Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. sache seyn und man hat demnach so viel abschreckendeBeyspiele. Man muß jedoch gestehen, daß bey denen alten Einwohnern in Bildung des Genies wenig zu thun ist. Die Vorurtheile, die mit uns alt und grau geworden sind, werden schwehrlich abgeleget, so wie eine einmal ergriffene Nahrungsart selten verändert wird. Das Hauptwerk kommt demnach auf die An- führung der Jugend an. Man bemerket, daß in sol- chen Landen, wo sich ein besonderes Genie zu Com- mercien und Manufacturen zeiget, die Kinder schon in ihren frühesten Jahren zur Arbeit und Fleiß angehal- ten werden. Jn Holland und Engelland siehet man schon Kinder von 4 bis 6 Jahren allerley ihrem Alter gemäße Arbeit verrichten. Jn andern Staaten, wo das Genie zu nützlichen Nahrungsgeschäften fehlet, sie- het man sie unter Spielen und Müßiggang aufwach- sen. Vielleicht würde es der Pflicht der Lehrer in Kir- chen und Schulen seyn, sowohl Eltern als Kindern hierinnen fleißige Lehren und Ermahnungen zu geben und insonderheit denen Kindern den Grundsatz einzu- schärfen, daß sie allein durch Fleiß und Application ihr künftiges Glück in dem bürgerlichen Leben erwarten kön- nen. Die Pflichten des bürgerlichen Lebens sollten ein so eifriger Gegenstand des Unterrichts der Kinder, als die Pflichten der Religion seyn. Wir wollen Christen erziehen, allein wir sollen auch zugleich gute und nützliche Mitglieder des gemeinen Wesens bilden. Vielleicht wird es der Staat kaum wagen, denen Geist- lichen und Schullehrern wegen dieser Art des Unterrich- tes Vorschriften zu geben. Unterdessen kann doch die Regie- M 3
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. ſache ſeyn und man hat demnach ſo viel abſchreckendeBeyſpiele. Man muß jedoch geſtehen, daß bey denen alten Einwohnern in Bildung des Genies wenig zu thun iſt. Die Vorurtheile, die mit uns alt und grau geworden ſind, werden ſchwehrlich abgeleget, ſo wie eine einmal ergriffene Nahrungsart ſelten veraͤndert wird. Das Hauptwerk kommt demnach auf die An- fuͤhrung der Jugend an. Man bemerket, daß in ſol- chen Landen, wo ſich ein beſonderes Genie zu Com- mercien und Manufacturen zeiget, die Kinder ſchon in ihren fruͤheſten Jahren zur Arbeit und Fleiß angehal- ten werden. Jn Holland und Engelland ſiehet man ſchon Kinder von 4 bis 6 Jahren allerley ihrem Alter gemaͤße Arbeit verrichten. Jn andern Staaten, wo das Genie zu nuͤtzlichen Nahrungsgeſchaͤften fehlet, ſie- het man ſie unter Spielen und Muͤßiggang aufwach- ſen. Vielleicht wuͤrde es der Pflicht der Lehrer in Kir- chen und Schulen ſeyn, ſowohl Eltern als Kindern hierinnen fleißige Lehren und Ermahnungen zu geben und inſonderheit denen Kindern den Grundſatz einzu- ſchaͤrfen, daß ſie allein durch Fleiß und Application ihr kuͤnftiges Gluͤck in dem buͤrgerlichen Leben erwarten koͤn- nen. Die Pflichten des buͤrgerlichen Lebens ſollten ein ſo eifriger Gegenſtand des Unterrichts der Kinder, als die Pflichten der Religion ſeyn. Wir wollen Chriſten erziehen, allein wir ſollen auch zugleich gute und nuͤtzliche Mitglieder des gemeinen Weſens bilden. Vielleicht wird es der Staat kaum wagen, denen Geiſt- lichen und Schullehrern wegen dieſer Art des Unterrich- tes Vorſchriften zu geben. Unterdeſſen kann doch die Regie- M 3
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ſache ſeyn und man hat demnach ſo viel abſchreckende
Beyſpiele. Man muß jedoch geſtehen, daß bey denen
alten Einwohnern in Bildung des Genies wenig zu
thun iſt. Die Vorurtheile, die mit uns alt und grau
geworden ſind, werden ſchwehrlich abgeleget, ſo wie
eine einmal ergriffene Nahrungsart ſelten veraͤndert
wird. Das Hauptwerk kommt demnach auf die An-
fuͤhrung der Jugend an. Man bemerket, daß in ſol-
chen Landen, wo ſich ein beſonderes Genie zu Com-
mercien und Manufacturen zeiget, die Kinder ſchon in
ihren fruͤheſten Jahren zur Arbeit und Fleiß angehal-
ten werden. Jn Holland und Engelland ſiehet man
ſchon Kinder von 4 bis 6 Jahren allerley ihrem Alter
gemaͤße Arbeit verrichten. Jn andern Staaten, wo
das Genie zu nuͤtzlichen Nahrungsgeſchaͤften fehlet, ſie-
het man ſie unter Spielen und Muͤßiggang aufwach-
ſen. Vielleicht wuͤrde es der Pflicht der Lehrer in Kir-
chen und Schulen ſeyn, ſowohl Eltern als Kindern
hierinnen fleißige Lehren und Ermahnungen zu geben
und inſonderheit denen Kindern den Grundſatz einzu-
ſchaͤrfen, daß ſie allein durch Fleiß und Application ihr
kuͤnftiges Gluͤck in dem buͤrgerlichen Leben erwarten koͤn-
nen. Die Pflichten des buͤrgerlichen Lebens ſollten
ein ſo eifriger Gegenſtand des Unterrichts der Kinder,
als die Pflichten der Religion ſeyn. Wir wollen
Chriſten erziehen, allein wir ſollen auch zugleich gute
und nuͤtzliche Mitglieder des gemeinen Weſens bilden.
Vielleicht wird es der Staat kaum wagen, denen Geiſt-
lichen und Schullehrern wegen dieſer Art des Unterrich-
tes Vorſchriften zu geben. Unterdeſſen kann doch die
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