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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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Einleitung.
der Sonne sich nicht genau nach dem Verhältniß der
Größe ihrer Cörper richtet; wie denn in der That bey
einigen eine Ausnahme zu machen nöthig seyn würde,
wenn anders die Bestimmungen ihrer Größe von den
neuern besten Mathematikern richtig sind; so würde
solches auf die Beschaffenheit des Wassers auf derglei-
chen Weltcörpern ankommen. Ein Planet, der sich
näher bey der Sonne befindet, als es nach dem Ver-
hältniß seiner Größe mit andern Weltcörpern statt fin-
den sollte, wird wahrscheinlich weit weniger Wasser
auf seiner Oberfläche haben, als ein etwas kleinerer
Planet, der sich weiter, als er, von der Sonne ent-
fernet befindet.

So bald als die Planeten und Cometen in Stü-
cken von den Sonnenklumpen abgerissen waren, und
das Sonnenfeuer dadurch mittelst Verliehrung dieser
Rinde genugsame Luft bekommen hatte, in volle Flam-
men auszubrechen; so waren die Planeten durch ihren
Sturz und durch die Gegenwirkung der anziehenden
Kraft der Sonne, nicht so bald in die Laufbahnen
ihrer jetzigen Bewegung um die Sonne gekommen, als
sich ein Dunstcreis um jeden Planetencörper zu formi-
ren anfieng. Dieses war abermahls eine ganz natürliche
Folge und Wirkung von der neu hervorgebrochenen
Sonne. Jhre wärmenden Strahlen beschienen diese
Planetencörper, und da dieselben größtentheils mit
Wasser bedecket waren; so zertheilte sich ein Theil die-
ses Wassers in Dünste und Luft, und bildete dadurch
einen Dunstcreis um jeden Planeten. Die Luft ist
nichts anders, als ein achthundertmahl verdünntes Was-
ser; und das Waser ist bloß eine achthundertmahl ver-

dickte
B 5

Einleitung.
der Sonne ſich nicht genau nach dem Verhaͤltniß der
Groͤße ihrer Coͤrper richtet; wie denn in der That bey
einigen eine Ausnahme zu machen noͤthig ſeyn wuͤrde,
wenn anders die Beſtimmungen ihrer Groͤße von den
neuern beſten Mathematikern richtig ſind; ſo wuͤrde
ſolches auf die Beſchaffenheit des Waſſers auf derglei-
chen Weltcoͤrpern ankommen. Ein Planet, der ſich
naͤher bey der Sonne befindet, als es nach dem Ver-
haͤltniß ſeiner Groͤße mit andern Weltcoͤrpern ſtatt fin-
den ſollte, wird wahrſcheinlich weit weniger Waſſer
auf ſeiner Oberflaͤche haben, als ein etwas kleinerer
Planet, der ſich weiter, als er, von der Sonne ent-
fernet befindet.

So bald als die Planeten und Cometen in Stuͤ-
cken von den Sonnenklumpen abgeriſſen waren, und
das Sonnenfeuer dadurch mittelſt Verliehrung dieſer
Rinde genugſame Luft bekommen hatte, in volle Flam-
men auszubrechen; ſo waren die Planeten durch ihren
Sturz und durch die Gegenwirkung der anziehenden
Kraft der Sonne, nicht ſo bald in die Laufbahnen
ihrer jetzigen Bewegung um die Sonne gekommen, als
ſich ein Dunſtcreis um jeden Planetencoͤrper zu formi-
ren anfieng. Dieſes war abermahls eine ganz natuͤrliche
Folge und Wirkung von der neu hervorgebrochenen
Sonne. Jhre waͤrmenden Strahlen beſchienen dieſe
Planetencoͤrper, und da dieſelben groͤßtentheils mit
Waſſer bedecket waren; ſo zertheilte ſich ein Theil die-
ſes Waſſers in Duͤnſte und Luft, und bildete dadurch
einen Dunſtcreis um jeden Planeten. Die Luft iſt
nichts anders, als ein achthundertmahl verduͤnntes Waſ-
ſer; und das Waſer iſt bloß eine achthundertmahl ver-

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[25/0053] Einleitung. der Sonne ſich nicht genau nach dem Verhaͤltniß der Groͤße ihrer Coͤrper richtet; wie denn in der That bey einigen eine Ausnahme zu machen noͤthig ſeyn wuͤrde, wenn anders die Beſtimmungen ihrer Groͤße von den neuern beſten Mathematikern richtig ſind; ſo wuͤrde ſolches auf die Beſchaffenheit des Waſſers auf derglei- chen Weltcoͤrpern ankommen. Ein Planet, der ſich naͤher bey der Sonne befindet, als es nach dem Ver- haͤltniß ſeiner Groͤße mit andern Weltcoͤrpern ſtatt fin- den ſollte, wird wahrſcheinlich weit weniger Waſſer auf ſeiner Oberflaͤche haben, als ein etwas kleinerer Planet, der ſich weiter, als er, von der Sonne ent- fernet befindet. So bald als die Planeten und Cometen in Stuͤ- cken von den Sonnenklumpen abgeriſſen waren, und das Sonnenfeuer dadurch mittelſt Verliehrung dieſer Rinde genugſame Luft bekommen hatte, in volle Flam- men auszubrechen; ſo waren die Planeten durch ihren Sturz und durch die Gegenwirkung der anziehenden Kraft der Sonne, nicht ſo bald in die Laufbahnen ihrer jetzigen Bewegung um die Sonne gekommen, als ſich ein Dunſtcreis um jeden Planetencoͤrper zu formi- ren anfieng. Dieſes war abermahls eine ganz natuͤrliche Folge und Wirkung von der neu hervorgebrochenen Sonne. Jhre waͤrmenden Strahlen beſchienen dieſe Planetencoͤrper, und da dieſelben groͤßtentheils mit Waſſer bedecket waren; ſo zertheilte ſich ein Theil die- ſes Waſſers in Duͤnſte und Luft, und bildete dadurch einen Dunſtcreis um jeden Planeten. Die Luft iſt nichts anders, als ein achthundertmahl verduͤnntes Waſ- ſer; und das Waſer iſt bloß eine achthundertmahl ver- dickte B 5

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/53>, abgerufen am 07.05.2024.