Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
selbst stehen würden. Jn dem Jupiter und Saturn
hingegen, insonderheit in dem letztern, müßte die
Kälte so groß seyn, daß unter seiner Linie mitten im
Sommer ein ewiges und niemahls schmelzendes Eis
seyn würde. Diese Beschaffenheiten würden alle diese
Planeten zur Bewohnung gänzlich unfähig machen.
Man müßte denn annehmen, daß sie von Creaturen
ganz anderer Art, welche eben so wenig zarte Empfin-
dungen haben, als Metall und Stein, bewohnet wür-
den. Zwar diese Art zu schließen, und die Hitze und
Kälte zu berechnen, trifft nicht allemahl ein. Die Al-
ten schlossen und berechneten auf eben die Art, wenn
sie behaupteten, daß der heiße Erdgürtel oder die Län-
der unter der Linie auf unserm Weltcörper wegen der
großen Hitze gänzlich unbewohnet wären. Dieses ist
aber in neuern Zeiten offenbahr falsch befunden worden,
weil in denen Ländern unter der Linie gewisse Umstän-
de, insonderheit in Ansehung der Winde, vorwalten,
welche die Hitze sehr mäßigen. Diese Umstände aber
waren denen Alten unbekannt. Eben dergleichen, und
andere Umstände, könnten auch in gedachten Plane-
ten statt finden, die wir einzusehen ohnmöglich im Stan-
de sind.

Jndessen könnte es noch auf eine andere Art mög-
lich seyn, daß diese erwähnten Planeten, ohngeachtet
ihrer großen Nähe oder Entfernung bey der Sonne,
dennoch einen gemäßigten Grad der Hitze oder Kälte
hätten. Wie wäre es, wenn der Dunstcreis oder die
Atmosphäre eines jeden Planeten eine Art von Brenn-

spiegel

Einleitung.
ſelbſt ſtehen wuͤrden. Jn dem Jupiter und Saturn
hingegen, inſonderheit in dem letztern, muͤßte die
Kaͤlte ſo groß ſeyn, daß unter ſeiner Linie mitten im
Sommer ein ewiges und niemahls ſchmelzendes Eis
ſeyn wuͤrde. Dieſe Beſchaffenheiten wuͤrden alle dieſe
Planeten zur Bewohnung gaͤnzlich unfaͤhig machen.
Man muͤßte denn annehmen, daß ſie von Creaturen
ganz anderer Art, welche eben ſo wenig zarte Empfin-
dungen haben, als Metall und Stein, bewohnet wuͤr-
den. Zwar dieſe Art zu ſchließen, und die Hitze und
Kaͤlte zu berechnen, trifft nicht allemahl ein. Die Al-
ten ſchloſſen und berechneten auf eben die Art, wenn
ſie behaupteten, daß der heiße Erdguͤrtel oder die Laͤn-
der unter der Linie auf unſerm Weltcoͤrper wegen der
großen Hitze gaͤnzlich unbewohnet waͤren. Dieſes iſt
aber in neuern Zeiten offenbahr falſch befunden worden,
weil in denen Laͤndern unter der Linie gewiſſe Umſtaͤn-
de, inſonderheit in Anſehung der Winde, vorwalten,
welche die Hitze ſehr maͤßigen. Dieſe Umſtaͤnde aber
waren denen Alten unbekannt. Eben dergleichen, und
andere Umſtaͤnde, koͤnnten auch in gedachten Plane-
ten ſtatt finden, die wir einzuſehen ohnmoͤglich im Stan-
de ſind.

Jndeſſen koͤnnte es noch auf eine andere Art moͤg-
lich ſeyn, daß dieſe erwaͤhnten Planeten, ohngeachtet
ihrer großen Naͤhe oder Entfernung bey der Sonne,
dennoch einen gemaͤßigten Grad der Hitze oder Kaͤlte
haͤtten. Wie waͤre es, wenn der Dunſtcreis oder die
Atmoſphaͤre eines jeden Planeten eine Art von Brenn-

