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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Allgemeine
ersten Urkeime der Kunstwissenschaft, nem-
lich die Zubereitung der Kleidung und
Wohnung, immittelst auch der Zuberei-
tung der Speisen.

§. 92. Sänftere Sitten, ein Schritt wei-
ter in der Verfeinerung. Menschenmenge
in einem kleinen Bezirke, mithin Mangel an
Jagdthieren, treiben an, auf andre Befriedi-
gungsmittel zu denken: die Bekanntschaft
mit den Thierarten hat sie gelehrt, daß es
deren gibt, die weniger wild, weniger flüch-
tig und zur Wohnung bei den Menschen ge-
schickter sind, ihr Fleisch ist gut zur Nahrung,
das Säugen ihrer Jungen leitet zum Genusse
der Milch: folglich wird die Nahrung ver-
vielfältigt, man schließt das Vieh ein, ge-
wöhnt's an Weide und Triften, man wohnt
bei dem Viehe unter Hütten, erfindet ver-
schiedene nähere landwirthschaftliche Zuberei-
tungen der erlangten Produkten, in Fellen,
Hörnern, Knochen, Haaren, Wolle, Milch,
Butter, Käse, und so weiter.

§. 93. So entsteht die Viehzucht, wel-
che ebenfalls ein wichtiger Theil der Land-

wirth-

Allgemeine
erſten Urkeime der Kunſtwiſſenſchaft, nem-
lich die Zubereitung der Kleidung und
Wohnung, immittelſt auch der Zuberei-
tung der Speiſen.

§. 92. Saͤnftere Sitten, ein Schritt wei-
ter in der Verfeinerung. Menſchenmenge
in einem kleinen Bezirke, mithin Mangel an
Jagdthieren, treiben an, auf andre Befriedi-
gungsmittel zu denken: die Bekanntſchaft
mit den Thierarten hat ſie gelehrt, daß es
deren gibt, die weniger wild, weniger fluͤch-
tig und zur Wohnung bei den Menſchen ge-
ſchickter ſind, ihr Fleiſch iſt gut zur Nahrung,
das Saͤugen ihrer Jungen leitet zum Genuſſe
der Milch: folglich wird die Nahrung ver-
vielfaͤltigt, man ſchließt das Vieh ein, ge-
woͤhnt’s an Weide und Triften, man wohnt
bei dem Viehe unter Huͤtten, erfindet ver-
ſchiedene naͤhere landwirthſchaftliche Zuberei-
tungen der erlangten Produkten, in Fellen,
Hoͤrnern, Knochen, Haaren, Wolle, Milch,
Butter, Kaͤſe, und ſo weiter.

§. 93. So entſteht die Viehzucht, wel-
che ebenfalls ein wichtiger Theil der Land-

wirth-
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[52/0072] Allgemeine erſten Urkeime der Kunſtwiſſenſchaft, nem- lich die Zubereitung der Kleidung und Wohnung, immittelſt auch der Zuberei- tung der Speiſen. §. 92. Saͤnftere Sitten, ein Schritt wei- ter in der Verfeinerung. Menſchenmenge in einem kleinen Bezirke, mithin Mangel an Jagdthieren, treiben an, auf andre Befriedi- gungsmittel zu denken: die Bekanntſchaft mit den Thierarten hat ſie gelehrt, daß es deren gibt, die weniger wild, weniger fluͤch- tig und zur Wohnung bei den Menſchen ge- ſchickter ſind, ihr Fleiſch iſt gut zur Nahrung, das Saͤugen ihrer Jungen leitet zum Genuſſe der Milch: folglich wird die Nahrung ver- vielfaͤltigt, man ſchließt das Vieh ein, ge- woͤhnt’s an Weide und Triften, man wohnt bei dem Viehe unter Huͤtten, erfindet ver- ſchiedene naͤhere landwirthſchaftliche Zuberei- tungen der erlangten Produkten, in Fellen, Hoͤrnern, Knochen, Haaren, Wolle, Milch, Butter, Kaͤſe, und ſo weiter. §. 93. So entſteht die Viehzucht, wel- che ebenfalls ein wichtiger Theil der Land- wirth-

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/72>, abgerufen am 28.04.2024.