ge ringt empor, und beraubt den Geringern der Mittel zur Glückseligkeit. Die Mensch- heit wüthet in sich selber, und richtet sich zu Grunde, wo nicht die göttliche Barmherzig- keit ein Mittel dagegen verordnet hat .
* Was mag doch wohl der Kosmopolite, der Vertheidiger der Güte der Mensch- heit bei diesem wahrhaften Erfahrungs- saze fühlen?
§. 364. Der Schöpfer hat deswegen in den ersten Urkeim der menschlichen Gesellschaft zwischen Mann und Weib eine Kraft gelegt, welche jedes Glied dieser Gesellschaft antreibt, sowohl dem Grundsaze des gesellschaftlichen Lebens, als auch der gesellschaftlichen Glück- seligkeit, Genügen zu leisten. Diese Kraft heißt Liebe, und sie gab dem Manne die ge- sezgebende Gewalt. Jzt erkennen wir, daß die gesezgebende Gewalt das Mittel sei, welches die göttliche Barmherzigkeit zu Beförderung der einzelnen und allgemeinen Glückseligkeit verordnet, und daß die Liebe zwischen Mensch und Mensch diese Gewalt ausgebohren habe.
§. 365.
Allgemeine
ge ringt empor, und beraubt den Geringern der Mittel zur Gluͤckſeligkeit. Die Menſch- heit wuͤthet in ſich ſelber, und richtet ſich zu Grunde, wo nicht die goͤttliche Barmherzig- keit ein Mittel dagegen verordnet hat .
* Was mag doch wohl der Kosmopolite, der Vertheidiger der Guͤte der Menſch- heit bei dieſem wahrhaften Erfahrungs- ſaze fuͤhlen?
§. 364. Der Schoͤpfer hat deswegen in den erſten Urkeim der menſchlichen Geſellſchaft zwiſchen Mann und Weib eine Kraft gelegt, welche jedes Glied dieſer Geſellſchaft antreibt, ſowohl dem Grundſaze des geſellſchaftlichen Lebens, als auch der geſellſchaftlichen Gluͤck- ſeligkeit, Genuͤgen zu leiſten. Dieſe Kraft heißt Liebe, und ſie gab dem Manne die ge- ſezgebende Gewalt. Jzt erkennen wir, daß die geſezgebende Gewalt das Mittel ſei, welches die goͤttliche Barmherzigkeit zu Befoͤrderung der einzelnen und allgemeinen Gluͤckſeligkeit verordnet, und daß die Liebe zwiſchen Menſch und Menſch dieſe Gewalt ausgebohren habe.
§. 365.
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Allgemeine
ge ringt empor, und beraubt den Geringern
der Mittel zur Gluͤckſeligkeit. Die Menſch-
heit wuͤthet in ſich ſelber, und richtet ſich zu
Grunde, wo nicht die goͤttliche Barmherzig-
keit ein Mittel dagegen verordnet hat .
* Was mag doch wohl der Kosmopolite,
der Vertheidiger der Guͤte der Menſch-
heit bei dieſem wahrhaften Erfahrungs-
ſaze fuͤhlen?
§. 364. Der Schoͤpfer hat deswegen in
den erſten Urkeim der menſchlichen Geſellſchaft
zwiſchen Mann und Weib eine Kraft gelegt,
welche jedes Glied dieſer Geſellſchaft antreibt,
ſowohl dem Grundſaze des geſellſchaftlichen
Lebens, als auch der geſellſchaftlichen Gluͤck-
ſeligkeit, Genuͤgen zu leiſten. Dieſe Kraft
heißt Liebe, und ſie gab dem Manne die ge-
ſezgebende Gewalt. Jzt erkennen wir,
daß die geſezgebende Gewalt das Mittel
ſei, welches die goͤttliche Barmherzigkeit zu
Befoͤrderung der einzelnen und allgemeinen
Gluͤckſeligkeit verordnet, und daß die Liebe
zwiſchen Menſch und Menſch dieſe Gewalt
ausgebohren habe.
§. 365.
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/200>, abgerufen am 08.07.2024.
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