ſpiegel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tehen wu&#x0364;rden. Jn dem Jupiter und Saturn<lb/>
hingegen, in&#x017F;onderheit in dem letztern, mu&#x0364;ßte die<lb/>
Ka&#x0364;lte &#x017F;o groß &#x017F;eyn, daß unter &#x017F;einer Linie mitten im<lb/>
Sommer ein ewiges und niemahls &#x017F;chmelzendes Eis<lb/>
&#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Die&#x017F;e Be&#x017F;chaffenheiten wu&#x0364;rden alle die&#x017F;e<lb/>
Planeten zur Bewohnung ga&#x0364;nzlich unfa&#x0364;hig machen.<lb/>
Man mu&#x0364;ßte denn annehmen, daß &#x017F;ie von Creaturen<lb/>
ganz anderer Art, welche eben &#x017F;o wenig zarte Empfin-<lb/>
dungen haben, als Metall und Stein, bewohnet wu&#x0364;r-<lb/>
den. Zwar die&#x017F;e Art zu &#x017F;chließen, und die Hitze und<lb/>
Ka&#x0364;lte zu berechnen, trifft nicht allemahl ein. Die Al-<lb/>
ten &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und berechneten auf eben die Art, wenn<lb/>
&#x017F;ie behaupteten, daß der heiße Erdgu&#x0364;rtel oder die La&#x0364;n-<lb/>
der unter der Linie auf un&#x017F;erm Weltco&#x0364;rper wegen der<lb/>
großen Hitze ga&#x0364;nzlich unbewohnet wa&#x0364;ren. Die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
aber in neuern Zeiten offenbahr fal&#x017F;ch befunden worden,<lb/>
weil in denen La&#x0364;ndern unter der Linie gewi&#x017F;&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
de, in&#x017F;onderheit in An&#x017F;ehung der Winde, vorwalten,<lb/>
welche die Hitze &#x017F;ehr ma&#x0364;ßigen. Die&#x017F;e Um&#x017F;ta&#x0364;nde aber<lb/>
waren denen Alten unbekannt. Eben dergleichen, und<lb/>
andere Um&#x017F;ta&#x0364;nde, ko&#x0364;nnten auch in gedachten Plane-<lb/>
ten &#x017F;tatt finden, die wir einzu&#x017F;ehen ohnmo&#x0364;glich im Stan-<lb/>
de &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte es noch auf eine andere Art mo&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;eyn, daß die&#x017F;e erwa&#x0364;hnten Planeten, ohngeachtet<lb/>
ihrer großen Na&#x0364;he oder Entfernung bey der Sonne,<lb/>
dennoch einen gema&#x0364;ßigten Grad der Hitze oder Ka&#x0364;lte<lb/>
ha&#x0364;tten. Wie wa&#x0364;re es, wenn der Dun&#x017F;tcreis oder die<lb/>
Atmo&#x017F;pha&#x0364;re eines jeden Planeten eine Art von Brenn-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;piegel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0060] Einleitung. ſelbſt ſtehen wuͤrden. Jn dem Jupiter und Saturn hingegen, inſonderheit in dem letztern, muͤßte die Kaͤlte ſo groß ſeyn, daß unter ſeiner Linie mitten im Sommer ein ewiges und niemahls ſchmelzendes Eis ſeyn wuͤrde. Dieſe Beſchaffenheiten wuͤrden alle dieſe Planeten zur Bewohnung gaͤnzlich unfaͤhig machen. Man muͤßte denn annehmen, daß ſie von Creaturen ganz anderer Art, welche eben ſo wenig zarte Empfin- dungen haben, als Metall und Stein, bewohnet wuͤr- den. Zwar dieſe Art zu ſchließen, und die Hitze und Kaͤlte zu berechnen, trifft nicht allemahl ein. Die Al- ten ſchloſſen und berechneten auf eben die Art, wenn ſie behaupteten, daß der heiße Erdguͤrtel oder die Laͤn- der unter der Linie auf unſerm Weltcoͤrper wegen der großen Hitze gaͤnzlich unbewohnet waͤren. Dieſes iſt aber in neuern Zeiten offenbahr falſch befunden worden, weil in denen Laͤndern unter der Linie gewiſſe Umſtaͤn- de, inſonderheit in Anſehung der Winde, vorwalten, welche die Hitze ſehr maͤßigen. Dieſe Umſtaͤnde aber waren denen Alten unbekannt. Eben dergleichen, und andere Umſtaͤnde, koͤnnten auch in gedachten Plane- ten ſtatt finden, die wir einzuſehen ohnmoͤglich im Stan- de ſind. Jndeſſen koͤnnte es noch auf eine andere Art moͤg- lich ſeyn, daß dieſe erwaͤhnten Planeten, ohngeachtet ihrer großen Naͤhe oder Entfernung bey der Sonne, dennoch einen gemaͤßigten Grad der Hitze oder Kaͤlte haͤtten. Wie waͤre es, wenn der Dunſtcreis oder die Atmoſphaͤre eines jeden Planeten eine Art von Brenn- ſpiegel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/60
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/60>, abgerufen am 21.11.2024.