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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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IX. Abschn. Widerlegung
Erde auf unserm Weltcörper von denen Wassern der
Sündfluth erweicht, aufgerühret, und in sich genom-
men worden. Allein, diese Meynung hätten sie nicht
haben können, wenn sie fleißige Bibelleser gewesen
wären, und den ernstlichen Vorsatz gehabt hätten, in
der Naturkunde niemahls von denen zufälligen Nach-
richten der Bibel in Ansehung der gelehrten Erkennt-
niß abzugehen. Daß die Wasser der Sündfluth alle
lockere Erdarten auf unserm Erdcörper bis auf das fe-
ste Gestein nichts weniger als losgeweicht und in sich
genommen haben, das siehet man sehr deutlich aus ei-
nem gewissen Umstande bey der Abnahme und End-
schaft der Sündfluth. Als Noah die zweyte Taube
aus seinem Kasten ausfliegen ließ, und dieselbe nicht
fand, wo ihr Fuß ruhen konnte; so kehrte sie in den
Kasten zurück, brachte aber ein Oehlblatt in ihrem
Schnabel mit sich. Diese Begebenheit setzet noth-
wendig voraus, daß der Erdboden noch überall mit
denen Wassern der Sündfluth, wenigstens sechs bis
acht Fuß hoch, bedecket gewesen, und daß nur die ober-
sten Spitzen einiger Bäume aus dem Wasser hervor
geraget haben. Wenn aber alles lockere Erdreich von
denen Wassern der Sündfluth losgeweichet, aufgerüh-
ret, und in sich genommen worden wäre, dergestalt,
daß alle Erd- und Steinlagen, die wir auf sechzig bis
achtzig Lachtern tief unter der Erde finden, nichts als
Wirkungen von der Sündfluth wären, wie hätten
denn die Bäume, oder nur ein einziger Oehlbaum auf
der Oberfläche der Erde noch aufrecht stehen, und mit
ihren Wurzeln in der Erde noch festen Grund halten
können? Alle ausgekünstelte Ertichtungen, z. E. daß

dieser

IX. Abſchn. Widerlegung
Erde auf unſerm Weltcoͤrper von denen Waſſern der
Suͤndfluth erweicht, aufgeruͤhret, und in ſich genom-
men worden. Allein, dieſe Meynung haͤtten ſie nicht
haben koͤnnen, wenn ſie fleißige Bibelleſer geweſen
waͤren, und den ernſtlichen Vorſatz gehabt haͤtten, in
der Naturkunde niemahls von denen zufaͤlligen Nach-
richten der Bibel in Anſehung der gelehrten Erkennt-
niß abzugehen. Daß die Waſſer der Suͤndfluth alle
lockere Erdarten auf unſerm Erdcoͤrper bis auf das fe-
ſte Geſtein nichts weniger als losgeweicht und in ſich
genommen haben, das ſiehet man ſehr deutlich aus ei-
nem gewiſſen Umſtande bey der Abnahme und End-
ſchaft der Suͤndfluth. Als Noah die zweyte Taube
aus ſeinem Kaſten ausfliegen ließ, und dieſelbe nicht
fand, wo ihr Fuß ruhen konnte; ſo kehrte ſie in den
Kaſten zuruͤck, brachte aber ein Oehlblatt in ihrem
Schnabel mit ſich. Dieſe Begebenheit ſetzet noth-
wendig voraus, daß der Erdboden noch uͤberall mit
denen Waſſern der Suͤndfluth, wenigſtens ſechs bis
acht Fuß hoch, bedecket geweſen, und daß nur die ober-
ſten Spitzen einiger Baͤume aus dem Waſſer hervor
geraget haben. Wenn aber alles lockere Erdreich von
denen Waſſern der Suͤndfluth losgeweichet, aufgeruͤh-
ret, und in ſich genommen worden waͤre, dergeſtalt,
daß alle Erd- und Steinlagen, die wir auf ſechzig bis
achtzig Lachtern tief unter der Erde finden, nichts als
Wirkungen von der Suͤndfluth waͤren, wie haͤtten
denn die Baͤume, oder nur ein einziger Oehlbaum auf
der Oberflaͤche der Erde noch aufrecht ſtehen, und mit
ihren Wurzeln in der Erde noch feſten Grund halten
koͤnnen? Alle ausgekuͤnſtelte Ertichtungen, z. E. daß

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[280/0308] IX. Abſchn. Widerlegung Erde auf unſerm Weltcoͤrper von denen Waſſern der Suͤndfluth erweicht, aufgeruͤhret, und in ſich genom- men worden. Allein, dieſe Meynung haͤtten ſie nicht haben koͤnnen, wenn ſie fleißige Bibelleſer geweſen waͤren, und den ernſtlichen Vorſatz gehabt haͤtten, in der Naturkunde niemahls von denen zufaͤlligen Nach- richten der Bibel in Anſehung der gelehrten Erkennt- niß abzugehen. Daß die Waſſer der Suͤndfluth alle lockere Erdarten auf unſerm Erdcoͤrper bis auf das fe- ſte Geſtein nichts weniger als losgeweicht und in ſich genommen haben, das ſiehet man ſehr deutlich aus ei- nem gewiſſen Umſtande bey der Abnahme und End- ſchaft der Suͤndfluth. Als Noah die zweyte Taube aus ſeinem Kaſten ausfliegen ließ, und dieſelbe nicht fand, wo ihr Fuß ruhen konnte; ſo kehrte ſie in den Kaſten zuruͤck, brachte aber ein Oehlblatt in ihrem Schnabel mit ſich. Dieſe Begebenheit ſetzet noth- wendig voraus, daß der Erdboden noch uͤberall mit denen Waſſern der Suͤndfluth, wenigſtens ſechs bis acht Fuß hoch, bedecket geweſen, und daß nur die ober- ſten Spitzen einiger Baͤume aus dem Waſſer hervor geraget haben. Wenn aber alles lockere Erdreich von denen Waſſern der Suͤndfluth losgeweichet, aufgeruͤh- ret, und in ſich genommen worden waͤre, dergeſtalt, daß alle Erd- und Steinlagen, die wir auf ſechzig bis achtzig Lachtern tief unter der Erde finden, nichts als Wirkungen von der Suͤndfluth waͤren, wie haͤtten denn die Baͤume, oder nur ein einziger Oehlbaum auf der Oberflaͤche der Erde noch aufrecht ſtehen, und mit ihren Wurzeln in der Erde noch feſten Grund halten koͤnnen? Alle ausgekuͤnſtelte Ertichtungen, z. E. daß dieſer

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/308>, abgerufen am 29.11.2024.