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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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der Erde ein unterirrdisches Feuer ist.
Teufe keinesweges eine größere Wärme, sondern es
würde vielmehr immer kälter, je tiefer wir mit unsern
Schächten in den Erdboden hineinkämen. Dieses ist
ohngefähr alles, worauf sich der Verfasser bey seiner
gänzlichen Verwerfung des unterirrdischen Feuers
gründet, und worauf er sich sehr viel zu gute zu thun
scheinet.

Man kann demselben hierauf antworten, daß zwey
bis dreyhundert Lachtern eine gar nichts bedeutende Teu-
fe gegen die Dicke des halben Erddurchmessers sind.
Wie kann aber der Verfasser so dreist sagen, daß wir
in einer solchen Teufe, oder überhaupt, nichts von
brennlichen Materien in dem Erdcörper finden. Wir
finden noch in einer beträchtlichen Teufe Schwefel-
kieße, Allaunerden, Steinkohlen, und insonderheit
Materien, welche offenbahr mit Bergöhl oder Berg-
theer durchtrungen sind. Was vor zureichende Grün-

de
geziefer, die sich in die Haut der Menschen einfressen,
sich auf den Kopf eines Menschen in dessen Haut hin-
einwühlete, und hernach mit einer stolzen und richterli-
chen Miene ausrufen wollte: Jn dem Kopfe dieses
Mannes befindet sich kein Gehirn. Denn sehet! wie
tief ich in die Oberfläche seines Kopfes mich eingegra-
ben habe, und ich habe noch nicht das geringste davon,
sondern nichts als Haut angetroffen. Dieses Ungeziefer
würde so gar weit mehr zu entschuldigen seyn, denn von
der Haut bis zu dem Gehirne ist verhältnißmäßig,
wenn man annimmt, daß sich das Ungeziefer nur eine
Linie tief in die Haut eingefressen hat, bey weitem nicht
ein so großer Abstand, als wenn wir mit dem Bergbau
zwey bis dreyhundert Lachtern tief in den Erdboden ein-
tringen, und hernach die noch übrige Dicke des halben
Erddurchmessers berechnen.
K 4

der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt.
Teufe keinesweges eine groͤßere Waͤrme, ſondern es
wuͤrde vielmehr immer kaͤlter, je tiefer wir mit unſern
Schaͤchten in den Erdboden hineinkaͤmen. Dieſes iſt
ohngefaͤhr alles, worauf ſich der Verfaſſer bey ſeiner
gaͤnzlichen Verwerfung des unterirrdiſchen Feuers
gruͤndet, und worauf er ſich ſehr viel zu gute zu thun
ſcheinet.

Man kann demſelben hierauf antworten, daß zwey
bis dreyhundert Lachtern eine gar nichts bedeutende Teu-
fe gegen die Dicke des halben Erddurchmeſſers ſind.
Wie kann aber der Verfaſſer ſo dreiſt ſagen, daß wir
in einer ſolchen Teufe, oder uͤberhaupt, nichts von
brennlichen Materien in dem Erdcoͤrper finden. Wir
finden noch in einer betraͤchtlichen Teufe Schwefel-
kieße, Allaunerden, Steinkohlen, und inſonderheit
Materien, welche offenbahr mit Bergoͤhl oder Berg-
theer durchtrungen ſind. Was vor zureichende Gruͤn-

de
geziefer, die ſich in die Haut der Menſchen einfreſſen,
ſich auf den Kopf eines Menſchen in deſſen Haut hin-
einwuͤhlete, und hernach mit einer ſtolzen und richterli-
chen Miene ausrufen wollte: Jn dem Kopfe dieſes
Mannes befindet ſich kein Gehirn. Denn ſehet! wie
tief ich in die Oberflaͤche ſeines Kopfes mich eingegra-
ben habe, und ich habe noch nicht das geringſte davon,
ſondern nichts als Haut angetroffen. Dieſes Ungeziefer
wuͤrde ſo gar weit mehr zu entſchuldigen ſeyn, denn von
der Haut bis zu dem Gehirne iſt verhaͤltnißmaͤßig,
wenn man annimmt, daß ſich das Ungeziefer nur eine
Linie tief in die Haut eingefreſſen hat, bey weitem nicht
ein ſo großer Abſtand, als wenn wir mit dem Bergbau
zwey bis dreyhundert Lachtern tief in den Erdboden ein-
tringen, und hernach die noch uͤbrige Dicke des halben
Erddurchmeſſers berechnen.
K 4
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[151/0179] der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt. Teufe keinesweges eine groͤßere Waͤrme, ſondern es wuͤrde vielmehr immer kaͤlter, je tiefer wir mit unſern Schaͤchten in den Erdboden hineinkaͤmen. Dieſes iſt ohngefaͤhr alles, worauf ſich der Verfaſſer bey ſeiner gaͤnzlichen Verwerfung des unterirrdiſchen Feuers gruͤndet, und worauf er ſich ſehr viel zu gute zu thun ſcheinet. Man kann demſelben hierauf antworten, daß zwey bis dreyhundert Lachtern eine gar nichts bedeutende Teu- fe gegen die Dicke des halben Erddurchmeſſers ſind. Wie kann aber der Verfaſſer ſo dreiſt ſagen, daß wir in einer ſolchen Teufe, oder uͤberhaupt, nichts von brennlichen Materien in dem Erdcoͤrper finden. Wir finden noch in einer betraͤchtlichen Teufe Schwefel- kieße, Allaunerden, Steinkohlen, und inſonderheit Materien, welche offenbahr mit Bergoͤhl oder Berg- theer durchtrungen ſind. Was vor zureichende Gruͤn- de x) x) geziefer, die ſich in die Haut der Menſchen einfreſſen, ſich auf den Kopf eines Menſchen in deſſen Haut hin- einwuͤhlete, und hernach mit einer ſtolzen und richterli- chen Miene ausrufen wollte: Jn dem Kopfe dieſes Mannes befindet ſich kein Gehirn. Denn ſehet! wie tief ich in die Oberflaͤche ſeines Kopfes mich eingegra- ben habe, und ich habe noch nicht das geringſte davon, ſondern nichts als Haut angetroffen. Dieſes Ungeziefer wuͤrde ſo gar weit mehr zu entſchuldigen ſeyn, denn von der Haut bis zu dem Gehirne iſt verhaͤltnißmaͤßig, wenn man annimmt, daß ſich das Ungeziefer nur eine Linie tief in die Haut eingefreſſen hat, bey weitem nicht ein ſo großer Abſtand, als wenn wir mit dem Bergbau zwey bis dreyhundert Lachtern tief in den Erdboden ein- tringen, und hernach die noch uͤbrige Dicke des halben Erddurchmeſſers berechnen. K 4

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/179>, abgerufen am 01.05.2024.