Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Schichten des Erdcörpers.
sich diese Wahrheiten klar und ungezweifelt zu Tage
legen.

Es hat Gelehrte gegeben, welche eingesehen ha-
ben, daß eine jede Erd- oder Steinschicht unsers Erd-
cörpers von einer großen Ueberschwemmung herrüh-
ren müsse, daß eine jede Schicht von Sande, worin-
nen sich sehr häufig Meermuscheln und Schnecken zei-
gen, einen gewesenen Meeresgrund veroffenbahre,
und daß ein jedes schwarzes Erdreich, das sich in die-
sen Erdschichten vorfindet, eine ehemahls bewohnt ge-
wesene Oberfläche zu Tage lege p). Dennoch ge-
trauen sie sich nicht, hieraus den Schluß zu machen,
der aus allen diesen Wahrnehmungen und Entdeckun-
gen natürlicher und nothwendiger Weise folget; we-
nigstens übergehen sie diesen Schluß mit Stillschwei-
gen. Was sollte uns aber wohl zurückhalten können,
die unvermeidlichen Folgen von unerkannten Wahr-
heiten frey zu gestehen; dieser Schluß ist kein ande-
rer, als daß unser Weltcörper von einem überaus ho-
hen Alterthum seyn müsse.

Jn der That, wenn man alle diese Veränderun-
gen, die mit unserm Erdcörper vorgegangen sind, und

die
p) Herr Professor Bergmann in der mehr angeführten
physicalischen Beschreibung der Erdkugel II. Abtheilung
5tes Cap. §. 40. erkennet und gestehet alle die Folgen,
die ich hier anführe, nämlich, daß eine jede Schicht
eine Ueberschwemmung, ein Sand mit Muscheln einen
gewesenen Meeresgrund, und eine schwarze Erde eine
bewohnt gewesene Oberfläche voraussetze. Allein, er
übergehet mit Stillschweigen, was man nothwendig wei-
ter daraus schließen muß.
G

Schichten des Erdcoͤrpers.
ſich dieſe Wahrheiten klar und ungezweifelt zu Tage
legen.

Es hat Gelehrte gegeben, welche eingeſehen ha-
ben, daß eine jede Erd- oder Steinſchicht unſers Erd-
coͤrpers von einer großen Ueberſchwemmung herruͤh-
ren muͤſſe, daß eine jede Schicht von Sande, worin-
nen ſich ſehr haͤufig Meermuſcheln und Schnecken zei-
gen, einen geweſenen Meeresgrund veroffenbahre,
und daß ein jedes ſchwarzes Erdreich, das ſich in die-
ſen Erdſchichten vorfindet, eine ehemahls bewohnt ge-
weſene Oberflaͤche zu Tage lege p). Dennoch ge-
trauen ſie ſich nicht, hieraus den Schluß zu machen,
der aus allen dieſen Wahrnehmungen und Entdeckun-
gen natuͤrlicher und nothwendiger Weiſe folget; we-
nigſtens uͤbergehen ſie dieſen Schluß mit Stillſchwei-
gen. Was ſollte uns aber wohl zuruͤckhalten koͤnnen,
die unvermeidlichen Folgen von unerkannten Wahr-
heiten frey zu geſtehen; dieſer Schluß iſt kein ande-
rer, als daß unſer Weltcoͤrper von einem uͤberaus ho-
hen Alterthum ſeyn muͤſſe.

Jn der That, wenn man alle dieſe Veraͤnderun-
gen, die mit unſerm Erdcoͤrper vorgegangen ſind, und

