Jndessen könnte auch aus einem solchen unordent- lichen Herumschweifen aller Sonnen und Planeten kein Schein oder Vorstellung von einem Herabfallen entste- hen. Wenn die Planeten sich in ihrer ordentlichen Laufbahn mit aller Stärke ihrer Triebfedern um ihre Sonnen bewegen; so geschiehet solches mit einer sol- chen erstaunlichen Geschwindigkeit, die alle Vorstel- lung übersteiget, und von welcher die Vernunft nicht einsehen kann, daß diese Geschwindigkeit auf irgend einige Art vergrößert werden könnte. Dennoch ent- stehet dadurch niemahls der Schein eines Herabfallens, wenn auch der Lauf eines Planeten oder Cometen wirk- lich nach der Gegend unsers Erdcörpers zu gerichtet ist. Himmelscörper, die unordentlich herumschweif- ten, und mithin aller Triebfedern ihrer vorigen gros- sen Geschwindigkeit beraubet wären, könnten bey wei- tem nicht so geschwind fortlaufen, als sie vorhin ver- mittelst der Stärke aller ihrer Triebfedern gethan hät- ten. Eben diese Beschaffenheit würde es also auch haben, wenn unser Erdcörper selbst durch die All- machtshand Gottes aus seiner Laufbahn gerissen wäre, und in dem unendlichen Raume herumschweifte. An- statt, daß sich die Schnelligkeit seines Fortschießens in dem unendlichen Raume vermehren sollte; so würde sich seine Geschwindigkeit vielmehr vermindern, weil er nunmehro aller Triebfedern zu seinem Fortlaufe be- raubet wäre. Wahrscheinlich würde er weiter nichts thun, als daß er sich auf einer Stelle um seine Axe bewegte; so, wie wir solches an denen Sonnen wahr- nehmen, die mit keinen Triebfedern zum Fortlaufen
ver-
A a 5
der Welt nach der Offenbahrung.
Jndeſſen koͤnnte auch aus einem ſolchen unordent- lichen Herumſchweifen aller Sonnen und Planeten kein Schein oder Vorſtellung von einem Herabfallen entſte- hen. Wenn die Planeten ſich in ihrer ordentlichen Laufbahn mit aller Staͤrke ihrer Triebfedern um ihre Sonnen bewegen; ſo geſchiehet ſolches mit einer ſol- chen erſtaunlichen Geſchwindigkeit, die alle Vorſtel- lung uͤberſteiget, und von welcher die Vernunft nicht einſehen kann, daß dieſe Geſchwindigkeit auf irgend einige Art vergroͤßert werden koͤnnte. Dennoch ent- ſtehet dadurch niemahls der Schein eines Herabfallens, wenn auch der Lauf eines Planeten oder Cometen wirk- lich nach der Gegend unſers Erdcoͤrpers zu gerichtet iſt. Himmelscoͤrper, die unordentlich herumſchweif- ten, und mithin aller Triebfedern ihrer vorigen groſ- ſen Geſchwindigkeit beraubet waͤren, koͤnnten bey wei- tem nicht ſo geſchwind fortlaufen, als ſie vorhin ver- mittelſt der Staͤrke aller ihrer Triebfedern gethan haͤt- ten. Eben dieſe Beſchaffenheit wuͤrde es alſo auch haben, wenn unſer Erdcoͤrper ſelbſt durch die All- machtshand Gottes aus ſeiner Laufbahn geriſſen waͤre, und in dem unendlichen Raume herumſchweifte. An- ſtatt, daß ſich die Schnelligkeit ſeines Fortſchießens in dem unendlichen Raume vermehren ſollte; ſo wuͤrde ſich ſeine Geſchwindigkeit vielmehr vermindern, weil er nunmehro aller Triebfedern zu ſeinem Fortlaufe be- raubet waͤre. Wahrſcheinlich wuͤrde er weiter nichts thun, als daß er ſich auf einer Stelle um ſeine Axe bewegte; ſo, wie wir ſolches an denen Sonnen wahr- nehmen, die mit keinen Triebfedern zum Fortlaufen
ver-
A a 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0405"n="377"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Welt nach der Offenbahrung.</hi></fw><lb/><p>Jndeſſen koͤnnte auch aus einem ſolchen unordent-<lb/>
