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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Zweites Buch.
Nach dem Zeugniss einiger nach der Revolution der Krone Spa-
niens treu gebliebenen Edlen jenes Reichs lag ihr Stammsitz
(solar), die Quinta de Silva, acht bis neun Meilen von Porto und
drei Meilen von dem Benediktinerkloster Tibaes.

Der Ahnherr der Silva's war der Spanier D. Guterre Alde-
rete de Silva, der ein Nachkomme D. Fruella's, Königs von Leon
genannt wird. Er half Ferdinand dem Grossen bei der Ein-
nahme Coimbras, und liess sich um 1040 in der Umgegend von
Valenca nieder, in dem "Thurm", der von ihm Torre da Silva
heisst. Sein Sohn ist der in der Adelsprobe genannte D. Payo
Guterres da Silva, Gouverneur von Portugal für Alphons VI;
er war ein Patron des Benediktinerordens und erbaute oder er-
neuerte das grosse Kloster Tibaes (1080) sechs Kilometer nörd-
lich von Braga 1). Zu diesen Silva's gehören in Portugal viele
Adelshäuser, darunter Marquezes und Condes. Die Familie, sag-
ten damals die Zeugen, sei eine der angesehensten des König-
reichs; der Marques de Colares nennt einen Matias da Silva, Pre-
bendado der Kathedrale von Braga, die einst mit Toledo um den
Vorrang stritt; Pedro da Silva Sampaya, Inquisitor von Lissabon,
Pedro da Silva de Paina, Familiar des h. Uffiz u. a. -- Uebrigens
ist der Name einer der verbreitetsten in Portugal; das Schrift-
steller-Lexicon weist unter vielen weltlichen und kirchlichen Au-
toren auch einige gelehrte Rabbinen Silva auf.

Um das Jahr 1660 lebten in Porto noch Verwandte der
Sevillaner Silva's, galten dort als ritterbürtig, und bekleideten
demgemäss Ehrenämter, wie das eines Polizei-Commissärs (verea-
dor
); sie waren Mitglieder der angesehenen Brüderschaft der
Misericordia. Carrenno erzählte, dass er im Palast einmal einem
Calatravaritter Morexon Silva begegnet sei, der den Maler be-
suchen wollte und sich dessen Vetter nannte.

Der eigentliche Name unseres Malers ist also Silva. Un-
geachtet dieser an Vornehmheit nichts zu wünschen übrig liess,
hat Diego den Namen seiner Mutter, Velazquez, als Hauptnamen
angenommen, obwol er sich zu unterzeichnen pflegte: Diego de
Silva Velazquez. Aber bereits bei der Taufe seiner Tochter
Juana (1619) heisst er im Kirchenbuch Diego Velazquez, und
ebenso in der königlichen Ernennung (1623). Wahrscheinlich
geht dieser Namenswechsel auf eine Verabredung der Eltern

1) Augusto Soares d'Azevedo Barbosa de Pinho Leal, Portugal antiguo e
moderno. Lisboa 1862. IX, 365 ff. 576 ff.

Zweites Buch.
Nach dem Zeugniss einiger nach der Revolution der Krone Spa-
niens treu gebliebenen Edlen jenes Reichs lag ihr Stammsitz
(solar), die Quinta de Silva, acht bis neun Meilen von Porto und
drei Meilen von dem Benediktinerkloster Tibães.

Der Ahnherr der Silva’s war der Spanier D. Guterre Alde-
rete de Silva, der ein Nachkomme D. Fruella’s, Königs von Leon
genannt wird. Er half Ferdinand dem Grossen bei der Ein-
nahme Coimbras, und liess sich um 1040 in der Umgegend von
Valença nieder, in dem „Thurm“, der von ihm Torre da Silva
heisst. Sein Sohn ist der in der Adelsprobe genannte D. Payo
Guterres da Silva, Gouverneur von Portugal für Alphons VI;
er war ein Patron des Benediktinerordens und erbaute oder er-
neuerte das grosse Kloster Tibães (1080) sechs Kilometer nörd-
lich von Braga 1). Zu diesen Silva’s gehören in Portugal viele
Adelshäuser, darunter Marquezes und Condes. Die Familie, sag-
ten damals die Zeugen, sei eine der angesehensten des König-
reichs; der Marques de Colares nennt einen Matias da Silva, Pre-
bendado der Kathedrale von Braga, die einst mit Toledo um den
Vorrang stritt; Pedro da Silva Sampaya, Inquisitor von Lissabon,
Pedro da Silva de Paina, Familiar des h. Uffiz u. a. — Uebrigens
ist der Name einer der verbreitetsten in Portugal; das Schrift-
steller-Lexicon weist unter vielen weltlichen und kirchlichen Au-
toren auch einige gelehrte Rabbinen Silva auf.

