an; er ent-
schuldigte sich bescheiden (?), dass er zu der gewöhnlichen Zeit
nicht zu speisen pflege, gleichwol aber wenn Seine Illustrisima [die
Cardinäle haben erst in diesem Jahre den Titel Eminenz erhalten]
es nicht wohl vermerken sollte (era sentido), so werde er gehor-
chen und von seiner Gewohnheit abgehn. Darauf hin sandte dieser
einen spanischen Cavalier seines Haushaltes, für ihn und seinen Die-
ner eine Wohnung zurecht zu machen und ihm dieselben Gerichte
aufzutragen, die für seine eigene Tafel gekocht wurden, und die
Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Er blieb allda zwei Tage, und
am letzten Abende, als er sich von dem Cardinal verabschieden
wollte, behielt dieser ihn über drei Stunden bei sich sitzen und
unterhielt sich mit ihm über verschiedene Dinge. Auch hiess er
seinen Begleiter Pferde für morgen bestellen und der musste ihn
sechszehn Meilen bis Cento begleiten. Hier hielt er sich nur
kurz auf, speiste gut und verabschiedete sich dann von seinem
Führer. Er nahm den Weg nach Rom über Bologna und
U. L. F. von Loretto. In Bologna hielt er sich nicht auf, gab
auch keine Briefe ab an die Cardinäle Ludovisi und Spada, die
dort waren."

Er muss also sehr ungeduldig gewesen sein, nach Rom zu
kommen, denn er reiste auch an Florenz vorbei, wo er anfangs
beabsichtigt hatte sich aufzuhalten, wie er denn auch durch den
toskanischen Gesandten bei Hofe empfohlen war, und erwarten
konnte, vom Grossherzog Ferdinand II wol aufgenommen zu
werden. Vielleicht scheute er die Winterreise über den Apennin,
vielleicht war ein frommes Gelübde im Spiel. Der Gesandte
Averardo de' Medici schickte dem Empfehlungsbrief einen Com-
mentar an den Erzbischof von Pisa voran (22. Septbr. 1629),
in dem es folgendermassen heisst:

"Vor mehreren Tagen habe ich Empfehlungsbriefe einem Maler ge-
geben, der ein Günstling des Königs und des Grafen von Olivares ist,
Namens Diego Velasches, der mit dem Marchese Spinola nach Italien
gereist ist, zuerst die Lombardei und Venedig sehen will, und so-
dann nach Florenz und Rom kommt. Wenn er erscheint, so möchte ich,

Drittes Buch.

Einiges über Velazquez’ Weg von Venedig nach Rom bringt
Pacheco (I, 157), leider nur Aeusserlichkeiten, über seinen Ver-
kehr mit Kardinälen u. dergl. „Er nahm die Route über Ferrara,
wo er Briefe an den päbstlichen Legaten und Governatore, Cardinal
Sacchetti, früher Nuntius in Spanien, überreichte und ihm die
Hand küsste. Briefe an einen andern Cardinal gab er nicht ab.
Jener nahm ihn wol auf und bot ihm Palast und Tafel an; er ent-
schuldigte sich bescheiden (?), dass er zu der gewöhnlichen Zeit
nicht zu speisen pflege, gleichwol aber wenn Seine Illustrisima [die
Cardinäle haben erst in diesem Jahre den Titel Eminenz erhalten]
es nicht wohl vermerken sollte (era sentido), so werde er gehor-
chen und von seiner Gewohnheit abgehn. Darauf hin sandte dieser
einen spanischen Cavalier seines Haushaltes, für ihn und seinen Die-
ner eine Wohnung zurecht zu machen und ihm dieselben Gerichte
aufzutragen, die für seine eigene Tafel gekocht wurden, und die
Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Er blieb allda zwei Tage, und
am letzten Abende, als er sich von dem Cardinal verabschieden
wollte, behielt dieser ihn über drei Stunden bei sich sitzen und
unterhielt sich mit ihm über verschiedene Dinge. Auch hiess er
seinen Begleiter Pferde für morgen bestellen und der musste ihn
sechszehn Meilen bis Cento begleiten. Hier hielt er sich nur
kurz auf, speiste gut und verabschiedete sich dann von seinem
Führer. Er nahm den Weg nach Rom über Bologna und
U. L. F. von Loretto. In Bologna hielt er sich nicht auf, gab
auch keine Briefe ab an die Cardinäle Ludovisi und Spada, die
dort waren.“