lichen Herumſchweifen aller Sonnen und Planeten kein<lb/>
Schein oder Vorſtellung von einem Herabfallen entſte-<lb/>
hen. Wenn die Planeten ſich in ihrer ordentlichen<lb/>
Laufbahn mit aller Staͤrke ihrer Triebfedern um ihre<lb/>
Sonnen bewegen; ſo geſchiehet ſolches mit einer ſol-<lb/>
chen erſtaunlichen Geſchwindigkeit, die alle Vorſtel-<lb/>
lung uͤberſteiget, und von welcher die Vernunft nicht<lb/>
einſehen kann, daß dieſe Geſchwindigkeit auf irgend<lb/>
einige Art vergroͤßert werden koͤnnte. Dennoch ent-<lb/>ſtehet dadurch niemahls der Schein eines Herabfallens,<lb/>
wenn auch der Lauf eines Planeten oder Cometen wirk-<lb/>
lich nach der Gegend unſers Erdcoͤrpers zu gerichtet<lb/>
iſt. Himmelscoͤrper, die unordentlich herumſchweif-<lb/>
ten, und mithin aller Triebfedern ihrer vorigen groſ-<lb/>ſen Geſchwindigkeit beraubet waͤren, koͤnnten bey wei-<lb/>
tem nicht ſo geſchwind fortlaufen, als ſie vorhin ver-<lb/>
mittelſt der Staͤrke aller ihrer Triebfedern gethan haͤt-<lb/>
ten. Eben dieſe Beſchaffenheit wuͤrde es alſo auch<lb/>
haben, wenn unſer Erdcoͤrper ſelbſt durch die All-<lb/>
machtshand Gottes aus ſeiner Laufbahn geriſſen waͤre,<lb/>
und in dem unendlichen Raume herumſchweifte. An-<lb/>ſtatt, daß ſich die Schnelligkeit ſeines Fortſchießens in<lb/>
dem unendlichen Raume vermehren ſollte; ſo wuͤrde<lb/>ſich ſeine Geſchwindigkeit vielmehr vermindern, weil<lb/>
er nunmehro aller Triebfedern zu ſeinem Fortlaufe be-<lb/>
raubet waͤre. Wahrſcheinlich wuͤrde er weiter nichts<lb/>
thun, als daß er ſich auf einer Stelle um ſeine Axe<lb/>
bewegte; ſo, wie wir ſolches an denen Sonnen wahr-<lb/>
nehmen, die mit keinen Triebfedern zum Fortlaufen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[377/0405]
der Welt nach der Offenbahrung.
Jndeſſen koͤnnte auch aus einem ſolchen unordent-
lichen Herumſchweifen aller Sonnen und Planeten kein
Schein oder Vorſtellung von einem Herabfallen entſte-
hen. Wenn die Planeten ſich in ihrer ordentlichen
Laufbahn mit aller Staͤrke ihrer Triebfedern um ihre
Sonnen bewegen; ſo geſchiehet ſolches mit einer ſol-
chen erſtaunlichen Geſchwindigkeit, die alle Vorſtel-
lung uͤberſteiget, und von welcher die Vernunft nicht
einſehen kann, daß dieſe Geſchwindigkeit auf irgend
einige Art vergroͤßert werden koͤnnte. Dennoch ent-
ſtehet dadurch niemahls der Schein eines Herabfallens,
wenn auch der Lauf eines Planeten oder Cometen wirk-
lich nach der Gegend unſers Erdcoͤrpers zu gerichtet
iſt. Himmelscoͤrper, die unordentlich herumſchweif-
ten, und mithin aller Triebfedern ihrer vorigen groſ-
ſen Geſchwindigkeit beraubet waͤren, koͤnnten bey wei-
tem nicht ſo geſchwind fortlaufen, als ſie vorhin ver-
mittelſt der Staͤrke aller ihrer Triebfedern gethan haͤt-
ten. Eben dieſe Beſchaffenheit wuͤrde es alſo auch
haben, wenn unſer Erdcoͤrper ſelbſt durch die All-
machtshand Gottes aus ſeiner Laufbahn geriſſen waͤre,
und in dem unendlichen Raume herumſchweifte. An-
ſtatt, daß ſich die Schnelligkeit ſeines Fortſchießens in
dem unendlichen Raume vermehren ſollte; ſo wuͤrde
ſich ſeine Geſchwindigkeit vielmehr vermindern, weil
er nunmehro aller Triebfedern zu ſeinem Fortlaufe be-
raubet waͤre. Wahrſcheinlich wuͤrde er weiter nichts
thun, als daß er ſich auf einer Stelle um ſeine Axe
bewegte; ſo, wie wir ſolches an denen Sonnen wahr-
nehmen, die mit keinen Triebfedern zum Fortlaufen
ver-
A a 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/405>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.