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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.

Es ist hierbey nicht außer Acht zu laßen, daß dieEs ist eine
wichtige Sa-
che, die Un-
terthanen
nützlich zu
beschäftigen.

Unterthanen durch die Manufacturen und Fabriken
auf eine nützliche Art beschäftiget werden. Wenn es
möglich wäre, daß ein Regent seinen Unterthanen alle
Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens verschaffen
könnte, ohne, daß sie zu arbeiten nöthig hätten, so
würde eine sehr wichtige Frage vor den Regenten und
seine Ministers entstehen, womit sie zu beschäftigen
wären, daß sie weder einander selbst, noch dem Staate
zur Last fallen möchten. Sparta fand sich gewisser-
maaßen in dieser Beschaffenheit, weil die Spartaner
ein unterwürfiges Volk die Eloten hatten, das zu ih-
rem Unterhalte arbeiten muste. So wenig Weisheit
ich sonst in den Gesetzen des Lycurgus finde; so muß
ich doch gestehen, daß er die Nothwendigkeit, seine
Bürger zu beschäftigen, sehr wohl einsahe, und daher
rührten die Gesetze von denen gemeinschaftlichen Leibes-
übungen und Ergetzlichkeiten, die er ihnen vorschrieb.
Der Punct von der Beschäftigung der Unterthanen
verdienet gewiß mehr Aufmerksamkeit, als die meisten
Regierungen darauf verwenden. Ein Land, das keine
Manufacturen und Fabriken hat, wird auch allemal
träge, schläfrige und unthätige Unterthanen haben.
Sie werden den Ackerbau, die Viehzucht und die un-
entbehrlichen Handwerke nach dem alten Schlendrian
so nachläßig hintreiben, das platte Land und die Land-
städte werden in Elend und Dürftigkeit, die Haupt-
stadt aber, die alle Kräfte des Landes an sich ziehet,
wird in Ueppigkeit und Verschwendung leben und zum
Guten eben diese Trägheit an sich wahrnehmen laßen.

Das
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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.

Es iſt hierbey nicht außer Acht zu laßen, daß dieEs iſt eine
wichtige Sa-
che, die Un-
terthanen
nützlich zu
beſchäftigen.

Unterthanen durch die Manufacturen und Fabriken
auf eine nuͤtzliche Art beſchaͤftiget werden. Wenn es
moͤglich waͤre, daß ein Regent ſeinen Unterthanen alle
Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens verſchaffen
koͤnnte, ohne, daß ſie zu arbeiten noͤthig haͤtten, ſo
wuͤrde eine ſehr wichtige Frage vor den Regenten und
ſeine Miniſters entſtehen, womit ſie zu beſchaͤftigen
waͤren, daß ſie weder einander ſelbſt, noch dem Staate
zur Laſt fallen moͤchten. Sparta fand ſich gewiſſer-
maaßen in dieſer Beſchaffenheit, weil die Spartaner
ein unterwuͤrfiges Volk die Eloten hatten, das zu ih-
rem Unterhalte arbeiten muſte. So wenig Weisheit
ich ſonſt in den Geſetzen des Lycurgus finde; ſo muß
ich doch geſtehen, daß er die Nothwendigkeit, ſeine
Buͤrger zu beſchaͤftigen, ſehr wohl einſahe, und daher
ruͤhrten die Geſetze von denen gemeinſchaftlichen Leibes-
uͤbungen und Ergetzlichkeiten, die er ihnen vorſchrieb.
Der Punct von der Beſchaͤftigung der Unterthanen
verdienet gewiß mehr Aufmerkſamkeit, als die meiſten
Regierungen darauf verwenden. Ein Land, das keine
Manufacturen und Fabriken hat, wird auch allemal
traͤge, ſchlaͤfrige und unthaͤtige Unterthanen haben.
Sie werden den Ackerbau, die Viehzucht und die un-
entbehrlichen Handwerke nach dem alten Schlendrian
ſo nachlaͤßig hintreiben, das platte Land und die Land-
ſtaͤdte werden in Elend und Duͤrftigkeit, die Haupt-
ſtadt aber, die alle Kraͤfte des Landes an ſich ziehet,
wird in Ueppigkeit und Verſchwendung leben und zum
Guten eben dieſe Traͤgheit an ſich wahrnehmen laßen.

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[21/0049] und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. Es iſt hierbey nicht außer Acht zu laßen, daß die Unterthanen durch die Manufacturen und Fabriken auf eine nuͤtzliche Art beſchaͤftiget werden. Wenn es moͤglich waͤre, daß ein Regent ſeinen Unterthanen alle Nothdurft und Bequemlichkeit des Lebens verſchaffen koͤnnte, ohne, daß ſie zu arbeiten noͤthig haͤtten, ſo wuͤrde eine ſehr wichtige Frage vor den Regenten und ſeine Miniſters entſtehen, womit ſie zu beſchaͤftigen waͤren, daß ſie weder einander ſelbſt, noch dem Staate zur Laſt fallen moͤchten. Sparta fand ſich gewiſſer- maaßen in dieſer Beſchaffenheit, weil die Spartaner ein unterwuͤrfiges Volk die Eloten hatten, das zu ih- rem Unterhalte arbeiten muſte. So wenig Weisheit ich ſonſt in den Geſetzen des Lycurgus finde; ſo muß ich doch geſtehen, daß er die Nothwendigkeit, ſeine Buͤrger zu beſchaͤftigen, ſehr wohl einſahe, und daher ruͤhrten die Geſetze von denen gemeinſchaftlichen Leibes- uͤbungen und Ergetzlichkeiten, die er ihnen vorſchrieb. Der Punct von der Beſchaͤftigung der Unterthanen verdienet gewiß mehr Aufmerkſamkeit, als die meiſten Regierungen darauf verwenden. Ein Land, das keine Manufacturen und Fabriken hat, wird auch allemal traͤge, ſchlaͤfrige und unthaͤtige Unterthanen haben. Sie werden den Ackerbau, die Viehzucht und die un- entbehrlichen Handwerke nach dem alten Schlendrian ſo nachlaͤßig hintreiben, das platte Land und die Land- ſtaͤdte werden in Elend und Duͤrftigkeit, die Haupt- ſtadt aber, die alle Kraͤfte des Landes an ſich ziehet, wird in Ueppigkeit und Verſchwendung leben und zum Guten eben dieſe Traͤgheit an ſich wahrnehmen laßen. Das Es iſt eine wichtige Sa- che, die Un- terthanen nützlich zu beſchäftigen. B 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/49>, abgerufen am 28.03.2024.