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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
befinden sich in eben der Beschaffenheit, worinnen wir
die meisten Völker in denen übrigen drey Welttheilen
sehen, nämlich, daß sie aus Mangel der Arbeitsamkeit
und des Genie viele künstliche Waaren, die zu wahrer
oder eingebildeter grösserer Bequemlichkeit des Lebens
dienen, nicht zu verfertigen wissen, und dannenhero,
weil sie doch solche Waaren lieben, ihre natürlichen
Güther oder ihr Geld davor hingeben. Wenn nun
ein solches Volk endlich aus seiner Schlafsucht auf-
wacht, sich zur Geschicklichkeit ermuntert und derglei-
chen Waaren selbst verfertiget, so pfleget es diese neuen
Arbeiten mit den Namen der Manufacturen und Fa-
briken zu belegen. Besonders findet dieses bey denen-
jenigen Völkern statt, welche bey ihren alten und ge-
wöhnlichen Bearbeitungen der natürlichen Dinge die
Einrichtung der Jnnungen und Zünfte eingeführet
haben. Alle alte Bearbeitungsarten, werden alsdenn
Handwerke genennet, die neuen erst einzuführenden
Bearbeitungen aber werden mit den Namen der Ma-
nufacturen und Fabriken beleget.

Manufacturen und Fabriken werden gemeiniglichUnterschied
unter Ma-
nufacturen
und Fabri-
ken.

vor gleich beteudende Wörter gehalten und gleichgültig
gebraucht. Jhre Bedeutung aber ist in der That von
einander unterschieden. Unter Manufacturen verste-
het man eigentlich diejenigen Bearbeitungen, die bloß
mit der Hand ohne Feuer und Hammer geschehen.
Fabriken aber heißen diejenigen Arbeiten, zu welchen
Feuer und Hammer, oder ähnliche Werkzeuge ange-

wendet
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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
befinden ſich in eben der Beſchaffenheit, worinnen wir
die meiſten Voͤlker in denen uͤbrigen drey Welttheilen
ſehen, naͤmlich, daß ſie aus Mangel der Arbeitſamkeit
und des Genie viele kuͤnſtliche Waaren, die zu wahrer
oder eingebildeter groͤſſerer Bequemlichkeit des Lebens
dienen, nicht zu verfertigen wiſſen, und dannenhero,
weil ſie doch ſolche Waaren lieben, ihre natuͤrlichen
Guͤther oder ihr Geld davor hingeben. Wenn nun
ein ſolches Volk endlich aus ſeiner Schlafſucht auf-
wacht, ſich zur Geſchicklichkeit ermuntert und derglei-
chen Waaren ſelbſt verfertiget, ſo pfleget es dieſe neuen
Arbeiten mit den Namen der Manufacturen und Fa-
briken zu belegen. Beſonders findet dieſes bey denen-
jenigen Voͤlkern ſtatt, welche bey ihren alten und ge-
woͤhnlichen Bearbeitungen der natuͤrlichen Dinge die
Einrichtung der Jnnungen und Zuͤnfte eingefuͤhret
haben. Alle alte Bearbeitungsarten, werden alsdenn
Handwerke genennet, die neuen erſt einzufuͤhrenden
Bearbeitungen aber werden mit den Namen der Ma-
nufacturen und Fabriken beleget.

Manufacturen und Fabriken werden gemeiniglichUnterſchied
unter Ma-
nufacturen
und Fabri-
ken.

vor gleich beteudende Woͤrter gehalten und gleichguͤltig
gebraucht. Jhre Bedeutung aber iſt in der That von
einander unterſchieden. Unter Manufacturen verſte-
het man eigentlich diejenigen Bearbeitungen, die bloß
mit der Hand ohne Feuer und Hammer geſchehen.
Fabriken aber heißen diejenigen Arbeiten, zu welchen
Feuer und Hammer, oder aͤhnliche Werkzeuge ange-

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[5/0033] und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. befinden ſich in eben der Beſchaffenheit, worinnen wir die meiſten Voͤlker in denen uͤbrigen drey Welttheilen ſehen, naͤmlich, daß ſie aus Mangel der Arbeitſamkeit und des Genie viele kuͤnſtliche Waaren, die zu wahrer oder eingebildeter groͤſſerer Bequemlichkeit des Lebens dienen, nicht zu verfertigen wiſſen, und dannenhero, weil ſie doch ſolche Waaren lieben, ihre natuͤrlichen Guͤther oder ihr Geld davor hingeben. Wenn nun ein ſolches Volk endlich aus ſeiner Schlafſucht auf- wacht, ſich zur Geſchicklichkeit ermuntert und derglei- chen Waaren ſelbſt verfertiget, ſo pfleget es dieſe neuen Arbeiten mit den Namen der Manufacturen und Fa- briken zu belegen. Beſonders findet dieſes bey denen- jenigen Voͤlkern ſtatt, welche bey ihren alten und ge- woͤhnlichen Bearbeitungen der natuͤrlichen Dinge die Einrichtung der Jnnungen und Zuͤnfte eingefuͤhret haben. Alle alte Bearbeitungsarten, werden alsdenn Handwerke genennet, die neuen erſt einzufuͤhrenden Bearbeitungen aber werden mit den Namen der Ma- nufacturen und Fabriken beleget. Manufacturen und Fabriken werden gemeiniglich vor gleich beteudende Woͤrter gehalten und gleichguͤltig gebraucht. Jhre Bedeutung aber iſt in der That von einander unterſchieden. Unter Manufacturen verſte- het man eigentlich diejenigen Bearbeitungen, die bloß mit der Hand ohne Feuer und Hammer geſchehen. Fabriken aber heißen diejenigen Arbeiten, zu welchen Feuer und Hammer, oder aͤhnliche Werkzeuge ange- wendet Unterſchied unter Ma- nufacturen und Fabri- ken. A 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/33>, abgerufen am 16.04.2024.