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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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V. Abschnitt. Von Erhaltung
zu richten, daß unsere nachgeahmten wohlfeiler gege-
ben werden könnten, wenn es auch mit einem geringen
Profit geschehen solte. Denn es ist eine ungemein
wichtige Sache seine Waaren in dem vorzüglichen De-
bit bey einer andern Nation zu erhalten. Ja man
würde sich so gar nach dem Geschmack dieser Nation
bequehmen müssen, wenn er auch wunderlich, unge-
reimt und dasjenige, was sie an unsern Waaren aus-
setzten, ohne allen Grund wäre. Als das Sächsi-
sche Porcellan anfieng in die Türkey zu gehen; so ge-
fiel zwar den Türken das Porcellan selbst gar wohl;
allein weil unter den Gefäßen die Schwerder als das
Wapen von Sachsen zu sehen waren; so bildeten sich
die in der Wapenkunst sehr unwissenden Türken ein,
daß dieses das Zeichen des Creutzes, als das vornehm-
ste Merkzeichen der christlichen Religion wäre; und
gleichwie es in allen Religionen Leute von einer aber-
gläubischen Andacht giebt; so machten sich die Bigot-
tentürken ein Gewissen daraus, sich solcher Gefäße zu
bedienen. So ungegründet dieser Anstoß an sich selbst
war; so wurde er doch nicht so bald von denen türki-
schen Kaufleuten nach Sachsen gemeldet, als man den-
selben aus dem Wege räumte und unter alle nach der
Türkey bestimmte Gefäße einen halben Mond mahlete.
Man findet zuweilen solche Gefäße mit dem halben
Mond unter dem so genannten Ausschuß, der verkau-
fet wird.

Eines

V. Abſchnitt. Von Erhaltung
zu richten, daß unſere nachgeahmten wohlfeiler gege-
ben werden koͤnnten, wenn es auch mit einem geringen
Profit geſchehen ſolte. Denn es iſt eine ungemein
wichtige Sache ſeine Waaren in dem vorzuͤglichen De-
bit bey einer andern Nation zu erhalten. Ja man
wuͤrde ſich ſo gar nach dem Geſchmack dieſer Nation
bequehmen muͤſſen, wenn er auch wunderlich, unge-
reimt und dasjenige, was ſie an unſern Waaren aus-
ſetzten, ohne allen Grund waͤre. Als das Saͤchſi-
ſche Porcellan anfieng in die Tuͤrkey zu gehen; ſo ge-
fiel zwar den Tuͤrken das Porcellan ſelbſt gar wohl;
allein weil unter den Gefaͤßen die Schwerder als das
Wapen von Sachſen zu ſehen waren; ſo bildeten ſich
die in der Wapenkunſt ſehr unwiſſenden Tuͤrken ein,
daß dieſes das Zeichen des Creutzes, als das vornehm-
ſte Merkzeichen der chriſtlichen Religion waͤre; und
gleichwie es in allen Religionen Leute von einer aber-
glaͤubiſchen Andacht giebt; ſo machten ſich die Bigot-
tentuͤrken ein Gewiſſen daraus, ſich ſolcher Gefaͤße zu
bedienen. So ungegruͤndet dieſer Anſtoß an ſich ſelbſt
war; ſo wurde er doch nicht ſo bald von denen tuͤrki-
ſchen Kaufleuten nach Sachſen gemeldet, als man den-
ſelben aus dem Wege raͤumte und unter alle nach der
Tuͤrkey beſtimmte Gefaͤße einen halben Mond mahlete.
Man findet zuweilen ſolche Gefaͤße mit dem halben
Mond unter dem ſo genannten Ausſchuß, der verkau-
fet wird.

Eines
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[224/0252] V. Abſchnitt. Von Erhaltung zu richten, daß unſere nachgeahmten wohlfeiler gege- ben werden koͤnnten, wenn es auch mit einem geringen Profit geſchehen ſolte. Denn es iſt eine ungemein wichtige Sache ſeine Waaren in dem vorzuͤglichen De- bit bey einer andern Nation zu erhalten. Ja man wuͤrde ſich ſo gar nach dem Geſchmack dieſer Nation bequehmen muͤſſen, wenn er auch wunderlich, unge- reimt und dasjenige, was ſie an unſern Waaren aus- ſetzten, ohne allen Grund waͤre. Als das Saͤchſi- ſche Porcellan anfieng in die Tuͤrkey zu gehen; ſo ge- fiel zwar den Tuͤrken das Porcellan ſelbſt gar wohl; allein weil unter den Gefaͤßen die Schwerder als das Wapen von Sachſen zu ſehen waren; ſo bildeten ſich die in der Wapenkunſt ſehr unwiſſenden Tuͤrken ein, daß dieſes das Zeichen des Creutzes, als das vornehm- ſte Merkzeichen der chriſtlichen Religion waͤre; und gleichwie es in allen Religionen Leute von einer aber- glaͤubiſchen Andacht giebt; ſo machten ſich die Bigot- tentuͤrken ein Gewiſſen daraus, ſich ſolcher Gefaͤße zu bedienen. So ungegruͤndet dieſer Anſtoß an ſich ſelbſt war; ſo wurde er doch nicht ſo bald von denen tuͤrki- ſchen Kaufleuten nach Sachſen gemeldet, als man den- ſelben aus dem Wege raͤumte und unter alle nach der Tuͤrkey beſtimmte Gefaͤße einen halben Mond mahlete. Man findet zuweilen ſolche Gefaͤße mit dem halben Mond unter dem ſo genannten Ausſchuß, der verkau- fet wird. Eines

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/252>, abgerufen am 02.05.2024.