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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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zu verschiedenen Mahlen seine Stelle.
merket worden. Schon der Herr von Montagne in
seinem beliebten Werke, die Versuche genannt, er-
zählet, daß eine, seinem jüngern Bruder zugehörige,
und an dem Meere gelegene Baronie in der Norman-
die, von vier Dörfern nach und nach von dem Meere
sey gänzlich verschlungen und bedecket worden. Er
füget hinzu, daß von seines Bruders letzterem Dorfe
noch die Kirchthurmspitze aus dem Meere hervorrage.
Es sind nunmehr fast zweyhundert Jahr, daß dieses
der Herr von Montagne geschrieben hat; und ich
erinnere mich, in verschiedenen andern jüngern Schrif-
ten gleichfalls von diesem noch immer fortdaurenden
Eintringen des Meeres auf der Küste von der Nor-
man die gelesen zu haben.

Eben dieses Eintringen des Meeres in das feste
Land würde auf der Küste von Holland und Seeland,
wie auch in andern Gegenden der Niederlande gesche-
hen, wenn man sich nicht durch kostbare Dämme mit
unermeßlichen Kosten dagegen verwahrete. Man weis
von allen solchen Gegenden, daß das Meer hinter den
Dämmen öfters dreyßig bis vierzig Fuß höher stehet,
als das platte und ebene Land, welches von denen
Einwohnern bewohnet wird. Man würde auch eben
dergleichen Eintringen des Meeres in andern Ländern
anführen können, wenn dergleichen Beobachtungen die
erforderliche Aufmerksamkeit erlangten, und solches in
öffentlichen Schriften angezeiget würde.

Wenn man dieses Zurückweichen des Meeres in
einigen Ländern gegen das Eintringen des Meeres in
andere Länder hält, und darüber die erforderlichen Be-

trachtun-
O 5

zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.
merket worden. Schon der Herr von Montagne in
ſeinem beliebten Werke, die Verſuche genannt, er-
zaͤhlet, daß eine, ſeinem juͤngern Bruder zugehoͤrige,
und an dem Meere gelegene Baronie in der Norman-
die, von vier Doͤrfern nach und nach von dem Meere
ſey gaͤnzlich verſchlungen und bedecket worden. Er
fuͤget hinzu, daß von ſeines Bruders letzterem Dorfe
noch die Kirchthurmſpitze aus dem Meere hervorrage.
Es ſind nunmehr faſt zweyhundert Jahr, daß dieſes
der Herr von Montagne geſchrieben hat; und ich
erinnere mich, in verſchiedenen andern juͤngern Schrif-
ten gleichfalls von dieſem noch immer fortdaurenden
Eintringen des Meeres auf der Kuͤſte von der Nor-
man die geleſen zu haben.

Eben dieſes Eintringen des Meeres in das feſte
Land wuͤrde auf der Kuͤſte von Holland und Seeland,
wie auch in andern Gegenden der Niederlande geſche-
hen, wenn man ſich nicht durch koſtbare Daͤmme mit
unermeßlichen Koſten dagegen verwahrete. Man weis
von allen ſolchen Gegenden, daß das Meer hinter den
Daͤmmen oͤfters dreyßig bis vierzig Fuß hoͤher ſtehet,
als das platte und ebene Land, welches von denen
Einwohnern bewohnet wird. Man wuͤrde auch eben
dergleichen Eintringen des Meeres in andern Laͤndern
anfuͤhren koͤnnen, wenn dergleichen Beobachtungen die
erforderliche Aufmerkſamkeit erlangten, und ſolches in
oͤffentlichen Schriften angezeiget wuͤrde.

Wenn man dieſes Zuruͤckweichen des Meeres in
einigen Laͤndern gegen das Eintringen des Meeres in
andere Laͤnder haͤlt, und daruͤber die erforderlichen Be-

trachtun-
O 5
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[217/0245] zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle. merket worden. Schon der Herr von Montagne in ſeinem beliebten Werke, die Verſuche genannt, er- zaͤhlet, daß eine, ſeinem juͤngern Bruder zugehoͤrige, und an dem Meere gelegene Baronie in der Norman- die, von vier Doͤrfern nach und nach von dem Meere ſey gaͤnzlich verſchlungen und bedecket worden. Er fuͤget hinzu, daß von ſeines Bruders letzterem Dorfe noch die Kirchthurmſpitze aus dem Meere hervorrage. Es ſind nunmehr faſt zweyhundert Jahr, daß dieſes der Herr von Montagne geſchrieben hat; und ich erinnere mich, in verſchiedenen andern juͤngern Schrif- ten gleichfalls von dieſem noch immer fortdaurenden Eintringen des Meeres auf der Kuͤſte von der Nor- man die geleſen zu haben. Eben dieſes Eintringen des Meeres in das feſte Land wuͤrde auf der Kuͤſte von Holland und Seeland, wie auch in andern Gegenden der Niederlande geſche- hen, wenn man ſich nicht durch koſtbare Daͤmme mit unermeßlichen Koſten dagegen verwahrete. Man weis von allen ſolchen Gegenden, daß das Meer hinter den Daͤmmen oͤfters dreyßig bis vierzig Fuß hoͤher ſtehet, als das platte und ebene Land, welches von denen Einwohnern bewohnet wird. Man wuͤrde auch eben dergleichen Eintringen des Meeres in andern Laͤndern anfuͤhren koͤnnen, wenn dergleichen Beobachtungen die erforderliche Aufmerkſamkeit erlangten, und ſolches in oͤffentlichen Schriften angezeiget wuͤrde. Wenn man dieſes Zuruͤckweichen des Meeres in einigen Laͤndern gegen das Eintringen des Meeres in andere Laͤnder haͤlt, und daruͤber die erforderlichen Be- trachtun- O 5

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/245>, abgerufen am 23.11.2024.