Er muss also sehr ungeduldig gewesen sein, nach Rom zu
kommen, denn er reiste auch an Florenz vorbei, wo er anfangs
beabsichtigt hatte sich aufzuhalten, wie er denn auch durch den
toskanischen Gesandten bei Hofe empfohlen war, und erwarten
konnte, vom Grossherzog Ferdinand II wol aufgenommen zu
werden. Vielleicht scheute er die Winterreise über den Apennin,
vielleicht war ein frommes Gelübde im Spiel. Der Gesandte
Averardo de’ Medici schickte dem Empfehlungsbrief einen Com-
mentar an den Erzbischof von Pisa voran (22. Septbr. 1629),
in dem es folgendermassen heisst:

„Vor mehreren Tagen habe ich Empfehlungsbriefe einem Maler ge-
geben, der ein Günstling des Königs und des Grafen von Olivares ist,
Namens Diego Velasches, der mit dem Marchese Spinola nach Italien
gereist ist, zuerst die Lombardei und Venedig sehen will, und so-
dann nach Florenz und Rom kommt. Wenn er erscheint, so möchte ich,

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[278/0304] Drittes Buch. Einiges über Velazquez’ Weg von Venedig nach Rom bringt Pacheco (I, 157), leider nur Aeusserlichkeiten, über seinen Ver- kehr mit Kardinälen u. dergl. „Er nahm die Route über Ferrara, wo er Briefe an den päbstlichen Legaten und Governatore, Cardinal Sacchetti, früher Nuntius in Spanien, überreichte und ihm die Hand küsste. Briefe an einen andern Cardinal gab er nicht ab. Jener nahm ihn wol auf und bot ihm Palast und Tafel an; er ent- schuldigte sich bescheiden (?), dass er zu der gewöhnlichen Zeit nicht zu speisen pflege, gleichwol aber wenn Seine Illustrisima [die Cardinäle haben erst in diesem Jahre den Titel Eminenz erhalten] es nicht wohl vermerken sollte (era sentido), so werde er gehor- chen und von seiner Gewohnheit abgehn. Darauf hin sandte dieser einen spanischen Cavalier seines Haushaltes, für ihn und seinen Die- ner eine Wohnung zurecht zu machen und ihm dieselben Gerichte aufzutragen, die für seine eigene Tafel gekocht wurden, und die Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Er blieb allda zwei Tage, und am letzten Abende, als er sich von dem Cardinal verabschieden wollte, behielt dieser ihn über drei Stunden bei sich sitzen und unterhielt sich mit ihm über verschiedene Dinge. Auch hiess er seinen Begleiter Pferde für morgen bestellen und der musste ihn sechszehn Meilen bis Cento begleiten. Hier hielt er sich nur kurz auf, speiste gut und verabschiedete sich dann von seinem Führer. Er nahm den Weg nach Rom über Bologna und U. L. F. von Loretto. In Bologna hielt er sich nicht auf, gab auch keine Briefe ab an die Cardinäle Ludovisi und Spada, die dort waren.“ Er muss also sehr ungeduldig gewesen sein, nach Rom zu kommen, denn er reiste auch an Florenz vorbei, wo er anfangs beabsichtigt hatte sich aufzuhalten, wie er denn auch durch den toskanischen Gesandten bei Hofe empfohlen war, und erwarten konnte, vom Grossherzog Ferdinand II wol aufgenommen zu werden. Vielleicht scheute er die Winterreise über den Apennin, vielleicht war ein frommes Gelübde im Spiel. Der Gesandte Averardo de’ Medici schickte dem Empfehlungsbrief einen Com- mentar an den Erzbischof von Pisa voran (22. Septbr. 1629), in dem es folgendermassen heisst: „Vor mehreren Tagen habe ich Empfehlungsbriefe einem Maler ge- geben, der ein Günstling des Königs und des Grafen von Olivares ist, Namens Diego Velasches, der mit dem Marchese Spinola nach Italien gereist ist, zuerst die Lombardei und Venedig sehen will, und so- dann nach Florenz und Rom kommt. Wenn er erscheint, so möchte ich,

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/304>, abgerufen am 23.11.2024.