die
p) Herr Profeſſor Bergmann in der mehr angefuͤhrten
phyſicaliſchen Beſchreibung der Erdkugel II. Abtheilung
5tes Cap. §. 40. erkennet und geſtehet alle die Folgen,
die ich hier anfuͤhre, naͤmlich, daß eine jede Schicht
eine Ueberſchwemmung, ein Sand mit Muſcheln einen
geweſenen Meeresgrund, und eine ſchwarze Erde eine
bewohnt geweſene Oberflaͤche vorausſetze. Allein, er
uͤbergehet mit Stillſchweigen, was man nothwendig wei-
ter daraus ſchließen muß.
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schichten des Erdco&#x0364;rpers.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;e Wahrheiten klar und ungezweifelt zu Tage<lb/>
legen.</p><lb/>
          <p>Es hat Gelehrte gegeben, welche einge&#x017F;ehen ha-<lb/>
ben, daß eine jede Erd- oder Stein&#x017F;chicht un&#x017F;ers Erd-<lb/>
co&#x0364;rpers von einer großen Ueber&#x017F;chwemmung herru&#x0364;h-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, daß eine jede Schicht von Sande, worin-<lb/>
nen &#x017F;ich &#x017F;ehr ha&#x0364;ufig Meermu&#x017F;cheln und Schnecken zei-<lb/>
gen, einen gewe&#x017F;enen Meeresgrund veroffenbahre,<lb/>
und daß ein jedes &#x017F;chwarzes Erdreich, das &#x017F;ich in die-<lb/>
&#x017F;en Erd&#x017F;chichten vorfindet, eine ehemahls bewohnt ge-<lb/>
we&#x017F;ene Oberfla&#x0364;che zu Tage lege <note place="foot" n="p)">Herr Profe&#x017F;&#x017F;or Bergmann in der mehr angefu&#x0364;hrten<lb/>
phy&#x017F;icali&#x017F;chen Be&#x017F;chreibung der Erdkugel <hi rendition="#aq">II.</hi> Abtheilung<lb/>
5tes Cap. §. 40. erkennet und ge&#x017F;tehet alle die Folgen,<lb/>
die ich hier anfu&#x0364;hre, na&#x0364;mlich, daß eine jede Schicht<lb/>
eine Ueber&#x017F;chwemmung, ein Sand mit Mu&#x017F;cheln einen<lb/>
gewe&#x017F;enen Meeresgrund, und eine &#x017F;chwarze Erde eine<lb/>
bewohnt gewe&#x017F;ene Oberfla&#x0364;che voraus&#x017F;etze. Allein, er<lb/>
u&#x0364;bergehet mit Still&#x017F;chweigen, was man nothwendig wei-<lb/>
ter daraus &#x017F;chließen muß.</note>. Dennoch ge-<lb/>
trauen &#x017F;ie &#x017F;ich nicht, hieraus den Schluß zu machen,<lb/>
der aus allen die&#x017F;en Wahrnehmungen und Entdeckun-<lb/>
gen natu&#x0364;rlicher und nothwendiger Wei&#x017F;e folget; we-<lb/>
nig&#x017F;tens u&#x0364;bergehen &#x017F;ie die&#x017F;en Schluß mit Still&#x017F;chwei-<lb/>
gen. Was &#x017F;ollte uns aber wohl zuru&#x0364;ckhalten ko&#x0364;nnen,<lb/>
die unvermeidlichen Folgen von unerkannten Wahr-<lb/>
heiten frey zu ge&#x017F;tehen; die&#x017F;er Schluß i&#x017F;t kein ande-<lb/>
rer, als daß un&#x017F;er Weltco&#x0364;rper von einem u&#x0364;beraus ho-<lb/>
hen Alterthum &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Jn der That, wenn man alle die&#x017F;e Vera&#x0364;nderun-<lb/>
gen, die mit un&#x017F;erm Erdco&#x0364;rper vorgegangen &#x017F;ind, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0125] Schichten des Erdcoͤrpers. ſich dieſe Wahrheiten klar und ungezweifelt zu Tage legen. Es hat Gelehrte gegeben, welche eingeſehen ha- ben, daß eine jede Erd- oder Steinſchicht unſers Erd- coͤrpers von einer großen Ueberſchwemmung herruͤh- ren muͤſſe, daß eine jede Schicht von Sande, worin- nen ſich ſehr haͤufig Meermuſcheln und Schnecken zei- gen, einen geweſenen Meeresgrund veroffenbahre, und daß ein jedes ſchwarzes Erdreich, das ſich in die- ſen Erdſchichten vorfindet, eine ehemahls bewohnt ge- weſene Oberflaͤche zu Tage lege p). Dennoch ge- trauen ſie ſich nicht, hieraus den Schluß zu machen, der aus allen dieſen Wahrnehmungen und Entdeckun- gen natuͤrlicher und nothwendiger Weiſe folget; we- nigſtens uͤbergehen ſie dieſen Schluß mit Stillſchwei- gen. Was ſollte uns aber wohl zuruͤckhalten koͤnnen, die unvermeidlichen Folgen von unerkannten Wahr- heiten frey zu geſtehen; dieſer Schluß iſt kein ande- rer, als daß unſer Weltcoͤrper von einem uͤberaus ho- hen Alterthum ſeyn muͤſſe. Jn der That, wenn man alle dieſe Veraͤnderun- gen, die mit unſerm Erdcoͤrper vorgegangen ſind, und die p) Herr Profeſſor Bergmann in der mehr angefuͤhrten phyſicaliſchen Beſchreibung der Erdkugel II. Abtheilung 5tes Cap. §. 40. erkennet und geſtehet alle die Folgen, die ich hier anfuͤhre, naͤmlich, daß eine jede Schicht eine Ueberſchwemmung, ein Sand mit Muſcheln einen geweſenen Meeresgrund, und eine ſchwarze Erde eine bewohnt geweſene Oberflaͤche vorausſetze. Allein, er uͤbergehet mit Stillſchweigen, was man nothwendig wei- ter daraus ſchließen muß. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/125
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/125>, abgerufen am 03.05.2024.