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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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IV. Abschn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
Wenn es ja zuweilen einige Tage auszuruhen schien;
so fiengen sich doch diese erschrecklichen Schläge, dieses
Feuerspeyen und Stein- und Ascheauswerfen bald wie-
der, gleichsam mit verdoppelter Kraft, von neuem an.
Endlich wurde alles ruhig; die Einwohner der benach-
barten Jnsuln getraueten sich aber dennoch nicht, so
bald wieder zu ihren Wohnungen zurück zu kehren;
sondern erst vier Wochen hernach, nachdem alles ru-
hig gewesen war, faßten sie hierzu genugsamen Muth.
Als sie wieder auf ihre Jnsuln gekommen waren, und
nach der fürchterlichen Gegend hinsahen, wo sich ein
so erschrecklicher Auftritt einer außerordentlichen Na-
turbegebenheit ereignet hatte; so sahen sie in dieser Ge-
gend etwas Schwarzes von einem weiten Umfange
über das Meer hervorragen. Es verstrichen aber-
mahls verschiedene Wochen, ehe jemand den Muth
faßte, sich auf einem Both oder Kahne näher an die-
se Erscheinung zu wagen, und zu untersuchen, was es
eigentlich sey. Endlich wagte man es, man fand,
daß allenthalben Felsen über das Wasser hervorragten,
die zum Theil ziemlich hoch waren. Diese Felsen
machten einen Bezirk fast von einer halben Meile aus;
so wie sie an vielen Jnsuln als die äußerste Einfassung
zu sehen sind. Man wagte es endlich, an diesen
Felsen auszusteigen, und das Jnnere derselben zu be-
trachten; man fand in der Mitte eine große Ebene,
mit schwarzem einer Asche ähnlichen Erdreiche, wel-
ches allem Anfehen nach der Schlund oder das Aschen-
loch des Vulcans gewesen war. Diese Asche fieng
schon im folgenden Frühjahre an mit Gras zu be-
wachsen; und es war also durch diese erschreckliche Na-

tur-

IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
Wenn es ja zuweilen einige Tage auszuruhen ſchien;
ſo fiengen ſich doch dieſe erſchrecklichen Schlaͤge, dieſes
Feuerſpeyen und Stein- und Aſcheauswerfen bald wie-
der, gleichſam mit verdoppelter Kraft, von neuem an.
Endlich wurde alles ruhig; die Einwohner der benach-
barten Jnſuln getraueten ſich aber dennoch nicht, ſo
bald wieder zu ihren Wohnungen zuruͤck zu kehren;
ſondern erſt vier Wochen hernach, nachdem alles ru-
hig geweſen war, faßten ſie hierzu genugſamen Muth.
Als ſie wieder auf ihre Jnſuln gekommen waren, und
nach der fuͤrchterlichen Gegend hinſahen, wo ſich ein
ſo erſchrecklicher Auftritt einer außerordentlichen Na-
turbegebenheit ereignet hatte; ſo ſahen ſie in dieſer Ge-
gend etwas Schwarzes von einem weiten Umfange
uͤber das Meer hervorragen. Es verſtrichen aber-
mahls verſchiedene Wochen, ehe jemand den Muth
faßte, ſich auf einem Both oder Kahne naͤher an die-
ſe Erſcheinung zu wagen, und zu unterſuchen, was es
eigentlich ſey. Endlich wagte man es, man fand,
daß allenthalben Felſen uͤber das Waſſer hervorragten,
die zum Theil ziemlich hoch waren. Dieſe Felſen
machten einen Bezirk faſt von einer halben Meile aus;
ſo wie ſie an vielen Jnſuln als die aͤußerſte Einfaſſung
zu ſehen ſind. Man wagte es endlich, an dieſen
Felſen auszuſteigen, und das Jnnere derſelben zu be-
trachten; man fand in der Mitte eine große Ebene,
mit ſchwarzem einer Aſche aͤhnlichen Erdreiche, wel-
ches allem Anfehen nach der Schlund oder das Aſchen-
loch des Vulcans geweſen war. Dieſe Aſche fieng
ſchon im folgenden Fruͤhjahre an mit Gras zu be-
wachſen; und es war alſo durch dieſe erſchreckliche Na-

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[136/0164] IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct Wenn es ja zuweilen einige Tage auszuruhen ſchien; ſo fiengen ſich doch dieſe erſchrecklichen Schlaͤge, dieſes Feuerſpeyen und Stein- und Aſcheauswerfen bald wie- der, gleichſam mit verdoppelter Kraft, von neuem an. Endlich wurde alles ruhig; die Einwohner der benach- barten Jnſuln getraueten ſich aber dennoch nicht, ſo bald wieder zu ihren Wohnungen zuruͤck zu kehren; ſondern erſt vier Wochen hernach, nachdem alles ru- hig geweſen war, faßten ſie hierzu genugſamen Muth. Als ſie wieder auf ihre Jnſuln gekommen waren, und nach der fuͤrchterlichen Gegend hinſahen, wo ſich ein ſo erſchrecklicher Auftritt einer außerordentlichen Na- turbegebenheit ereignet hatte; ſo ſahen ſie in dieſer Ge- gend etwas Schwarzes von einem weiten Umfange uͤber das Meer hervorragen. Es verſtrichen aber- mahls verſchiedene Wochen, ehe jemand den Muth faßte, ſich auf einem Both oder Kahne naͤher an die- ſe Erſcheinung zu wagen, und zu unterſuchen, was es eigentlich ſey. Endlich wagte man es, man fand, daß allenthalben Felſen uͤber das Waſſer hervorragten, die zum Theil ziemlich hoch waren. Dieſe Felſen machten einen Bezirk faſt von einer halben Meile aus; ſo wie ſie an vielen Jnſuln als die aͤußerſte Einfaſſung zu ſehen ſind. Man wagte es endlich, an dieſen Felſen auszuſteigen, und das Jnnere derſelben zu be- trachten; man fand in der Mitte eine große Ebene, mit ſchwarzem einer Aſche aͤhnlichen Erdreiche, wel- ches allem Anfehen nach der Schlund oder das Aſchen- loch des Vulcans geweſen war. Dieſe Aſche fieng ſchon im folgenden Fruͤhjahre an mit Gras zu be- wachſen; und es war alſo durch dieſe erſchreckliche Na- tur-

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/164>, abgerufen am 22.11.2024.