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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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mit der Verfass. u. Beschaff. des Staats.

Man würde einen wenig gegründeten EinwurfDer Ein-
wurf, daß
man Lebens-
mittel und
Materialien
kaufen kön-
ne, wird ge-
hoben.

vorbringen, wenn man sagen wollte, daß man sowohl
das Getraide, als die Materialien zu denen Manufa-
cturen von andern Völkern vor Geld erlangen kann.
Zu geschweigen, daß davor große Geldsummen außer
Landes gehen; so werden diese Dinge durch die Kosten
der Herbeyschaffung allemal vertheuret, welches denen
Manufacturen und Fabriken |gar nicht zuträglich ist,
deren guter Fortgang hauptsächlich auf den wohlfeilen
Preiß der Arbeitsleute und der Materialien ankommt.
Was aber noch mehr ist: so wird ein solches Land nie-
mals genugsam gegründete Manufacturen haben. Sie
werden allemal von andern Völkern abhängen und
gleichsam nur Bittweise bestehen. Die geringsten
Zwistigkeiten, die dieses Volk mit andern Staaten ha-
ben wird, werden seine Manufacturen hemmen, so-
wohl wenn andre Völker ihnen das Getraide und die
Materialien vorenthalten, als wenn seine Feinde dessen
Schiffarth stöhren. Das Beyspiel der Königin Eli-
sabeth, welche die Ausfuhre der Wolle verboth, und,
da sie bey diesem Verbothe standhaftig beharrete, viele
Niederländische Fabricanten aus Mangel der Mate-
rialien nöthigte die Niederlande zu verlaßen und sich in
Engelland niederzulaßen, lehret uns, wie schlecht ge-
gründet solche Manufacturen sind, die in Ansehung der
Materialien von andern Völkern abhängen. Man
muß auch befürchten, daß diejenigen Völker, welche
in denen Materialien andrer Nationen arbeiten, künf-
tig immer schlechter daran seyn werden. Ein jedes
Volk lernet seinen Vortheil immer besser einsehen und

suchet
mit der Verfaſſ. u. Beſchaff. des Staats.

Man wuͤrde einen wenig gegruͤndeten EinwurfDer Ein-
wurf, daß
man Lebens-
mittel und
Materialien
kaufen kön-
ne, wird ge-
hoben.

vorbringen, wenn man ſagen wollte, daß man ſowohl
das Getraide, als die Materialien zu denen Manufa-
cturen von andern Voͤlkern vor Geld erlangen kann.
Zu geſchweigen, daß davor große Geldſummen außer
Landes gehen; ſo werden dieſe Dinge durch die Koſten
der Herbeyſchaffung allemal vertheuret, welches denen
Manufacturen und Fabriken |gar nicht zutraͤglich iſt,
deren guter Fortgang hauptſaͤchlich auf den wohlfeilen
Preiß der Arbeitsleute und der Materialien ankommt.
Was aber noch mehr iſt: ſo wird ein ſolches Land nie-
mals genugſam gegruͤndete Manufacturen haben. Sie
werden allemal von andern Voͤlkern abhaͤngen und
gleichſam nur Bittweiſe beſtehen. Die geringſten
Zwiſtigkeiten, die dieſes Volk mit andern Staaten ha-
ben wird, werden ſeine Manufacturen hemmen, ſo-
wohl wenn andre Voͤlker ihnen das Getraide und die
Materialien vorenthalten, als wenn ſeine Feinde deſſen
Schiffarth ſtoͤhren. Das Beyſpiel der Koͤnigin Eli-
ſabeth, welche die Ausfuhre der Wolle verboth, und,
da ſie bey dieſem Verbothe ſtandhaftig beharrete, viele
Niederlaͤndiſche Fabricanten aus Mangel der Mate-
rialien noͤthigte die Niederlande zu verlaßen und ſich in
Engelland niederzulaßen, lehret uns, wie ſchlecht ge-
gruͤndet ſolche Manufacturen ſind, die in Anſehung der
Materialien von andern Voͤlkern abhaͤngen. Man
muß auch befuͤrchten, daß diejenigen Voͤlker, welche
in denen Materialien andrer Nationen arbeiten, kuͤnf-
tig immer ſchlechter daran ſeyn werden. Ein jedes
Volk lernet ſeinen Vortheil immer beſſer einſehen und

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[43/0071] mit der Verfaſſ. u. Beſchaff. des Staats. Man wuͤrde einen wenig gegruͤndeten Einwurf vorbringen, wenn man ſagen wollte, daß man ſowohl das Getraide, als die Materialien zu denen Manufa- cturen von andern Voͤlkern vor Geld erlangen kann. Zu geſchweigen, daß davor große Geldſummen außer Landes gehen; ſo werden dieſe Dinge durch die Koſten der Herbeyſchaffung allemal vertheuret, welches denen Manufacturen und Fabriken |gar nicht zutraͤglich iſt, deren guter Fortgang hauptſaͤchlich auf den wohlfeilen Preiß der Arbeitsleute und der Materialien ankommt. Was aber noch mehr iſt: ſo wird ein ſolches Land nie- mals genugſam gegruͤndete Manufacturen haben. Sie werden allemal von andern Voͤlkern abhaͤngen und gleichſam nur Bittweiſe beſtehen. Die geringſten Zwiſtigkeiten, die dieſes Volk mit andern Staaten ha- ben wird, werden ſeine Manufacturen hemmen, ſo- wohl wenn andre Voͤlker ihnen das Getraide und die Materialien vorenthalten, als wenn ſeine Feinde deſſen Schiffarth ſtoͤhren. Das Beyſpiel der Koͤnigin Eli- ſabeth, welche die Ausfuhre der Wolle verboth, und, da ſie bey dieſem Verbothe ſtandhaftig beharrete, viele Niederlaͤndiſche Fabricanten aus Mangel der Mate- rialien noͤthigte die Niederlande zu verlaßen und ſich in Engelland niederzulaßen, lehret uns, wie ſchlecht ge- gruͤndet ſolche Manufacturen ſind, die in Anſehung der Materialien von andern Voͤlkern abhaͤngen. Man muß auch befuͤrchten, daß diejenigen Voͤlker, welche in denen Materialien andrer Nationen arbeiten, kuͤnf- tig immer ſchlechter daran ſeyn werden. Ein jedes Volk lernet ſeinen Vortheil immer beſſer einſehen und ſuchet Der Ein- wurf, daß man Lebens- mittel und Materialien kaufen kön- ne, wird ge- hoben.

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/71>, abgerufen am 24.11.2024.