Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

mit dem Alterthum des Erdcörpers.
Die meisten Völker in Ostindien leben in eben so heis-
sen, und in der That noch heißern Himmelsgegenden,
als vorhin gedachte Mohren. Dennoch haben die-
selben in einer Menge von Zeugungen keinesweges
die so sehr schwarze Farbe der Mohren erlangt. Sie
sind nur schwarzgelb, ja die meisten nur braungelb;
und ihr Frauenzimmer, welches sich der Hitze der
Sonne niemahls aussetzet, giebt unsern Europäischen
Schönen an weißer Farbe nichts nach. Ganz an-
ders aber verhält es sich mit dem ganzen Geschlecht
der Mohren. Die schwarze Farbe ist ihnen wesent-
lich und von Natur eigen; und wenn sie auch in Eu-
ropa oder andern gemäßigten Ländern eine lange Zeit
und viele Zeugungen hindurch ihren Aufenthalt ha-
ben; so verändert sich deshalb nichts an ihrer schwar-
zen Farbe, sie werden deshalb nicht schwarzgelb, oder
endlich gar weiß. Wir sind hiervon nunmehro auf
das vollkommenste überzeuget, da die englischen Co-
lonien in dem nordlichen Theil von America, und
folglich in einer gemäßigten Himmelsgegend sich nun-
mehro seit hundert Jahren der Mohren aus Africa,
oder der sogenannten Regern, in ihren Pflanzungen
als Sclaven bedienen. So lange diese Negern sich
nur unter einander selbst verheyrathen, und sich nicht
mit weißen Menschen vermischen; so bleibet die Far-
be ihrer Nachkommen, ohngeachtet ihres veränderten
Aufenthalts, in allen folgenden Zeugungen eben
so pechschwarz, als sie auf der Küste von Africa
waren.

Das
U 4

mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers.
Die meiſten Voͤlker in Oſtindien leben in eben ſo heiſ-
ſen, und in der That noch heißern Himmelsgegenden,
als vorhin gedachte Mohren. Dennoch haben die-
ſelben in einer Menge von Zeugungen keinesweges
die ſo ſehr ſchwarze Farbe der Mohren erlangt. Sie
ſind nur ſchwarzgelb, ja die meiſten nur braungelb;
und ihr Frauenzimmer, welches ſich der Hitze der
Sonne niemahls ausſetzet, giebt unſern Europaͤiſchen
Schoͤnen an weißer Farbe nichts nach. Ganz an-
ders aber verhaͤlt es ſich mit dem ganzen Geſchlecht
der Mohren. Die ſchwarze Farbe iſt ihnen weſent-
lich und von Natur eigen; und wenn ſie auch in Eu-
ropa oder andern gemaͤßigten Laͤndern eine lange Zeit
und viele Zeugungen hindurch ihren Aufenthalt ha-
ben; ſo veraͤndert ſich deshalb nichts an ihrer ſchwar-
zen Farbe, ſie werden deshalb nicht ſchwarzgelb, oder
endlich gar weiß. Wir ſind hiervon nunmehro auf
das vollkommenſte uͤberzeuget, da die engliſchen Co-
lonien in dem nordlichen Theil von America, und
folglich in einer gemaͤßigten Himmelsgegend ſich nun-
mehro ſeit hundert Jahren der Mohren aus Africa,
oder der ſogenannten Regern, in ihren Pflanzungen
als Sclaven bedienen. So lange dieſe Negern ſich
nur unter einander ſelbſt verheyrathen, und ſich nicht
mit weißen Menſchen vermiſchen; ſo bleibet die Far-
be ihrer Nachkommen, ohngeachtet ihres veraͤnderten
Aufenthalts, in allen folgenden Zeugungen eben
ſo pechſchwarz, als ſie auf der Kuͤſte von Africa
waren.

