Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Sonne oder Comet gewesen.
sich in denen Oberschieferschichten, ehe man auf die
bau- und schmelzwürdigen Schiefer kommt, allent-
halben eine große Menge von Fischabdrücken in Schie-
fern. Diese Abdrücke bestehen aus einem geringhal-
tigen Kupferkies, und die Schupen der Fische, ihre
Floßfedern, Schwanz, Kopf, und alle wesentlichen
Kennzeichen der Fische sind so deutlich abgedruckt,
und die Schupen zuweilen gar etwas erhöhet, daß
man ohnmöglich zweifeln kann, daß diese Abdrücke
von natürlichen ehedem lebenden Fischen herrühren.
Man kann so gar die Art oder das Geschlecht der Fi-
sche deutlich unterscheiden, und diese Fischabdrücke
werden gemeiniglich vierzig Lachtern tief unter der Er-
de gefunden.

Was bey diesen Fischabdrücken vor unsere gegen-
wärtige Betrachtung am merkwürdigsten ist; so wer-
den dieselben fast alle in einer krummen Gestalt gefun-
den, eben so, wie sich ein Fisch krümmet, wenn er
lebendig in siedendheißes Wasser gethan wird, um
denselben zu kochen. Es ist ein überaus seltener Vor-
fall, wenn man einen Fischabdruck von einer geraden
un[d] gekrümmten Gestalt erlangen kann. Diese über-
einstimmende gekrümmte Gestalt der Fische scheinet
also eben diejenige Uhrsache gehabt zu haben, aus wel-
cher sich die lebenden Fische, wenn sie gesotten wer-
den, im heißen Wasser krümmen; nämlich die Fische
scheinen in dem Wasser durch eine heftige Hitze gestor-
ben zu seyn.

Jch habe in dem vorhergehenden Abschnitte, da
ich aus Kieslings Nachrichten von den Mansfeldi-

schen

eine Sonne oder Comet geweſen.
ſich in denen Oberſchieferſchichten, ehe man auf die
bau- und ſchmelzwuͤrdigen Schiefer kommt, allent-
halben eine große Menge von Fiſchabdruͤcken in Schie-
fern. Dieſe Abdruͤcke beſtehen aus einem geringhal-
tigen Kupferkies, und die Schupen der Fiſche, ihre
Floßfedern, Schwanz, Kopf, und alle weſentlichen
Kennzeichen der Fiſche ſind ſo deutlich abgedruckt,
und die Schupen zuweilen gar etwas erhoͤhet, daß
man ohnmoͤglich zweifeln kann, daß dieſe Abdruͤcke
von natuͤrlichen ehedem lebenden Fiſchen herruͤhren.
Man kann ſo gar die Art oder das Geſchlecht der Fi-
ſche deutlich unterſcheiden, und dieſe Fiſchabdruͤcke
werden gemeiniglich vierzig Lachtern tief unter der Er-
de gefunden.

Was bey dieſen Fiſchabdruͤcken vor unſere gegen-
waͤrtige Betrachtung am merkwuͤrdigſten iſt; ſo wer-
den dieſelben faſt alle in einer krummen Geſtalt gefun-
den, eben ſo, wie ſich ein Fiſch kruͤmmet, wenn er
lebendig in ſiedendheißes Waſſer gethan wird, um
denſelben zu kochen. Es iſt ein uͤberaus ſeltener Vor-
fall, wenn man einen Fiſchabdruck von einer geraden
un[d] gekruͤmmten Geſtalt erlangen kann. Dieſe uͤber-
einſtimmende gekruͤmmte Geſtalt der Fiſche ſcheinet
alſo eben diejenige Uhrſache gehabt zu haben, aus wel-
cher ſich die lebenden Fiſche, wenn ſie geſotten wer-
den, im heißen Waſſer kruͤmmen; naͤmlich die Fiſche
ſcheinen in dem Waſſer durch eine heftige Hitze geſtor-
ben zu ſeyn.

Jch habe in dem vorhergehenden Abſchnitte, da
ich aus Kieslings Nachrichten von den Mansfeldi-

ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0135" n="107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">eine Sonne oder Comet gewe&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich in denen Ober&#x017F;chiefer&#x017F;chichten, ehe man auf die<lb/>
bau- und &#x017F;chmelzwu&#x0364;rdigen Schiefer kommt, allent-<lb/>
halben eine große Menge von Fi&#x017F;chabdru&#x0364;cken in Schie-<lb/>
fern. Die&#x017F;e Abdru&#x0364;cke be&#x017F;tehen aus einem geringhal-<lb/>
tigen Kupferkies, und die Schupen der Fi&#x017F;che, ihre<lb/>
Floßfedern, Schwanz, Kopf, und alle we&#x017F;entlichen<lb/>
Kennzeichen der Fi&#x017F;che &#x017F;ind &#x017F;o deutlich abgedruckt,<lb/>
und die Schupen zuweilen gar etwas erho&#x0364;het, daß<lb/>
man ohnmo&#x0364;glich zweifeln kann, daß die&#x017F;e Abdru&#x0364;cke<lb/>
von natu&#x0364;rlichen ehedem lebenden Fi&#x017F;chen herru&#x0364;hren.<lb/>
Man kann &#x017F;o gar die Art oder das Ge&#x017F;chlecht der Fi-<lb/>
&#x017F;che deutlich unter&#x017F;cheiden, und die&#x017F;e Fi&#x017F;chabdru&#x0364;cke<lb/>
werden gemeiniglich vierzig Lachtern tief unter der Er-<lb/>
de gefunden.</p><lb/>
          <p>Was bey die&#x017F;en Fi&#x017F;chabdru&#x0364;cken vor un&#x017F;ere gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtige Betrachtung am merkwu&#x0364;rdig&#x017F;ten i&#x017F;t; &#x017F;o wer-<lb/>
den die&#x017F;elben fa&#x017F;t alle in einer krummen Ge&#x017F;talt gefun-<lb/>
den, eben &#x017F;o, wie &#x017F;ich ein Fi&#x017F;ch kru&#x0364;mmet, wenn er<lb/>
lebendig in &#x017F;iedendheißes Wa&#x017F;&#x017F;er gethan wird, um<lb/>
den&#x017F;elben zu kochen. Es i&#x017F;t ein u&#x0364;beraus &#x017F;eltener Vor-<lb/>
fall, wenn man einen Fi&#x017F;chabdruck von einer geraden<lb/>
un<supplied>d</supplied> gekru&#x0364;mmten Ge&#x017F;talt erlangen kann. Die&#x017F;e u&#x0364;ber-<lb/>
ein&#x017F;timmende gekru&#x0364;mmte Ge&#x017F;talt der Fi&#x017F;che &#x017F;cheinet<lb/>
al&#x017F;o eben diejenige Uhr&#x017F;ache gehabt zu haben, aus wel-<lb/>
cher &#x017F;ich die lebenden Fi&#x017F;che, wenn &#x017F;ie ge&#x017F;otten wer-<lb/>
den, im heißen Wa&#x017F;&#x017F;er kru&#x0364;mmen; na&#x0364;mlich die Fi&#x017F;che<lb/>
&#x017F;cheinen in dem Wa&#x017F;&#x017F;er durch eine heftige Hitze ge&#x017F;tor-<lb/>
ben zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Jch habe in dem vorhergehenden Ab&#x017F;chnitte, da<lb/>
ich aus <hi rendition="#fr">Kieslings</hi> Nachrichten von den Mansfeldi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0135] eine Sonne oder Comet geweſen. ſich in denen Oberſchieferſchichten, ehe man auf die bau- und ſchmelzwuͤrdigen Schiefer kommt, allent- halben eine große Menge von Fiſchabdruͤcken in Schie- fern. Dieſe Abdruͤcke beſtehen aus einem geringhal- tigen Kupferkies, und die Schupen der Fiſche, ihre Floßfedern, Schwanz, Kopf, und alle weſentlichen Kennzeichen der Fiſche ſind ſo deutlich abgedruckt, und die Schupen zuweilen gar etwas erhoͤhet, daß man ohnmoͤglich zweifeln kann, daß dieſe Abdruͤcke von natuͤrlichen ehedem lebenden Fiſchen herruͤhren. Man kann ſo gar die Art oder das Geſchlecht der Fi- ſche deutlich unterſcheiden, und dieſe Fiſchabdruͤcke werden gemeiniglich vierzig Lachtern tief unter der Er- de gefunden. Was bey dieſen Fiſchabdruͤcken vor unſere gegen- waͤrtige Betrachtung am merkwuͤrdigſten iſt; ſo wer- den dieſelben faſt alle in einer krummen Geſtalt gefun- den, eben ſo, wie ſich ein Fiſch kruͤmmet, wenn er lebendig in ſiedendheißes Waſſer gethan wird, um denſelben zu kochen. Es iſt ein uͤberaus ſeltener Vor- fall, wenn man einen Fiſchabdruck von einer geraden und gekruͤmmten Geſtalt erlangen kann. Dieſe uͤber- einſtimmende gekruͤmmte Geſtalt der Fiſche ſcheinet alſo eben diejenige Uhrſache gehabt zu haben, aus wel- cher ſich die lebenden Fiſche, wenn ſie geſotten wer- den, im heißen Waſſer kruͤmmen; naͤmlich die Fiſche ſcheinen in dem Waſſer durch eine heftige Hitze geſtor- ben zu ſeyn. Jch habe in dem vorhergehenden Abſchnitte, da ich aus Kieslings Nachrichten von den Mansfeldi- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/135
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/135>, abgerufen am 03.05.2024.