Aus allem demjenigen, was wir in diesem Ab- schnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines in dem Erdcörper ehedem gewesenen Brandes vor- getragen haben, kann man indessen gar nicht schlies- sen, daß unser Planet ehedem eine Sonne oder brennender Comet gewesen ist. Um einen solchen Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh- ren und Merkzeichen davon. Diese Kennzeichen müssen viel allgemeiner seyn, sie müssen weit häufi- ger, und wenigstens in den meisten alten oder Fel- sengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig- ste, was man von einer Sonne oder brennenden Cometen annehmen kann, müßte doch seyn, daß der größte Theil seiner Gebirge im Brande stünde. Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar wohl bewohnet seyn könne, geben doch zu, daß alle ihre Gebirge brennen, ob sie gleich dabey anneh- men, daß diese Gebirge sehr hoch sind, und daß die Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thälern statt finden könne.
Dasjenige, was man vernünftiger Weise aus denen vorhin angeführten Kennzeichen und Spuh- ren von einem in dem Erdcörper ehedem gewesenen Brande vernünftiger und wahrscheinlicher Weise schließen muß, ist, daß ein unterirrdisches Feuer in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden sey, daß dieses Feuer sich zu Zeiten so sehr der Oberfläche ge- nähert habe, und noch nähern könne, daß daraus große und erschreckliche Wirkungen aus dem Erd-
boden
III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper
Aus allem demjenigen, was wir in dieſem Ab- ſchnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brandes vor- getragen haben, kann man indeſſen gar nicht ſchlieſ- ſen, daß unſer Planet ehedem eine Sonne oder brennender Comet geweſen iſt. Um einen ſolchen Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh- ren und Merkzeichen davon. Dieſe Kennzeichen muͤſſen viel allgemeiner ſeyn, ſie muͤſſen weit haͤufi- ger, und wenigſtens in den meiſten alten oder Fel- ſengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig- ſte, was man von einer Sonne oder brennenden Cometen annehmen kann, muͤßte doch ſeyn, daß der groͤßte Theil ſeiner Gebirge im Brande ſtuͤnde. Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar wohl bewohnet ſeyn koͤnne, geben doch zu, daß alle ihre Gebirge brennen, ob ſie gleich dabey anneh- men, daß dieſe Gebirge ſehr hoch ſind, und daß die Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thaͤlern ſtatt finden koͤnne.
Dasjenige, was man vernuͤnftiger Weiſe aus denen vorhin angefuͤhrten Kennzeichen und Spuh- ren von einem in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brande vernuͤnftiger und wahrſcheinlicher Weiſe ſchließen muß, iſt, daß ein unterirrdiſches Feuer in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden ſey, daß dieſes Feuer ſich zu Zeiten ſo ſehr der Oberflaͤche ge- naͤhert habe, und noch naͤhern koͤnne, daß daraus große und erſchreckliche Wirkungen aus dem Erd-
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III. Abſchn. Ob der Erdcoͤrper
Aus allem demjenigen, was wir in dieſem Ab-
ſchnitte von denen Kennzeichen und Spuhren eines
in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen Brandes vor-
getragen haben, kann man indeſſen gar nicht ſchlieſ-
ſen, daß unſer Planet ehedem eine Sonne oder
brennender Comet geweſen iſt. Um einen ſolchen
Schluß zu machen, findet man allzu wenig Spuh-
ren und Merkzeichen davon. Dieſe Kennzeichen
muͤſſen viel allgemeiner ſeyn, ſie muͤſſen weit haͤufi-
ger, und wenigſtens in den meiſten alten oder Fel-
ſengebirgen angetroffen werden. Denn das wenig-
ſte, was man von einer Sonne oder brennenden
Cometen annehmen kann, muͤßte doch ſeyn, daß
der groͤßte Theil ſeiner Gebirge im Brande ſtuͤnde.
Diejenigen, welche glauben, daß die Sonne gar
wohl bewohnet ſeyn koͤnne, geben doch zu, daß
alle ihre Gebirge brennen, ob ſie gleich dabey anneh-
men, daß dieſe Gebirge ſehr hoch ſind, und daß die
Bewohnung nur etwan in denen tiefen Thaͤlern ſtatt
finden koͤnne.
Dasjenige, was man vernuͤnftiger Weiſe aus
denen vorhin angefuͤhrten Kennzeichen und Spuh-
ren von einem in dem Erdcoͤrper ehedem geweſenen
Brande vernuͤnftiger und wahrſcheinlicher Weiſe
ſchließen muß, iſt, daß ein unterirrdiſches Feuer
in dem Mittelpuncte der Erde vorhanden ſey, daß
dieſes Feuer ſich zu Zeiten ſo ſehr der Oberflaͤche ge-
naͤhert habe, und noch naͤhern koͤnne, daß daraus
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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