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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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I. Abschn. Von der Beschaffenheit
gebirge auf dem Erdboden bestehen, aus Horn- Stein-
und Jaspisarten, aus Gneiß, aus einem sehr feinen
Sandstein, und zuweilen wohl gar aus Porphyr und
Granit. Man darf nur die vornehmsten Bergwerke
in Europa befahren, oder sich aus Büchern oder
Schriften eine Kenntniß davon erworben haben, um
davon auf das vollkommenste überzeuget zu seyn. Das
berühmte Gebirge zu Königsberg in Norwegen, in
welchem so viel gediegenes Silber gegraben wird, be-
stehet bis in seinen Gipfel und in den hervorragen-
den Felsen aus dem allerfeinsten Hornstein in der
Welt, an welchem der Bergbohrer Stunden lang ar-
beitet, ohne daß man einmahl die Stelle siehet, wo
er gearbeitet hat, so, daß man diesen Hornstein mit
Feuer brennen und mürbe machen muß, damit der
Bergbohrer nur einigermaaßen darauf haften und ein-
tringen könne. Die Gebirge auf dem Harz, worin-
nen sich die dasigen Bergwerke befinden, haben fast
allenthalben keine andere Steinart, als einen schwärz-
lichen Hornstein, der aber viel weicher ist, als der zu
Königsberg. Die Meißnischen ansehnlichen Berg-
werke arbeiten fast allenthalben in einem sogenannten
Gneiß; und so darf man nur die hohen und Felsen-

gebirge
Lehrgebäude diesem Knaben zu gute halten. Man kann
ihm so gar ein kleines Lob ertheilen, daß er doch den
Anfang machet, zu denken. Allein, wenn eben dieser
Knabe auf sein kleines Lehrgebäude trotzet und pochet,
angesehene und erfahrene Persohnen, welche ihm sagen,
daß die Welt auf denen Gebirgen, die er siehet, keines-
weges ihre Endschaft erreichet habe, verachtet und
schimpfet; so verdienet er die Ruthe und Züchtigung
seines Lehrmeisters.

I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit
gebirge auf dem Erdboden beſtehen, aus Horn- Stein-
und Jaſpisarten, aus Gneiß, aus einem ſehr feinen
Sandſtein, und zuweilen wohl gar aus Porphyr und
Granit. Man darf nur die vornehmſten Bergwerke
in Europa befahren, oder ſich aus Buͤchern oder
Schriften eine Kenntniß davon erworben haben, um
davon auf das vollkommenſte uͤberzeuget zu ſeyn. Das
beruͤhmte Gebirge zu Koͤnigsberg in Norwegen, in
welchem ſo viel gediegenes Silber gegraben wird, be-
ſtehet bis in ſeinen Gipfel und in den hervorragen-
den Felſen aus dem allerfeinſten Hornſtein in der
Welt, an welchem der Bergbohrer Stunden lang ar-
beitet, ohne daß man einmahl die Stelle ſiehet, wo
er gearbeitet hat, ſo, daß man dieſen Hornſtein mit
Feuer brennen und muͤrbe machen muß, damit der
Bergbohrer nur einigermaaßen darauf haften und ein-
tringen koͤnne. Die Gebirge auf dem Harz, worin-
nen ſich die daſigen Bergwerke befinden, haben faſt
allenthalben keine andere Steinart, als einen ſchwaͤrz-
lichen Hornſtein, der aber viel weicher iſt, als der zu
Koͤnigsberg. Die Meißniſchen anſehnlichen Berg-
werke arbeiten faſt allenthalben in einem ſogenannten
Gneiß; und ſo darf man nur die hohen und Felſen-

gebirge
Lehrgebaͤude dieſem Knaben zu gute halten. Man kann
ihm ſo gar ein kleines Lob ertheilen, daß er doch den
Anfang machet, zu denken. Allein, wenn eben dieſer
Knabe auf ſein kleines Lehrgebaͤude trotzet und pochet,
angeſehene und erfahrene Perſohnen, welche ihm ſagen,
daß die Welt auf denen Gebirgen, die er ſiehet, keines-
weges ihre Endſchaft erreichet habe, verachtet und
ſchimpfet; ſo verdienet er die Ruthe und Zuͤchtigung
ſeines Lehrmeiſters.
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[52/0080] I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit gebirge auf dem Erdboden beſtehen, aus Horn- Stein- und Jaſpisarten, aus Gneiß, aus einem ſehr feinen Sandſtein, und zuweilen wohl gar aus Porphyr und Granit. Man darf nur die vornehmſten Bergwerke in Europa befahren, oder ſich aus Buͤchern oder Schriften eine Kenntniß davon erworben haben, um davon auf das vollkommenſte uͤberzeuget zu ſeyn. Das beruͤhmte Gebirge zu Koͤnigsberg in Norwegen, in welchem ſo viel gediegenes Silber gegraben wird, be- ſtehet bis in ſeinen Gipfel und in den hervorragen- den Felſen aus dem allerfeinſten Hornſtein in der Welt, an welchem der Bergbohrer Stunden lang ar- beitet, ohne daß man einmahl die Stelle ſiehet, wo er gearbeitet hat, ſo, daß man dieſen Hornſtein mit Feuer brennen und muͤrbe machen muß, damit der Bergbohrer nur einigermaaßen darauf haften und ein- tringen koͤnne. Die Gebirge auf dem Harz, worin- nen ſich die daſigen Bergwerke befinden, haben faſt allenthalben keine andere Steinart, als einen ſchwaͤrz- lichen Hornſtein, der aber viel weicher iſt, als der zu Koͤnigsberg. Die Meißniſchen anſehnlichen Berg- werke arbeiten faſt allenthalben in einem ſogenannten Gneiß; und ſo darf man nur die hohen und Felſen- gebirge d) d) Lehrgebaͤude dieſem Knaben zu gute halten. Man kann ihm ſo gar ein kleines Lob ertheilen, daß er doch den Anfang machet, zu denken. Allein, wenn eben dieſer Knabe auf ſein kleines Lehrgebaͤude trotzet und pochet, angeſehene und erfahrene Perſohnen, welche ihm ſagen, daß die Welt auf denen Gebirgen, die er ſiehet, keines- weges ihre Endſchaft erreichet habe, verachtet und ſchimpfet; ſo verdienet er die Ruthe und Zuͤchtigung ſeines Lehrmeiſters.

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/80>, abgerufen am 21.11.2024.