Um das Jahr 1660 lebten in Porto noch Verwandte der
Sevillaner Silva’s, galten dort als ritterbürtig, und bekleideten
demgemäss Ehrenämter, wie das eines Polizei-Commissärs (verea-
dor
); sie waren Mitglieder der angesehenen Brüderschaft der
Misericordia. Carreño erzählte, dass er im Palast einmal einem
Calatravaritter Morexon Silva begegnet sei, der den Maler be-
suchen wollte und sich dessen Vetter nannte.

Der eigentliche Name unseres Malers ist also Silva. Un-
geachtet dieser an Vornehmheit nichts zu wünschen übrig liess,
hat Diego den Namen seiner Mutter, Velazquez, als Hauptnamen
angenommen, obwol er sich zu unterzeichnen pflegte: Diego de
Silva Velazquez. Aber bereits bei der Taufe seiner Tochter
Juana (1619) heisst er im Kirchenbuch Diego Velazquez, und
ebenso in der königlichen Ernennung (1623). Wahrscheinlich
geht dieser Namenswechsel auf eine Verabredung der Eltern

1) Augusto Soares d’Azevedo Barbosa de Pinho Leal, Portugal antiguo e
moderno. Lisboa 1862. IX, 365 ff. 576 ff.
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[108/0128] Zweites Buch. Nach dem Zeugniss einiger nach der Revolution der Krone Spa- niens treu gebliebenen Edlen jenes Reichs lag ihr Stammsitz (solar), die Quinta de Silva, acht bis neun Meilen von Porto und drei Meilen von dem Benediktinerkloster Tibães. Der Ahnherr der Silva’s war der Spanier D. Guterre Alde- rete de Silva, der ein Nachkomme D. Fruella’s, Königs von Leon genannt wird. Er half Ferdinand dem Grossen bei der Ein- nahme Coimbras, und liess sich um 1040 in der Umgegend von Valença nieder, in dem „Thurm“, der von ihm Torre da Silva heisst. Sein Sohn ist der in der Adelsprobe genannte D. Payo Guterres da Silva, Gouverneur von Portugal für Alphons VI; er war ein Patron des Benediktinerordens und erbaute oder er- neuerte das grosse Kloster Tibães (1080) sechs Kilometer nörd- lich von Braga 1). Zu diesen Silva’s gehören in Portugal viele Adelshäuser, darunter Marquezes und Condes. Die Familie, sag- ten damals die Zeugen, sei eine der angesehensten des König- reichs; der Marques de Colares nennt einen Matias da Silva, Pre- bendado der Kathedrale von Braga, die einst mit Toledo um den Vorrang stritt; Pedro da Silva Sampaya, Inquisitor von Lissabon, Pedro da Silva de Paina, Familiar des h. Uffiz u. a. — Uebrigens ist der Name einer der verbreitetsten in Portugal; das Schrift- steller-Lexicon weist unter vielen weltlichen und kirchlichen Au- toren auch einige gelehrte Rabbinen Silva auf. Um das Jahr 1660 lebten in Porto noch Verwandte der Sevillaner Silva’s, galten dort als ritterbürtig, und bekleideten demgemäss Ehrenämter, wie das eines Polizei-Commissärs (verea- dor); sie waren Mitglieder der angesehenen Brüderschaft der Misericordia. Carreño erzählte, dass er im Palast einmal einem Calatravaritter Morexon Silva begegnet sei, der den Maler be- suchen wollte und sich dessen Vetter nannte. Der eigentliche Name unseres Malers ist also Silva. Un- geachtet dieser an Vornehmheit nichts zu wünschen übrig liess, hat Diego den Namen seiner Mutter, Velazquez, als Hauptnamen angenommen, obwol er sich zu unterzeichnen pflegte: Diego de Silva Velazquez. Aber bereits bei der Taufe seiner Tochter Juana (1619) heisst er im Kirchenbuch Diego Velazquez, und ebenso in der königlichen Ernennung (1623). Wahrscheinlich geht dieser Namenswechsel auf eine Verabredung der Eltern 1) Augusto Soares d’Azevedo Barbosa de Pinho Leal, Portugal antiguo e moderno. Lisboa 1862. IX, 365 ff. 576 ff.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/128>, abgerufen am 21.11.2024.