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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

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Allgemeine
sezten andere Münzen von besserem Stoffe
auf höheren Werth; um selbiges zu bekom-
men, sezte man im Geld um Geld (Al pa-
ri) auf den Eintausch des bessern ein Aufgeld
(Agio): daher entstund der Geldhandel, es
fanden sich Leute, welche durch den Gewinn
mit dem Agio ein Gewerb errichteten, und so
entstand der Wechselhandel.

§. 285. Dazu kam aber die Erfindung
der Wechselbriefe. Es waren zween Orte
A und B. Der Kaufmann in A lieferte
Waaren an einen Kaufmann in B. Ein anderer
Kaufmann in B lieferte Güter nach A. Folg-
lich waren an jedem Orte zween Kaufleute,
einer der zu bezahlen, der andere zu empfan-
gen hatte. Nun hatte einer von ihnen in A
den Einfall: man könnte ohne das schwer-
fällige Hin- und Herschicken des Geldes leicht
die Bezahlung bewerkstelligen, wenn sich die
zween Kaufleute in A bezahlten: und eben
so die zween in B. Dieses wurde durch schrift-
liche Anweisung eines Schuldners an den an-
dern bewerkstelligt; das war der Ursprung
des Wechselbriefes (Cambio).

§. 286.

Allgemeine
ſezten andere Muͤnzen von beſſerem Stoffe
auf hoͤheren Werth; um ſelbiges zu bekom-
men, ſezte man im Geld um Geld (Al pa-
ri) auf den Eintauſch des beſſern ein Aufgeld
(Agio): daher entſtund der Geldhandel, es
fanden ſich Leute, welche durch den Gewinn
mit dem Agio ein Gewerb errichteten, und ſo
entſtand der Wechſelhandel.

§. 285. Dazu kam aber die Erfindung
der Wechſelbriefe. Es waren zween Orte
A und B. Der Kaufmann in A lieferte
Waaren an einen Kaufmann in B. Ein anderer
Kaufmann in B lieferte Guͤter nach A. Folg-
lich waren an jedem Orte zween Kaufleute,
einer der zu bezahlen, der andere zu empfan-
gen hatte. Nun hatte einer von ihnen in A
den Einfall: man koͤnnte ohne das ſchwer-
faͤllige Hin- und Herſchicken des Geldes leicht
die Bezahlung bewerkſtelligen, wenn ſich die
zween Kaufleute in A bezahlten: und eben
ſo die zween in B. Dieſes wurde durch ſchrift-
liche Anweiſung eines Schuldners an den an-
dern bewerkſtelligt; das war der Urſprung
des Wechſelbriefes (Cambio).

§. 286.
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[140/0160] Allgemeine ſezten andere Muͤnzen von beſſerem Stoffe auf hoͤheren Werth; um ſelbiges zu bekom- men, ſezte man im Geld um Geld (Al pa- ri) auf den Eintauſch des beſſern ein Aufgeld (Agio): daher entſtund der Geldhandel, es fanden ſich Leute, welche durch den Gewinn mit dem Agio ein Gewerb errichteten, und ſo entſtand der Wechſelhandel. §. 285. Dazu kam aber die Erfindung der Wechſelbriefe. Es waren zween Orte A und B. Der Kaufmann in A lieferte Waaren an einen Kaufmann in B. Ein anderer Kaufmann in B lieferte Guͤter nach A. Folg- lich waren an jedem Orte zween Kaufleute, einer der zu bezahlen, der andere zu empfan- gen hatte. Nun hatte einer von ihnen in A den Einfall: man koͤnnte ohne das ſchwer- faͤllige Hin- und Herſchicken des Geldes leicht die Bezahlung bewerkſtelligen, wenn ſich die zween Kaufleute in A bezahlten: und eben ſo die zween in B. Dieſes wurde durch ſchrift- liche Anweiſung eines Schuldners an den an- dern bewerkſtelligt; das war der Urſprung des Wechſelbriefes (Cambio). §. 286.

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Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/160>, abgerufen am 03.05.2024.