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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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Einleitung.
Hauptplaneten beständig begleiten; so bin ich sehr
überzeugt, daß sie sich in seinem Wirbel, oder in des-
sen Luftcreise befinden, und eben dadurch genöthiget
werden, einen unaufhörlichen Umlauf um denselben
fortzusetzen. Die geschicktesten Physickundigen haben
zwar angenommen, daß sich unser Luftcreis nur vier
Meilen hoch rund um unsere Oberfläche erstrecke; da-
hingegen es gewiß ist, daß sich unser Mond wenig-
stens 48000 Meilen weit von uns entfernet befindet.
Allein, diese vier Meilen können sich ohne Zweifel nur
von etwas gröberer Luft verstehen. Die allerzarteste
und feinste Luft muß sich bis an den Luftcreis des Mon-
den erstrecken. Diese beyden Luftcreise müssen sich auf
ihren Oberflächen dergestalt mit einander vereinigen,
daß unser Luftcreis den von dem Monde berühret,
denselben mit sich fortreißt, und ihn dadurch nöthiget,
einen unaufhörlichen Creislauf um uns zu verrichten.
Dieses beweisen die ungezweifelten Wirkungen des
Monden auf die Oberfläche des Erdcörpers. Diese
Wirkungen sind nicht allein dadurch klar, daß der
Mond eine offenbahre Wirkung auf die Ebbe und Fluth
in denen Meeren hat, und dadurch einen gewissen
Druck auf unsern Luftcreis veroffenbahret; sondern auch
durch den Einfluß, den der Mond auf die Witterung
unsers Erdcörpers ungezweifelt zu Tage leget. Der
Herr Professor Kratzenstein, einer der artigsten und
gesittetsten gelehrten Männer unsers Zeitalters, der
mir ehemahls auf einer Reise nach Coppenhagen viele
Höflichkeit erzeiget, hat in verwichener Leipziger Oster-
messe eine Schrift von dem Einflusse des Monden auf
die Witterung mitgetheilet. Ob ich nun zwar diese

Schrift,

Einleitung.
Hauptplaneten beſtaͤndig begleiten; ſo bin ich ſehr
uͤberzeugt, daß ſie ſich in ſeinem Wirbel, oder in deſ-
ſen Luftcreiſe befinden, und eben dadurch genoͤthiget
werden, einen unaufhoͤrlichen Umlauf um denſelben
fortzuſetzen. Die geſchickteſten Phyſickundigen haben
zwar angenommen, daß ſich unſer Luftcreis nur vier
Meilen hoch rund um unſere Oberflaͤche erſtrecke; da-
hingegen es gewiß iſt, daß ſich unſer Mond wenig-
ſtens 48000 Meilen weit von uns entfernet befindet.
Allein, dieſe vier Meilen koͤnnen ſich ohne Zweifel nur
von etwas groͤberer Luft verſtehen. Die allerzarteſte
und feinſte Luft muß ſich bis an den Luftcreis des Mon-
den erſtrecken. Dieſe beyden Luftcreiſe muͤſſen ſich auf
ihren Oberflaͤchen dergeſtalt mit einander vereinigen,
daß unſer Luftcreis den von dem Monde beruͤhret,
denſelben mit ſich fortreißt, und ihn dadurch noͤthiget,
einen unaufhoͤrlichen Creislauf um uns zu verrichten.
Dieſes beweiſen die ungezweifelten Wirkungen des
Monden auf die Oberflaͤche des Erdcoͤrpers. Dieſe
Wirkungen ſind nicht allein dadurch klar, daß der
Mond eine offenbahre Wirkung auf die Ebbe und Fluth
in denen Meeren hat, und dadurch einen gewiſſen
Druck auf unſern Luftcreis veroffenbahret; ſondern auch
durch den Einfluß, den der Mond auf die Witterung
unſers Erdcoͤrpers ungezweifelt zu Tage leget. Der
Herr Profeſſor Kratzenſtein, einer der artigſten und
geſittetſten gelehrten Maͤnner unſers Zeitalters, der
mir ehemahls auf einer Reiſe nach Coppenhagen viele
Hoͤflichkeit erzeiget, hat in verwichener Leipziger Oſter-
meſſe eine Schrift von dem Einfluſſe des Monden auf
die Witterung mitgetheilet. Ob ich nun zwar dieſe

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[28/0056] Einleitung. Hauptplaneten beſtaͤndig begleiten; ſo bin ich ſehr uͤberzeugt, daß ſie ſich in ſeinem Wirbel, oder in deſ- ſen Luftcreiſe befinden, und eben dadurch genoͤthiget werden, einen unaufhoͤrlichen Umlauf um denſelben fortzuſetzen. Die geſchickteſten Phyſickundigen haben zwar angenommen, daß ſich unſer Luftcreis nur vier Meilen hoch rund um unſere Oberflaͤche erſtrecke; da- hingegen es gewiß iſt, daß ſich unſer Mond wenig- ſtens 48000 Meilen weit von uns entfernet befindet. Allein, dieſe vier Meilen koͤnnen ſich ohne Zweifel nur von etwas groͤberer Luft verſtehen. Die allerzarteſte und feinſte Luft muß ſich bis an den Luftcreis des Mon- den erſtrecken. Dieſe beyden Luftcreiſe muͤſſen ſich auf ihren Oberflaͤchen dergeſtalt mit einander vereinigen, daß unſer Luftcreis den von dem Monde beruͤhret, denſelben mit ſich fortreißt, und ihn dadurch noͤthiget, einen unaufhoͤrlichen Creislauf um uns zu verrichten. Dieſes beweiſen die ungezweifelten Wirkungen des Monden auf die Oberflaͤche des Erdcoͤrpers. Dieſe Wirkungen ſind nicht allein dadurch klar, daß der Mond eine offenbahre Wirkung auf die Ebbe und Fluth in denen Meeren hat, und dadurch einen gewiſſen Druck auf unſern Luftcreis veroffenbahret; ſondern auch durch den Einfluß, den der Mond auf die Witterung unſers Erdcoͤrpers ungezweifelt zu Tage leget. Der Herr Profeſſor Kratzenſtein, einer der artigſten und geſittetſten gelehrten Maͤnner unſers Zeitalters, der mir ehemahls auf einer Reiſe nach Coppenhagen viele Hoͤflichkeit erzeiget, hat in verwichener Leipziger Oſter- meſſe eine Schrift von dem Einfluſſe des Monden auf die Witterung mitgetheilet. Ob ich nun zwar dieſe Schrift,

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/56>, abgerufen am 07.05.2024.