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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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mit dem Alterthum des Erdcörpers.

Auch mit diesem dritten Schöpfungstage stimmet
mein Lehrgebäude vollkommen überein. Nachdem die
Planeten sich in großen Stücken von dem Sonnen-
klumpen losgerissen hatten, und vermöge der wesent-
lichen Natur ihrer uhrsprünglichen Atomen die Bewe-
gung um ihre eigene Axe fortsetzten, auch von der an-
ziehenden Kraft der Sonne, die indessen immer stär-
ker zu brennen angefangen hatte, in einem beständi-
gen Creislaufe um dieselbe erhalten wurden; so hat-
te unser Erdcörper seinen ellyptischen Creislauf um die
Sonne kaum zweymahl vollendet, als sich derselbe
vermittelst eben dieser Bewegung um die Sonne, und
um seine eigene Axe, zu einer Kugel merklich zu bil-
den anfieng, die an den Polen etwas eingedrückt war.
Hierdurch geschah es, daß sich die Wasser auf dem
Erdcörper in denen Vertiefungen sammleten, die Er-
höhungen aber als trockenes Land zum Vorschein ka-
men. Zu gleicher Zeit aber fieng sich an durch diese
Bewegung und durch die Wirkung der Sonne seine
Atmosphäre oder Luftcreis aus denen Dünsten des
Wassers zu formiren, wodurch also das Wasser auf
dem Erdcörper gleichfalls vermindert wurde, und noch
mehr trockenes und festes Land entstand. Dieses tro-
ckene Land erzeugte durch die noch neue und frische
Kraft seiner jungen Erde und vermittelst eines gerin-
gen Antheils an Oehl, welches auf dessen Oberfläche
kleben geblieben war, die Kräuter, Pflanzen und
Bäume, die also bey dem dritten Umlauf des Erdcör-
pers um die Sonne zu wachsen anfiengen. Jedoch, wir
wollen nunmehro sehen, was an dem vierten Schöpfungs-
tage nach Maaßgebung der Bibel vorgieng.

"Und
mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers.

Auch mit dieſem dritten Schoͤpfungstage ſtimmet
mein Lehrgebaͤude vollkommen uͤberein. Nachdem die
Planeten ſich in großen Stuͤcken von dem Sonnen-
klumpen losgeriſſen hatten, und vermoͤge der weſent-
lichen Natur ihrer uhrſpruͤnglichen Atomen die Bewe-
gung um ihre eigene Axe fortſetzten, auch von der an-
ziehenden Kraft der Sonne, die indeſſen immer ſtaͤr-
ker zu brennen angefangen hatte, in einem beſtaͤndi-
gen Creislaufe um dieſelbe erhalten wurden; ſo hat-
te unſer Erdcoͤrper ſeinen ellyptiſchen Creislauf um die
Sonne kaum zweymahl vollendet, als ſich derſelbe
vermittelſt eben dieſer Bewegung um die Sonne, und
um ſeine eigene Axe, zu einer Kugel merklich zu bil-
den anfieng, die an den Polen etwas eingedruͤckt war.
Hierdurch geſchah es, daß ſich die Waſſer auf dem
Erdcoͤrper in denen Vertiefungen ſammleten, die Er-
hoͤhungen aber als trockenes Land zum Vorſchein ka-
men. Zu gleicher Zeit aber fieng ſich an durch dieſe
Bewegung und durch die Wirkung der Sonne ſeine
Atmoſphaͤre oder Luftcreis aus denen Duͤnſten des
Waſſers zu formiren, wodurch alſo das Waſſer auf
dem Erdcoͤrper gleichfalls vermindert wurde, und noch
mehr trockenes und feſtes Land entſtand. Dieſes tro-
ckene Land erzeugte durch die noch neue und friſche
Kraft ſeiner jungen Erde und vermittelſt eines gerin-
gen Antheils an Oehl, welches auf deſſen Oberflaͤche
kleben geblieben war, die Kraͤuter, Pflanzen und
Baͤume, die alſo bey dem dritten Umlauf des Erdcoͤr-
pers um die Sonne zu wachſen anfiengen. Jedoch, wir
wollen nunmehro ſehen, was an dem vierten Schoͤpfungs-
tage nach Maaßgebung der Bibel vorgieng.

„Und
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[303/0331] mit dem Alterthum des Erdcoͤrpers. Auch mit dieſem dritten Schoͤpfungstage ſtimmet mein Lehrgebaͤude vollkommen uͤberein. Nachdem die Planeten ſich in großen Stuͤcken von dem Sonnen- klumpen losgeriſſen hatten, und vermoͤge der weſent- lichen Natur ihrer uhrſpruͤnglichen Atomen die Bewe- gung um ihre eigene Axe fortſetzten, auch von der an- ziehenden Kraft der Sonne, die indeſſen immer ſtaͤr- ker zu brennen angefangen hatte, in einem beſtaͤndi- gen Creislaufe um dieſelbe erhalten wurden; ſo hat- te unſer Erdcoͤrper ſeinen ellyptiſchen Creislauf um die Sonne kaum zweymahl vollendet, als ſich derſelbe vermittelſt eben dieſer Bewegung um die Sonne, und um ſeine eigene Axe, zu einer Kugel merklich zu bil- den anfieng, die an den Polen etwas eingedruͤckt war. Hierdurch geſchah es, daß ſich die Waſſer auf dem Erdcoͤrper in denen Vertiefungen ſammleten, die Er- hoͤhungen aber als trockenes Land zum Vorſchein ka- men. Zu gleicher Zeit aber fieng ſich an durch dieſe Bewegung und durch die Wirkung der Sonne ſeine Atmoſphaͤre oder Luftcreis aus denen Duͤnſten des Waſſers zu formiren, wodurch alſo das Waſſer auf dem Erdcoͤrper gleichfalls vermindert wurde, und noch mehr trockenes und feſtes Land entſtand. Dieſes tro- ckene Land erzeugte durch die noch neue und friſche Kraft ſeiner jungen Erde und vermittelſt eines gerin- gen Antheils an Oehl, welches auf deſſen Oberflaͤche kleben geblieben war, die Kraͤuter, Pflanzen und Baͤume, die alſo bey dem dritten Umlauf des Erdcoͤr- pers um die Sonne zu wachſen anfiengen. Jedoch, wir wollen nunmehro ſehen, was an dem vierten Schoͤpfungs- tage nach Maaßgebung der Bibel vorgieng. „Und

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/331>, abgerufen am 09.05.2024.