Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Handlungswissenschaft
lein die wahre Geschichte der frühen
Menschheit beweißt es für mich.

§. 279. Ein allgemeines Tauschmittel er-
langt in dieser Eigenschaft noch einen höhern
Werth. Ein jeder, der ein mangelndes Be-
friedigungsmittel sucht, denkt auf ein Tausch-
mittel: nun weis er, daß Gold oder Silber
das beßte ist, folglich sucht er sich bei jeder
Gelegenheit einen Vorrath davon zu samm-
len, mithin wird es nun erst recht zum allge-
meinen Bedürfnisse, und folglich wesentlich.

§. 280. Die Reisen zu Wasser sind we-
niger kostbar, weniger beschwerlich, als die
Landreisen: man braucht auch nicht durch
vielerlei Länder in grosen Gesellschaften we-
gen der Räuber zu reisen. Viele Länder sto-
sen an Seen und Meeren, sie sind sich daher
alle gleichsam Nachbarn. Der Ruf von Vol-
ke zu Volke, von Lande zu Lande, dieser
oder jener Ort sei reich an Golde und Sil-
ber und andern Kostbarkeiten, trieb unter-
nehmende Köpfe zu Versuchen schwerer Rei-
sen. Man verbesserte den Schiffbau, fuhr
von Küste zu Küste, und fand Ueberfluß des

Tausch-
J 5
Handlungswiſſenſchaft
lein die wahre Geſchichte der fruͤhen
Menſchheit beweißt es fuͤr mich.

§. 279. Ein allgemeines Tauſchmittel er-
langt in dieſer Eigenſchaft noch einen hoͤhern
Werth. Ein jeder, der ein mangelndes Be-
friedigungsmittel ſucht, denkt auf ein Tauſch-
mittel: nun weis er, daß Gold oder Silber
das beßte iſt, folglich ſucht er ſich bei jeder
Gelegenheit einen Vorrath davon zu ſamm-
len, mithin wird es nun erſt recht zum allge-
meinen Beduͤrfniſſe, und folglich weſentlich.

§. 280. Die Reiſen zu Waſſer ſind we-
niger koſtbar, weniger beſchwerlich, als die
Landreiſen: man braucht auch nicht durch
vielerlei Laͤnder in groſen Geſellſchaften we-
gen der Raͤuber zu reiſen. Viele Laͤnder ſto-
ſen an Seen und Meeren, ſie ſind ſich daher
alle gleichſam Nachbarn. Der Ruf von Vol-
ke zu Volke, von Lande zu Lande, dieſer
oder jener Ort ſei reich an Golde und Sil-
ber und andern Koſtbarkeiten, trieb unter-
nehmende Koͤpfe zu Verſuchen ſchwerer Rei-
ſen. Man verbeſſerte den Schiffbau, fuhr
von Kuͤſte zu Kuͤſte, und fand Ueberfluß des

Tauſch-
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="*"><pb facs="#f0157" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Handlungswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</hi></fw><lb/>
lein die wahre Ge&#x017F;chichte der fru&#x0364;hen<lb/>
Men&#x017F;chheit beweißt es fu&#x0364;r mich.</note><lb/>
            <p>§. 279. Ein allgemeines Tau&#x017F;chmittel er-<lb/>
langt in die&#x017F;er Eigen&#x017F;chaft noch einen ho&#x0364;hern<lb/>
Werth. Ein jeder, der ein mangelndes Be-<lb/>
friedigungsmittel &#x017F;ucht, denkt auf ein Tau&#x017F;ch-<lb/>
mittel: nun weis er, daß Gold oder Silber<lb/>
das beßte i&#x017F;t, folglich &#x017F;ucht er &#x017F;ich bei jeder<lb/>
Gelegenheit einen Vorrath davon zu &#x017F;amm-<lb/>
len, mithin wird es nun er&#x017F;t recht zum allge-<lb/>
meinen Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e, und folglich we&#x017F;entlich.</p><lb/>
            <p>§. 280. Die Rei&#x017F;en zu Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind we-<lb/>
niger ko&#x017F;tbar, weniger be&#x017F;chwerlich, als die<lb/>
Landrei&#x017F;en: man braucht auch nicht durch<lb/>
vielerlei La&#x0364;nder in gro&#x017F;en Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften we-<lb/>
gen der Ra&#x0364;uber zu rei&#x017F;en. Viele La&#x0364;nder &#x017F;to-<lb/>
&#x017F;en an Seen und Meeren, &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;ich daher<lb/>
alle gleich&#x017F;am Nachbarn. Der Ruf von Vol-<lb/>
ke zu Volke, von Lande zu Lande, die&#x017F;er<lb/>
oder jener Ort &#x017F;ei reich an Golde und Sil-<lb/>
ber und andern Ko&#x017F;tbarkeiten, trieb unter-<lb/>
nehmende Ko&#x0364;pfe zu Ver&#x017F;uchen &#x017F;chwerer Rei-<lb/>
&#x017F;en. Man verbe&#x017F;&#x017F;erte den Schiffbau, fuhr<lb/>
von Ku&#x0364;&#x017F;te zu Ku&#x0364;&#x017F;te, und fand Ueberfluß des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Tau&#x017F;ch-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0157] Handlungswiſſenſchaft * lein die wahre Geſchichte der fruͤhen Menſchheit beweißt es fuͤr mich. §. 279. Ein allgemeines Tauſchmittel er- langt in dieſer Eigenſchaft noch einen hoͤhern Werth. Ein jeder, der ein mangelndes Be- friedigungsmittel ſucht, denkt auf ein Tauſch- mittel: nun weis er, daß Gold oder Silber das beßte iſt, folglich ſucht er ſich bei jeder Gelegenheit einen Vorrath davon zu ſamm- len, mithin wird es nun erſt recht zum allge- meinen Beduͤrfniſſe, und folglich weſentlich. §. 280. Die Reiſen zu Waſſer ſind we- niger koſtbar, weniger beſchwerlich, als die Landreiſen: man braucht auch nicht durch vielerlei Laͤnder in groſen Geſellſchaften we- gen der Raͤuber zu reiſen. Viele Laͤnder ſto- ſen an Seen und Meeren, ſie ſind ſich daher alle gleichſam Nachbarn. Der Ruf von Vol- ke zu Volke, von Lande zu Lande, dieſer oder jener Ort ſei reich an Golde und Sil- ber und andern Koſtbarkeiten, trieb unter- nehmende Koͤpfe zu Verſuchen ſchwerer Rei- ſen. Man verbeſſerte den Schiffbau, fuhr von Kuͤſte zu Kuͤſte, und fand Ueberfluß des Tauſch- J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/157
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/157>, abgerufen am 24.11.2024.