Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Absch. von Anlegung und Gründung
die Fehler mögen auch bestehen worinnen sie wollen;
und ich getraue mir allemal zu erweisen, daß die immer-
fortdaurenden Mängel und Gebrechen bloß dem Man-
gel der Einsicht oder der Nachläßigkeit dererjenigen
zuzuschreiben sind, welche die Direction und Aufsicht
über die Manufacturen und Fabriken haben. Wenn
es so gar an der nöthigen Kunst und Geschicklichkeit
in dieser oder jener besonderer Arbeit der Manufactur
fehlete; so ist auch hier Rath zu verschaffen; und es
ist allemal besser, diejenigen, welche die Sache verste-
hen sollten, gestehen den Mangel ihrer Wissenschaft
in diesem oder jenem Stücke, weil ein Mensch nicht in
allen vollkommen seyn kann, als daß sie ihre Unwissen-
heit und diesen Mangel der Fabrike zu verbergen su-
chen. Man kann vor Geld alles möglich machen;
und wenn man auch wegen eines solchen Mangels nicht
besondere Leute, deren Wissenschaft demselben abhelfen
kann, aus andern Landen kommen laßen will; so
kann man die ermangelnde Kunst vor ein weniges Geld
erkaufen. Bey der österreichischen Cattunfabrike auf
der Schwechat, als sie schon sehr in Flohr war, erman-
gelten noch vier Farben, welche der Directeur der
Cattundruckerey und die Druckermeister nicht dauer-
haftig zu machen wusten. Es waren dieses keine
Hauptfarben, sondern nur zusammengesetzte Farben.
Dennoch sahe man es als einen Mangel an, dem man
abhelfen müste. Man schrieb nach Holland und ließ
einem dasigen Druckermeister in einer Cattunfabrik
unter der Hand 50 Ducaten vor jede Farbe biethen.
Dieser communicirte sie, die Farben wurden probiret

und

III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung
die Fehler moͤgen auch beſtehen worinnen ſie wollen;
und ich getraue mir allemal zu erweiſen, daß die immer-
fortdaurenden Maͤngel und Gebrechen bloß dem Man-
gel der Einſicht oder der Nachlaͤßigkeit dererjenigen
zuzuſchreiben ſind, welche die Direction und Aufſicht
uͤber die Manufacturen und Fabriken haben. Wenn
es ſo gar an der noͤthigen Kunſt und Geſchicklichkeit
in dieſer oder jener beſonderer Arbeit der Manufactur
fehlete; ſo iſt auch hier Rath zu verſchaffen; und es
iſt allemal beſſer, diejenigen, welche die Sache verſte-
hen ſollten, geſtehen den Mangel ihrer Wiſſenſchaft
in dieſem oder jenem Stuͤcke, weil ein Menſch nicht in
allen vollkommen ſeyn kann, als daß ſie ihre Unwiſſen-
heit und dieſen Mangel der Fabrike zu verbergen ſu-
chen. Man kann vor Geld alles moͤglich machen;
und wenn man auch wegen eines ſolchen Mangels nicht
beſondere Leute, deren Wiſſenſchaft demſelben abhelfen
kann, aus andern Landen kommen laßen will; ſo
kann man die ermangelnde Kunſt vor ein weniges Geld
erkaufen. Bey der oͤſterreichiſchen Cattunfabrike auf
der Schwechat, als ſie ſchon ſehr in Flohr war, erman-
gelten noch vier Farben, welche der Directeur der
Cattundruckerey und die Druckermeiſter nicht dauer-
haftig zu machen wuſten. Es waren dieſes keine
Hauptfarben, ſondern nur zuſammengeſetzte Farben.
Dennoch ſahe man es als einen Mangel an, dem man
abhelfen muͤſte. Man ſchrieb nach Holland und ließ
einem daſigen Druckermeiſter in einer Cattunfabrik
unter der Hand 50 Ducaten vor jede Farbe biethen.
Dieſer communicirte ſie, die Farben wurden probiret