Das
U 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="311"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">mit dem Alterthum des Erdco&#x0364;rpers.</hi></fw><lb/>
Die mei&#x017F;ten Vo&#x0364;lker in O&#x017F;tindien leben in eben &#x017F;o hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und in der That noch heißern Himmelsgegenden,<lb/>
als vorhin gedachte Mohren. Dennoch haben die-<lb/>
&#x017F;elben in einer Menge von Zeugungen keinesweges<lb/>
die &#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;chwarze Farbe der Mohren erlangt. Sie<lb/>
&#x017F;ind nur &#x017F;chwarzgelb, ja die mei&#x017F;ten nur braungelb;<lb/>
und ihr Frauenzimmer, welches &#x017F;ich der Hitze der<lb/>
Sonne niemahls aus&#x017F;etzet, giebt un&#x017F;ern Europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Scho&#x0364;nen an weißer Farbe nichts nach. Ganz an-<lb/>
ders aber verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit dem ganzen Ge&#x017F;chlecht<lb/>
der Mohren. Die &#x017F;chwarze Farbe i&#x017F;t ihnen we&#x017F;ent-<lb/>
lich und von Natur eigen; und wenn &#x017F;ie auch in Eu-<lb/>
ropa oder andern gema&#x0364;ßigten La&#x0364;ndern eine lange Zeit<lb/>
und viele Zeugungen hindurch ihren Aufenthalt ha-<lb/>
ben; &#x017F;o vera&#x0364;ndert &#x017F;ich deshalb nichts an ihrer &#x017F;chwar-<lb/>
zen Farbe, &#x017F;ie werden deshalb nicht &#x017F;chwarzgelb, oder<lb/>
endlich gar weiß. Wir &#x017F;ind hiervon nunmehro auf<lb/>
das vollkommen&#x017F;te u&#x0364;berzeuget, da die engli&#x017F;chen Co-<lb/>
lonien in dem nordlichen Theil von America, und<lb/>
folglich in einer gema&#x0364;ßigten Himmelsgegend &#x017F;ich nun-<lb/>
mehro &#x017F;eit hundert Jahren der Mohren aus Africa,<lb/>
oder der &#x017F;ogenannten Regern, in ihren Pflanzungen<lb/>
als Sclaven bedienen. So lange die&#x017F;e Negern &#x017F;ich<lb/>
nur unter einander &#x017F;elb&#x017F;t verheyrathen, und &#x017F;ich nicht<lb/>
mit weißen Men&#x017F;chen vermi&#x017F;chen; &#x017F;o bleibet die Far-<lb/>
be ihrer Nachkommen, ohngeachtet ihres vera&#x0364;nderten<lb/>
Aufenthalts, in allen folgenden Zeugungen eben<lb/>
&#x017F;o pech&#x017F;chwarz, als &#x017F;ie auf der Ku&#x0364;&#x017F;te von Africa<lb/>
waren.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">U 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0339] mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers. Die meiſten Voͤlker in Oſtindien leben in eben ſo heiſ- ſen, und in der That noch heißern Himmelsgegenden, als vorhin gedachte Mohren. Dennoch haben die- ſelben in einer Menge von Zeugungen keinesweges die ſo ſehr ſchwarze Farbe der Mohren erlangt. Sie ſind nur ſchwarzgelb, ja die meiſten nur braungelb; und ihr Frauenzimmer, welches ſich der Hitze der Sonne niemahls ausſetzet, giebt unſern Europaͤiſchen Schoͤnen an weißer Farbe nichts nach. Ganz an- ders aber verhaͤlt es ſich mit dem ganzen Geſchlecht der Mohren. Die ſchwarze Farbe iſt ihnen weſent- lich und von Natur eigen; und wenn ſie auch in Eu- ropa oder andern gemaͤßigten Laͤndern eine lange Zeit und viele Zeugungen hindurch ihren Aufenthalt ha- ben; ſo veraͤndert ſich deshalb nichts an ihrer ſchwar- zen Farbe, ſie werden deshalb nicht ſchwarzgelb, oder endlich gar weiß. Wir ſind hiervon nunmehro auf das vollkommenſte uͤberzeuget, da die engliſchen Co- lonien in dem nordlichen Theil von America, und folglich in einer gemaͤßigten Himmelsgegend ſich nun- mehro ſeit hundert Jahren der Mohren aus Africa, oder der ſogenannten Regern, in ihren Pflanzungen als Sclaven bedienen. So lange dieſe Negern ſich nur unter einander ſelbſt verheyrathen, und ſich nicht mit weißen Menſchen vermiſchen; ſo bleibet die Far- be ihrer Nachkommen, ohngeachtet ihres veraͤnderten Aufenthalts, in allen folgenden Zeugungen eben ſo pechſchwarz, als ſie auf der Kuͤſte von Africa waren. Das U 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/339
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/339>, abgerufen am 18.12.2024.