Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
heit verschließen wollen, wenn man darauf verfallen
wollte, daß irgend eine Materie vom brennlichen We-
sen, die sich in der Erde unter dem Grunde des Mee-
res entzündet habe, die Uhrsache von einer so erstaun-
lichen Wirkung gewesen sey; so, wie wir oben im vor-
hergehenden Abschnitte zugegeben haben, daß derglei-
chen brennliche Materie die wirkende Uhrsache von klei-
nen Erdbeben seyn kann. Man mag sich ein Flötz,
ein Stockwerk von dergleichen brennlicher Materie so
mächtig und so weit erstreckend vorstellen, als man will,
kann man sich wohl einbilden, daß das Feuer dessel-
ben mächtig und wirksam genug gewesen seyn würde,
alles Wasser des Meeres zu überwältigen, und, ohn-
geachtet der Gegenwirkung des Wassers, dennoch die-
sen Berg in dem Meere bis auf die Oberfläche empor
zu treiben? würde nicht vielmehr das Meerwasser, so
groß und mächtig auch das brennende Flötz oder Stock-
werk gewesen wäre, so bald sich das Feuer durch Ri-
tzen und Spalten bis zu dem Meerwasser Luft gemacht
hätte, alles Feuer gar bald verlöschet und vertilget
haben?

Nichts, als die unaussprechliche Gewalt des in dem
Mittelpunct der Erde befindlichen großen Feuers war
vermögend, alle Gegenwirkung des ganzen Meerwas-
sers zu besiegen, und sich auch durch das Wasser bis
über die Oberfläche desselben Luft zu verschaffen.

Wir werden demnach aus diesen Begebenheiten
überzeuget, daß das unterirrdische Feuer noch heutiges
Tages seine erstaunlichen Wirkungen äußern und neue
Gebirge auf der Oberfläche der Erde hervorbringen

kann.

IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
heit verſchließen wollen, wenn man darauf verfallen
wollte, daß irgend eine Materie vom brennlichen We-
ſen, die ſich in der Erde unter dem Grunde des Mee-
res entzuͤndet habe, die Uhrſache von einer ſo erſtaun-
lichen Wirkung geweſen ſey; ſo, wie wir oben im vor-
hergehenden Abſchnitte zugegeben haben, daß derglei-
chen brennliche Materie die wirkende Uhrſache von klei-
nen Erdbeben ſeyn kann. Man mag ſich ein Floͤtz,
ein Stockwerk von dergleichen brennlicher Materie ſo
maͤchtig und ſo weit erſtreckend vorſtellen, als man will,
kann man ſich wohl einbilden, daß das Feuer deſſel-
ben maͤchtig und wirkſam genug geweſen ſeyn wuͤrde,
alles Waſſer des Meeres zu uͤberwaͤltigen, und, ohn-
geachtet der Gegenwirkung des Waſſers, dennoch die-
ſen Berg in dem Meere bis auf die Oberflaͤche empor
zu treiben? wuͤrde nicht vielmehr das Meerwaſſer, ſo
groß und maͤchtig auch das brennende Floͤtz oder Stock-
werk geweſen waͤre, ſo bald ſich das Feuer durch Ri-
tzen und Spalten bis zu dem Meerwaſſer Luft gemacht
haͤtte, alles Feuer gar bald verloͤſchet und vertilget
haben?

Nichts, als die unausſprechliche Gewalt des in dem
Mittelpunct der Erde befindlichen großen Feuers war
vermoͤgend, alle Gegenwirkung des ganzen Meerwaſ-
ſers zu beſiegen, und ſich auch durch das Waſſer bis
uͤber die Oberflaͤche deſſelben Luft zu verſchaffen.

Wir werden demnach aus dieſen Begebenheiten
uͤberzeuget, daß das unterirrdiſche Feuer noch heutiges
Tages ſeine erſtaunlichen Wirkungen aͤußern und neue
Gebirge auf der Oberflaͤche der Erde hervorbringen

kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chn. Erweis, daß in dem Mittelpunct</hi></fw><lb/>
heit ver&#x017F;chließen wollen, wenn man darauf verfallen<lb/>
wollte, daß irgend eine Materie vom brennlichen We-<lb/>
&#x017F;en, die &#x017F;ich in der Erde unter dem Grunde des Mee-<lb/>
res entzu&#x0364;ndet habe, die Uhr&#x017F;ache von einer &#x017F;o er&#x017F;taun-<lb/>
lichen Wirkung gewe&#x017F;en &#x017F;ey; &#x017F;o, wie wir oben im vor-<lb/>
hergehenden Ab&#x017F;chnitte zugegeben haben, daß derglei-<lb/>
chen brennliche Materie die wirkende Uhr&#x017F;ache von klei-<lb/>
nen Erdbeben &#x017F;eyn kann. Man mag &#x017F;ich ein Flo&#x0364;tz,<lb/>
ein Stockwerk von dergleichen brennlicher Materie &#x017F;o<lb/>
ma&#x0364;chtig und &#x017F;o weit er&#x017F;treckend vor&#x017F;tellen, als man will,<lb/>
kann man &#x017F;ich wohl einbilden, daß das Feuer de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben ma&#x0364;chtig und wirk&#x017F;am genug gewe&#x017F;en &#x017F;eyn wu&#x0364;rde,<lb/>
alles Wa&#x017F;&#x017F;er des Meeres zu u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen, und, ohn-<lb/>
geachtet der Gegenwirkung des Wa&#x017F;&#x017F;ers, dennoch die-<lb/>
&#x017F;en Berg in dem Meere bis auf die Oberfla&#x0364;che empor<lb/>
zu treiben? wu&#x0364;rde nicht vielmehr das Meerwa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o<lb/>
groß und ma&#x0364;chtig auch das brennende Flo&#x0364;tz oder Stock-<lb/>
werk gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, &#x017F;o bald &#x017F;ich das Feuer durch Ri-<lb/>
tzen und Spalten bis zu dem Meerwa&#x017F;&#x017F;er Luft gemacht<lb/>
ha&#x0364;tte, alles Feuer gar bald verlo&#x0364;&#x017F;chet und vertilget<lb/>
haben?</p><lb/>
          <p>Nichts, als die unaus&#x017F;prechliche Gewalt des in dem<lb/>
Mittelpunct der Erde befindlichen großen Feuers war<lb/>
vermo&#x0364;gend, alle Gegenwirkung des ganzen Meerwa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers zu be&#x017F;iegen, und &#x017F;ich auch durch das Wa&#x017F;&#x017F;er bis<lb/>
u&#x0364;ber die Oberfla&#x0364;che de&#x017F;&#x017F;elben Luft zu ver&#x017F;chaffen.</p><lb/>
          <p>Wir werden demnach aus die&#x017F;en Begebenheiten<lb/>
u&#x0364;berzeuget, daß das unterirrdi&#x017F;che Feuer noch heutiges<lb/>
Tages &#x017F;eine er&#x017F;taunlichen Wirkungen a&#x0364;ußern und neue<lb/>
Gebirge auf der Oberfla&#x0364;che der Erde hervorbringen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kann.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0166] IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct heit verſchließen wollen, wenn man darauf verfallen wollte, daß irgend eine Materie vom brennlichen We- ſen, die ſich in der Erde unter dem Grunde des Mee- res entzuͤndet habe, die Uhrſache von einer ſo erſtaun- lichen Wirkung geweſen ſey; ſo, wie wir oben im vor- hergehenden Abſchnitte zugegeben haben, daß derglei- chen brennliche Materie die wirkende Uhrſache von klei- nen Erdbeben ſeyn kann. Man mag ſich ein Floͤtz, ein Stockwerk von dergleichen brennlicher Materie ſo maͤchtig und ſo weit erſtreckend vorſtellen, als man will, kann man ſich wohl einbilden, daß das Feuer deſſel- ben maͤchtig und wirkſam genug geweſen ſeyn wuͤrde, alles Waſſer des Meeres zu uͤberwaͤltigen, und, ohn- geachtet der Gegenwirkung des Waſſers, dennoch die- ſen Berg in dem Meere bis auf die Oberflaͤche empor zu treiben? wuͤrde nicht vielmehr das Meerwaſſer, ſo groß und maͤchtig auch das brennende Floͤtz oder Stock- werk geweſen waͤre, ſo bald ſich das Feuer durch Ri- tzen und Spalten bis zu dem Meerwaſſer Luft gemacht haͤtte, alles Feuer gar bald verloͤſchet und vertilget haben? Nichts, als die unausſprechliche Gewalt des in dem Mittelpunct der Erde befindlichen großen Feuers war vermoͤgend, alle Gegenwirkung des ganzen Meerwaſ- ſers zu beſiegen, und ſich auch durch das Waſſer bis uͤber die Oberflaͤche deſſelben Luft zu verſchaffen. Wir werden demnach aus dieſen Begebenheiten uͤberzeuget, daß das unterirrdiſche Feuer noch heutiges Tages ſeine erſtaunlichen Wirkungen aͤußern und neue Gebirge auf der Oberflaͤche der Erde hervorbringen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/166
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/166>, abgerufen am 01.05.2024.