Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschn. Ob der Erdcörper

Aus allem demjenigen, was wir in diesem Ab-
schnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines
in dem Erdcörper ehedem gewesenen Brandes vor-
getragen haben, kann man indessen gar nicht schlies-
sen, daß unser Planet ehedem eine Sonne oder
brennender Comet gewesen ist. Um einen solchen
Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh-
ren und Merkzeichen davon. Diese Kennzeichen
müssen viel allgemeiner seyn, sie müssen weit häufi-
ger, und wenigstens in den meisten alten oder Fel-
sengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig-
ste, was man von einer Sonne oder brennenden
Cometen annehmen kann, müßte doch seyn, daß
der größte Theil seiner Gebirge im Brande stünde.
Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar
wohl bewohnet seyn könne, geben doch zu, daß
alle ihre Gebirge brennen, ob sie gleich dabey anneh-
men, daß diese Gebirge sehr hoch sind, und daß die
Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thälern statt
finden könne.

Dasjenige, was man vernünftiger Weise aus
denen vorhin angeführten Kennzeichen und Spuh-
ren von einem in dem Erdcörper ehedem gewesenen
Brande vernünftiger und wahrscheinlicher Weise
schließen muß, ist, daß ein unterirrdisches Feuer
in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden sey, daß
dieses Feuer sich zu Zeiten so sehr der Oberfläche ge-
nähert habe, und noch nähern könne, daß daraus
große und erschreckliche Wirkungen aus dem Erd-

boden
III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper

Aus allem demjenigen, was wir in dieſem Ab-
ſchnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines
in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brandes vor-
getragen haben, kann man indeſſen gar nicht ſchlieſ-
ſen, daß unſer Planet ehedem eine Sonne oder
brennender Comet geweſen iſt. Um einen ſolchen
Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh-
ren und Merkzeichen davon. Dieſe Kennzeichen
muͤſſen viel allgemeiner ſeyn, ſie muͤſſen weit haͤufi-
ger, und wenigſtens in den meiſten alten oder Fel-
ſengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig-
ſte, was man von einer Sonne oder brennenden
Cometen annehmen kann, muͤßte doch ſeyn, daß
der groͤßte Theil ſeiner Gebirge im Brande ſtuͤnde.
Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar
wohl bewohnet ſeyn koͤnne, geben doch zu, daß
alle ihre Gebirge brennen, ob ſie gleich dabey anneh-
men, daß dieſe Gebirge ſehr hoch ſind, und daß die
Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thaͤlern ſtatt
finden koͤnne.

Dasjenige, was man vernuͤnftiger Weiſe aus
denen vorhin angefuͤhrten Kennzeichen und Spuh-
ren von einem in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen
Brande vernuͤnftiger und wahrſcheinlicher Weiſe
ſchließen muß, iſt, daß ein unterirrdiſches Feuer
in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden ſey, daß
dieſes Feuer ſich zu Zeiten ſo ſehr der Oberflaͤche ge-
naͤhert habe, und noch naͤhern koͤnne, daß daraus
große und erſchreckliche Wirkungen aus dem Erd-

boden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0148" n="120"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Ob der Erdco&#x0364;rper</hi> </fw><lb/>
          <p>Aus allem demjenigen, was wir in die&#x017F;em Ab-<lb/>
&#x017F;chnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines<lb/>
in dem Erdco&#x0364;rper ehedem gewe&#x017F;enen Brandes vor-<lb/>
getragen haben, kann man inde&#x017F;&#x017F;en gar nicht &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß un&#x017F;er Planet ehedem eine Sonne oder<lb/>
brennender Comet gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Um einen &#x017F;olchen<lb/>
Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh-<lb/>
ren und Merkzeichen davon. Die&#x017F;e Kennzeichen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en viel allgemeiner &#x017F;eyn, &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en weit ha&#x0364;ufi-<lb/>
ger, und wenig&#x017F;tens in den mei&#x017F;ten alten oder Fel-<lb/>
&#x017F;engebirgen angetroffen werden. Denn das wenig-<lb/>
&#x017F;te, was man von einer Sonne oder brennenden<lb/>
Cometen annehmen kann, mu&#x0364;ßte doch &#x017F;eyn, daß<lb/>
der gro&#x0364;ßte Theil &#x017F;einer Gebirge im Brande &#x017F;tu&#x0364;nde.<lb/>
Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar<lb/>
wohl bewohnet &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, geben doch zu, daß<lb/>
alle ihre Gebirge brennen, ob &#x017F;ie gleich dabey anneh-<lb/>
men, daß die&#x017F;e Gebirge &#x017F;ehr hoch &#x017F;ind, und daß die<lb/>
Bewohnung nur etwan in denen tiefen Tha&#x0364;lern &#x017F;tatt<lb/>
finden ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Dasjenige, was man vernu&#x0364;nftiger Wei&#x017F;e aus<lb/>
denen vorhin angefu&#x0364;hrten Kennzeichen und Spuh-<lb/>
ren von einem in dem Erdco&#x0364;rper ehedem gewe&#x017F;enen<lb/>
Brande vernu&#x0364;nftiger und wahr&#x017F;cheinlicher Wei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;chließen muß, i&#x017F;t, daß ein unterirrdi&#x017F;ches Feuer<lb/>
in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden &#x017F;ey, daß<lb/>
die&#x017F;es Feuer &#x017F;ich zu Zeiten &#x017F;o &#x017F;ehr der Oberfla&#x0364;che ge-<lb/>
na&#x0364;hert habe, und noch na&#x0364;hern ko&#x0364;nne, daß daraus<lb/>
große und er&#x017F;chreckliche Wirkungen aus dem Erd-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">boden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0148] III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper Aus allem demjenigen, was wir in dieſem Ab- ſchnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brandes vor- getragen haben, kann man indeſſen gar nicht ſchlieſ- ſen, daß unſer Planet ehedem eine Sonne oder brennender Comet geweſen iſt. Um einen ſolchen Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh- ren und Merkzeichen davon. Dieſe Kennzeichen muͤſſen viel allgemeiner ſeyn, ſie muͤſſen weit haͤufi- ger, und wenigſtens in den meiſten alten oder Fel- ſengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig- ſte, was man von einer Sonne oder brennenden Cometen annehmen kann, muͤßte doch ſeyn, daß der groͤßte Theil ſeiner Gebirge im Brande ſtuͤnde. Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar wohl bewohnet ſeyn koͤnne, geben doch zu, daß alle ihre Gebirge brennen, ob ſie gleich dabey anneh- men, daß dieſe Gebirge ſehr hoch ſind, und daß die Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thaͤlern ſtatt finden koͤnne. Dasjenige, was man vernuͤnftiger Weiſe aus denen vorhin angefuͤhrten Kennzeichen und Spuh- ren von einem in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brande vernuͤnftiger und wahrſcheinlicher Weiſe ſchließen muß, iſt, daß ein unterirrdiſches Feuer in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden ſey, daß dieſes Feuer ſich zu Zeiten ſo ſehr der Oberflaͤche ge- naͤhert habe, und noch naͤhern koͤnne, daß daraus große und erſchreckliche Wirkungen aus dem Erd- boden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/148
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/148>, abgerufen am 21.11.2024.