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0156" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;ch. von Anlegung und Gru&#x0364;ndung</hi></fw><lb/>
die Fehler mo&#x0364;gen auch be&#x017F;tehen worinnen &#x017F;ie wollen;<lb/>
und ich getraue mir allemal zu erwei&#x017F;en, daß die immer-<lb/>
fortdaurenden Ma&#x0364;ngel und Gebrechen bloß dem Man-<lb/>
gel der Ein&#x017F;icht oder der Nachla&#x0364;ßigkeit dererjenigen<lb/>
zuzu&#x017F;chreiben &#x017F;ind, welche die Direction und Auf&#x017F;icht<lb/>
u&#x0364;ber die Manufacturen und Fabriken haben. Wenn<lb/>
es &#x017F;o gar an der no&#x0364;thigen Kun&#x017F;t und Ge&#x017F;chicklichkeit<lb/>
in die&#x017F;er oder jener be&#x017F;onderer Arbeit der Manufactur<lb/>
fehlete; &#x017F;o i&#x017F;t auch hier Rath zu ver&#x017F;chaffen; und es<lb/>
i&#x017F;t allemal be&#x017F;&#x017F;er, diejenigen, welche die Sache ver&#x017F;te-<lb/>
hen &#x017F;ollten, ge&#x017F;tehen den Mangel ihrer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
in die&#x017F;em oder jenem Stu&#x0364;cke, weil ein Men&#x017F;ch nicht in<lb/>
allen vollkommen &#x017F;eyn kann, als daß &#x017F;ie ihre Unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit und die&#x017F;en Mangel der Fabrike zu verbergen &#x017F;u-<lb/>
chen. Man kann vor Geld alles mo&#x0364;glich machen;<lb/>
und wenn man auch wegen eines &#x017F;olchen Mangels nicht<lb/>
be&#x017F;ondere Leute, deren Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft dem&#x017F;elben abhelfen<lb/>
kann, aus andern Landen kommen laßen will; &#x017F;o<lb/>
kann man die ermangelnde Kun&#x017F;t vor ein weniges Geld<lb/>
erkaufen. Bey der o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;chen Cattunfabrike auf<lb/>
der Schwechat, als &#x017F;ie &#x017F;chon &#x017F;ehr in Flohr war, erman-<lb/>
gelten noch vier Farben, welche der Directeur der<lb/>
Cattundruckerey und die Druckermei&#x017F;ter nicht dauer-<lb/>
haftig zu machen wu&#x017F;ten. Es waren die&#x017F;es keine<lb/>
Hauptfarben, &#x017F;ondern nur zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Farben.<lb/>
Dennoch &#x017F;ahe man es als einen Mangel an, dem man<lb/>
abhelfen mu&#x0364;&#x017F;te. Man &#x017F;chrieb nach Holland und ließ<lb/>
einem da&#x017F;igen Druckermei&#x017F;ter in einer Cattunfabrik<lb/>
unter der Hand 50 Ducaten vor jede Farbe biethen.<lb/>
Die&#x017F;er communicirte &#x017F;ie, die Farben wurden probiret<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0156] III. Abſch. von Anlegung und Gruͤndung die Fehler moͤgen auch beſtehen worinnen ſie wollen; und ich getraue mir allemal zu erweiſen, daß die immer- fortdaurenden Maͤngel und Gebrechen bloß dem Man- gel der Einſicht oder der Nachlaͤßigkeit dererjenigen zuzuſchreiben ſind, welche die Direction und Aufſicht uͤber die Manufacturen und Fabriken haben. Wenn es ſo gar an der noͤthigen Kunſt und Geſchicklichkeit in dieſer oder jener beſonderer Arbeit der Manufactur fehlete; ſo iſt auch hier Rath zu verſchaffen; und es iſt allemal beſſer, diejenigen, welche die Sache verſte- hen ſollten, geſtehen den Mangel ihrer Wiſſenſchaft in dieſem oder jenem Stuͤcke, weil ein Menſch nicht in allen vollkommen ſeyn kann, als daß ſie ihre Unwiſſen- heit und dieſen Mangel der Fabrike zu verbergen ſu- chen. Man kann vor Geld alles moͤglich machen; und wenn man auch wegen eines ſolchen Mangels nicht beſondere Leute, deren Wiſſenſchaft demſelben abhelfen kann, aus andern Landen kommen laßen will; ſo kann man die ermangelnde Kunſt vor ein weniges Geld erkaufen. Bey der oͤſterreichiſchen Cattunfabrike auf der Schwechat, als ſie ſchon ſehr in Flohr war, erman- gelten noch vier Farben, welche der Directeur der Cattundruckerey und die Druckermeiſter nicht dauer- haftig zu machen wuſten. Es waren dieſes keine Hauptfarben, ſondern nur zuſammengeſetzte Farben. Dennoch ſahe man es als einen Mangel an, dem man abhelfen muͤſte. Man ſchrieb nach Holland und ließ einem daſigen Druckermeiſter in einer Cattunfabrik unter der Hand 50 Ducaten vor jede Farbe biethen. Dieſer communicirte ſie, die Farben wurden probiret und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/156
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/156>, abgerufen am 24.11.2024.