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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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mit dem Alterthum des Erdcörpers.
menschlichen Creaturen bewohnet gewesen wäre, so-
wohl die Sonne, als das von derselben abgerissene
Stück, den nunmehrigen Mond in aller ihrer Pracht
auf unserm Weltcörper wahrnehmen. Eben dieses
fand in Ansehung der Sterne statt. Man muß aber
allerdings zugeben, daß die Bibel nach den mensch-
lichen Begriffen und denen damahligen Einsichten von
der Schöpfung redet, und dieselbe solchergestalt be-
schreibet, wie sie damahls menschlichen Creaturen,
wenn sie sich auf unserm Erdcörper befunden hät-
ten, vorgekommen wäre; denn wie hätte sonst von
dem Monde, als von einem Lichte geredet werden kön-
nen. Man ist heut zu Tage nur allzu gewiß versi-
chert, daß der Mond keinesweges ein eignes Licht
habe; sondern daß aller sein Schein bloß daraus ent-
stehet, weil die auf ihn fallenden Sonnenstrahlen auf
unsern Erdcörper zurückprallen. Lasset uns nunmehro
die Beschreibung des fünften Schöpfungstages be-
trachten. Sie lautet also:

"Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser
&q;mit webenden und lebendigen Thieren und mit Gevö-
&q;gel, das auf der Erde unter der Veste des Himmels
&q;fliege. Und Gott schuf große Wallfische, und aller-
&q;ley Thier, das da lebet und webet, und vom Was-
&q;ser erreget ward, ein jegliches nach seiner Art,
&q;und allerley gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach
&q;seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
&q;Und Gott segnete sie, und sprach: Seyd fruchtbar,
&q;und mehret euch, und erfüllet das Wasser im
&q;Meer, und das Gevögel mehre sich auf Erden.
&q;Da
U

mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers.
menſchlichen Creaturen bewohnet geweſen waͤre, ſo-
wohl die Sonne, als das von derſelben abgeriſſene
Stuͤck, den nunmehrigen Mond in aller ihrer Pracht
auf unſerm Weltcoͤrper wahrnehmen. Eben dieſes
fand in Anſehung der Sterne ſtatt. Man muß aber
allerdings zugeben, daß die Bibel nach den menſch-
lichen Begriffen und denen damahligen Einſichten von
der Schoͤpfung redet, und dieſelbe ſolchergeſtalt be-
ſchreibet, wie ſie damahls menſchlichen Creaturen,
wenn ſie ſich auf unſerm Erdcoͤrper befunden haͤt-
ten, vorgekommen waͤre; denn wie haͤtte ſonſt von
dem Monde, als von einem Lichte geredet werden koͤn-
nen. Man iſt heut zu Tage nur allzu gewiß verſi-
chert, daß der Mond keinesweges ein eignes Licht
habe; ſondern daß aller ſein Schein bloß daraus ent-
ſtehet, weil die auf ihn fallenden Sonnenſtrahlen auf
unſern Erdcoͤrper zuruͤckprallen. Laſſet uns nunmehro
die Beſchreibung des fuͤnften Schoͤpfungstages be-
trachten. Sie lautet alſo:

„Und Gott ſprach: Es errege ſich das Waſſer
&q;mit webenden und lebendigen Thieren und mit Gevoͤ-
&q;gel, das auf der Erde unter der Veſte des Himmels
&q;fliege. Und Gott ſchuf große Wallfiſche, und aller-
&q;ley Thier, das da lebet und webet, und vom Waſ-
&q;ſer erreget ward, ein jegliches nach ſeiner Art,
&q;und allerley gefiedertes Gevoͤgel, ein jegliches nach
&q;ſeiner Art. Und Gott ſah, daß es gut war.
&q;Und Gott ſegnete ſie, und ſprach: Seyd fruchtbar,
&q;und mehret euch, und erfuͤllet das Waſſer im
&q;Meer, und das Gevoͤgel mehre ſich auf Erden.
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[305/0333] mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers. menſchlichen Creaturen bewohnet geweſen waͤre, ſo- wohl die Sonne, als das von derſelben abgeriſſene Stuͤck, den nunmehrigen Mond in aller ihrer Pracht auf unſerm Weltcoͤrper wahrnehmen. Eben dieſes fand in Anſehung der Sterne ſtatt. Man muß aber allerdings zugeben, daß die Bibel nach den menſch- lichen Begriffen und denen damahligen Einſichten von der Schoͤpfung redet, und dieſelbe ſolchergeſtalt be- ſchreibet, wie ſie damahls menſchlichen Creaturen, wenn ſie ſich auf unſerm Erdcoͤrper befunden haͤt- ten, vorgekommen waͤre; denn wie haͤtte ſonſt von dem Monde, als von einem Lichte geredet werden koͤn- nen. Man iſt heut zu Tage nur allzu gewiß verſi- chert, daß der Mond keinesweges ein eignes Licht habe; ſondern daß aller ſein Schein bloß daraus ent- ſtehet, weil die auf ihn fallenden Sonnenſtrahlen auf unſern Erdcoͤrper zuruͤckprallen. Laſſet uns nunmehro die Beſchreibung des fuͤnften Schoͤpfungstages be- trachten. Sie lautet alſo: „Und Gott ſprach: Es errege ſich das Waſſer &q;mit webenden und lebendigen Thieren und mit Gevoͤ- &q;gel, das auf der Erde unter der Veſte des Himmels &q;fliege. Und Gott ſchuf große Wallfiſche, und aller- &q;ley Thier, das da lebet und webet, und vom Waſ- &q;ſer erreget ward, ein jegliches nach ſeiner Art, &q;und allerley gefiedertes Gevoͤgel, ein jegliches nach &q;ſeiner Art. Und Gott ſah, daß es gut war. &q;Und Gott ſegnete ſie, und ſprach: Seyd fruchtbar, &q;und mehret euch, und erfuͤllet das Waſſer im &q;Meer, und das Gevoͤgel mehre ſich auf Erden. &q;Da U

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/333>, abgerufen am 09.05.2024.