Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. Ein Land, das nur Ackerbau und Viehzucht hat, erfor-dert eine sehr mäßige Anzahl Hände, um die Oberfläche der Erden zu diesen Endzwecken zu bearbeiten. Man mag sich die Eintheilung des Eigenthums in einem sol- chen Lande vorstellen, wie man immer will; so können höchstens nur eben so viel Eigenthümer der Ländereyen, Befehlshaber über diese arbeitsamen Hände, Soldaten zu ihrer Vertheidigung und andere Bediente der ober- sten Gewalt vorhanden seyn, als Leute zum Ackerbau und der Viehzucht darinnen befindlich sind. Alles, was man annehmen kann, ist, daß noch eben so viel Handwerker als ein dritter Theil der Einwohner statt- finden können, welche die unumgänglichen Nothwendig- keiten des Lebens vor die vorhergehenden zwey Drittel Einwohner verfertigen. Da man nun die Hände be- rechnen kann, die zu Bearbeitung einer gewissen Ober- fläche der Erden erfordert werden; so werden die Ein- wohner eines solchen Landes allemal sehr mäßig seyn. Es wird einem solchen Lande nichts helfen, wenn sich seine Einwohner fruchtbar bezeugen. Da die übrige Anzahl der Menschen keine Beschäftigung und Unter- halt finden können; so werden sie genöthiget werden aus ihrem Vaterlande auszugehen und anderwärts ihre Nahrung zu suchen. Man siehet auch leicht, daß es zu VermehrungDie Frucht- Getrai-
und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. Ein Land, das nur Ackerbau und Viehzucht hat, erfor-dert eine ſehr maͤßige Anzahl Haͤnde, um die Oberflaͤche der Erden zu dieſen Endzwecken zu bearbeiten. Man mag ſich die Eintheilung des Eigenthums in einem ſol- chen Lande vorſtellen, wie man immer will; ſo koͤnnen hoͤchſtens nur eben ſo viel Eigenthuͤmer der Laͤndereyen, Befehlshaber uͤber dieſe arbeitſamen Haͤnde, Soldaten zu ihrer Vertheidigung und andere Bediente der ober- ſten Gewalt vorhanden ſeyn, als Leute zum Ackerbau und der Viehzucht darinnen befindlich ſind. Alles, was man annehmen kann, iſt, daß noch eben ſo viel Handwerker als ein dritter Theil der Einwohner ſtatt- finden koͤnnen, welche die unumgaͤnglichen Nothwendig- keiten des Lebens vor die vorhergehenden zwey Drittel Einwohner verfertigen. Da man nun die Haͤnde be- rechnen kann, die zu Bearbeitung einer gewiſſen Ober- flaͤche der Erden erfordert werden; ſo werden die Ein- wohner eines ſolchen Landes allemal ſehr maͤßig ſeyn. Es wird einem ſolchen Lande nichts helfen, wenn ſich ſeine Einwohner fruchtbar bezeugen. Da die uͤbrige Anzahl der Menſchen keine Beſchaͤftigung und Unter- halt finden koͤnnen; ſo werden ſie genoͤthiget werden aus ihrem Vaterlande auszugehen und anderwaͤrts ihre Nahrung zu ſuchen. Man ſiehet auch leicht, daß es zu VermehrungDie Frucht- Getrai-
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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
Ein Land, das nur Ackerbau und Viehzucht hat, erfor-
dert eine ſehr maͤßige Anzahl Haͤnde, um die Oberflaͤche
der Erden zu dieſen Endzwecken zu bearbeiten. Man
mag ſich die Eintheilung des Eigenthums in einem ſol-
chen Lande vorſtellen, wie man immer will; ſo koͤnnen
hoͤchſtens nur eben ſo viel Eigenthuͤmer der Laͤndereyen,
Befehlshaber uͤber dieſe arbeitſamen Haͤnde, Soldaten
zu ihrer Vertheidigung und andere Bediente der ober-
ſten Gewalt vorhanden ſeyn, als Leute zum Ackerbau
und der Viehzucht darinnen befindlich ſind. Alles,
was man annehmen kann, iſt, daß noch eben ſo viel
Handwerker als ein dritter Theil der Einwohner ſtatt-
finden koͤnnen, welche die unumgaͤnglichen Nothwendig-
keiten des Lebens vor die vorhergehenden zwey Drittel
Einwohner verfertigen. Da man nun die Haͤnde be-
rechnen kann, die zu Bearbeitung einer gewiſſen Ober-
flaͤche der Erden erfordert werden; ſo werden die Ein-
wohner eines ſolchen Landes allemal ſehr maͤßig ſeyn.
Es wird einem ſolchen Lande nichts helfen, wenn ſich
ſeine Einwohner fruchtbar bezeugen. Da die uͤbrige
Anzahl der Menſchen keine Beſchaͤftigung und Unter-
halt finden koͤnnen; ſo werden ſie genoͤthiget werden
aus ihrem Vaterlande auszugehen und anderwaͤrts
ihre Nahrung zu ſuchen.
Man ſiehet auch leicht, daß es zu Vermehrung
der Einwohner wenig beytraͤgt, der Boden des Landes
mag fruchtbar ſeyn, oder nicht. Jſt der Boden des
Landes fruchtbar und das Land hat Ausfuhre ſeines
Getrai-
Die Frucht-
barkeit des
Bodens hilft
ohne Manu-
facturen zur
Bevölke-
rung nichts.
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