Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.VII. Abschn. Erweis, daß die Erde dert und zwanzig Fuß tief unter der Erde sich einegroße See befindet, welche allen Brunnen, die man gräbt, ihr Wasser giebt. Dieses ist daraus klar und offenbar, weil, wenn man hundert und zwanzig Fuß tief in die Erde eingegraben hat, sich alsdenn allent- halben ein allgemeiner verschiedene Fuß dicker Felsen oder so genannter Zechstein befindet. Dieser muß durchgearbeitet werden, weil unter demselben das Was- ser stehet. Die Erfahrung hat denen Brunnengrä- bern gelehret, daß sie Vorsichten gebrauchen müssen, wenn dieser Stein bis auf einige Zoll durchgearbei- tet ist. Denn wenn die endliche Oeffnung des Stei- nes geschiehet; so tringet das Wasser mit solcher Ge- walt und Heftigkeit in den neugegrabenen Brunnen, daß sich der Arbeiter, welcher den letzten Schlag thut, um den Stein zu durchbrechen, kaum zeitig genug retten kann. Gemeiniglich setzet sich derselbe auf ei- nen Knebel oder Queerholz, welches unten an dem Seile befestiget ist, das man gebraucht hat, die Er- de und Steine aus dem Brunnen heraus zu winden, und welches oben durch eine Winde regieret wird. Der Arbeiter öffnet alsdenn durch einen starken Schlag mit dem Hammer den bis auf wenige Zoll durchgearbeite- ten Zechstein, und giebt alsdenn durch Zucken mit dem Seile das Zeichen, daß er schleunig heraufgewunden werde, weil alsdenn nach gemachter Oeffnung das Wasser einige Mann hoch mit der größten Gewalt in den Brunnen eintringt. Daß aber hundert und zwanzig Fuß tief unter diesem ganzen Herzogthum sich nur eine einzige See befinde, welche allen Brunnen Wasser giebt, veroffenbahret sich daraus ohngezwei- felt,
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde dert und zwanzig Fuß tief unter der Erde ſich einegroße See befindet, welche allen Brunnen, die man graͤbt, ihr Waſſer giebt. Dieſes iſt daraus klar und offenbar, weil, wenn man hundert und zwanzig Fuß tief in die Erde eingegraben hat, ſich alsdenn allent- halben ein allgemeiner verſchiedene Fuß dicker Felſen oder ſo genannter Zechſtein befindet. Dieſer muß durchgearbeitet werden, weil unter demſelben das Waſ- ſer ſtehet. Die Erfahrung hat denen Brunnengraͤ- bern gelehret, daß ſie Vorſichten gebrauchen muͤſſen, wenn dieſer Stein bis auf einige Zoll durchgearbei- tet iſt. Denn wenn die endliche Oeffnung des Stei- nes geſchiehet; ſo tringet das Waſſer mit ſolcher Ge- walt und Heftigkeit in den neugegrabenen Brunnen, daß ſich der Arbeiter, welcher den letzten Schlag thut, um den Stein zu durchbrechen, kaum zeitig genug retten kann. Gemeiniglich ſetzet ſich derſelbe auf ei- nen Knebel oder Queerholz, welches unten an dem Seile befeſtiget iſt, das man gebraucht hat, die Er- de und Steine aus dem Brunnen heraus zu winden, und welches oben durch eine Winde regieret wird. Der Arbeiter oͤffnet alsdenn durch einen ſtarken Schlag mit dem Hammer den bis auf wenige Zoll durchgearbeite- ten Zechſtein, und giebt alsdenn durch Zucken mit dem Seile das Zeichen, daß er ſchleunig heraufgewunden werde, weil alsdenn nach gemachter Oeffnung das Waſſer einige Mann hoch mit der groͤßten Gewalt in den Brunnen eintringt. Daß aber hundert und zwanzig Fuß tief unter dieſem ganzen Herzogthum ſich nur eine einzige See befinde, welche allen Brunnen Waſſer giebt, veroffenbahret ſich daraus ohngezwei- felt,
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
dert und zwanzig Fuß tief unter der Erde ſich eine
große See befindet, welche allen Brunnen, die man
graͤbt, ihr Waſſer giebt. Dieſes iſt daraus klar und
offenbar, weil, wenn man hundert und zwanzig Fuß
tief in die Erde eingegraben hat, ſich alsdenn allent-
halben ein allgemeiner verſchiedene Fuß dicker Felſen
oder ſo genannter Zechſtein befindet. Dieſer muß
durchgearbeitet werden, weil unter demſelben das Waſ-
ſer ſtehet. Die Erfahrung hat denen Brunnengraͤ-
bern gelehret, daß ſie Vorſichten gebrauchen muͤſſen,
wenn dieſer Stein bis auf einige Zoll durchgearbei-
tet iſt. Denn wenn die endliche Oeffnung des Stei-
nes geſchiehet; ſo tringet das Waſſer mit ſolcher Ge-
walt und Heftigkeit in den neugegrabenen Brunnen,
daß ſich der Arbeiter, welcher den letzten Schlag thut,
um den Stein zu durchbrechen, kaum zeitig genug
retten kann. Gemeiniglich ſetzet ſich derſelbe auf ei-
nen Knebel oder Queerholz, welches unten an dem
Seile befeſtiget iſt, das man gebraucht hat, die Er-
de und Steine aus dem Brunnen heraus zu winden,
und welches oben durch eine Winde regieret wird. Der
Arbeiter oͤffnet alsdenn durch einen ſtarken Schlag mit
dem Hammer den bis auf wenige Zoll durchgearbeite-
ten Zechſtein, und giebt alsdenn durch Zucken mit dem
Seile das Zeichen, daß er ſchleunig heraufgewunden
werde, weil alsdenn nach gemachter Oeffnung das
Waſſer einige Mann hoch mit der groͤßten Gewalt in
den Brunnen eintringt. Daß aber hundert und
zwanzig Fuß tief unter dieſem ganzen Herzogthum ſich
nur eine einzige See befinde, welche allen Brunnen
Waſſer giebt, veroffenbahret ſich daraus ohngezwei-
felt,
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