das beßte für sich, kleidete sich besser. Daher entstand der erste Gedanke, den Vorzug durch Kleider zu zeigen. Ein jeder Mensch wird ger- ne vorzüglich geachtet, er suchte daher diese Würde durch Erwerbers Kleider zu erlangen.
§. 186. Das weibliche Geschlecht lebt in dem Grundtriebe, dem Männlichen zu ge- fallen; daher erhöhen die Weiber ihre na- türliche Schönheit durch Dinge, die allge- mein angenehm und schön sind, sie schmü- cken ihren Körper damit aus, und sezen aus solchen Sachen ihre Kleider zusammen. Die- se beiden Grundtriebe, bei dem männlichen und weiblichen Geschlechte, arbeiten zur Er- höhung der Kleiderpracht, und sezen alle Künstler in Bewegung, welche zur Kleidung der Menschen arbeiten.
§. 187. Zusammenwohnung der Menschen in der häuslichen Gesellschaft, sezt den Haus- vatter zum unumschränkten Herrn der Haus- genossen; er wird geehrt, geliebt, gefürch- tet, je nachdem er regiert. Viele Hausvät- ter zusammen, machen eine bürgerliche Ge- sellschaft: es entsteht die Nothwendigkeit ei-
nes
Allgemeine
das beßte fuͤr ſich, kleidete ſich beſſer. Daher entſtand der erſte Gedanke, den Vorzug durch Kleider zu zeigen. Ein jeder Menſch wird ger- ne vorzuͤglich geachtet, er ſuchte daher dieſe Wuͤrde durch Erwerbers Kleider zu erlangen.
§. 186. Das weibliche Geſchlecht lebt in dem Grundtriebe, dem Maͤnnlichen zu ge- fallen; daher erhoͤhen die Weiber ihre na- tuͤrliche Schoͤnheit durch Dinge, die allge- mein angenehm und ſchoͤn ſind, ſie ſchmuͤ- cken ihren Koͤrper damit aus, und ſezen aus ſolchen Sachen ihre Kleider zuſammen. Die- ſe beiden Grundtriebe, bei dem maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechte, arbeiten zur Er- hoͤhung der Kleiderpracht, und ſezen alle Kuͤnſtler in Bewegung, welche zur Kleidung der Menſchen arbeiten.
§. 187. Zuſammenwohnung der Menſchen in der haͤuslichen Geſellſchaft, ſezt den Haus- vatter zum unumſchraͤnkten Herrn der Haus- genoſſen; er wird geehrt, geliebt, gefuͤrch- tet, je nachdem er regiert. Viele Hausvaͤt- ter zuſammen, machen eine buͤrgerliche Ge- ſellſchaft: es entſteht die Nothwendigkeit ei-
nes
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Allgemeine
das beßte fuͤr ſich, kleidete ſich beſſer. Daher
entſtand der erſte Gedanke, den Vorzug durch
Kleider zu zeigen. Ein jeder Menſch wird ger-
ne vorzuͤglich geachtet, er ſuchte daher dieſe
Wuͤrde durch Erwerbers Kleider zu erlangen.
§. 186. Das weibliche Geſchlecht lebt in
dem Grundtriebe, dem Maͤnnlichen zu ge-
fallen; daher erhoͤhen die Weiber ihre na-
tuͤrliche Schoͤnheit durch Dinge, die allge-
mein angenehm und ſchoͤn ſind, ſie ſchmuͤ-
cken ihren Koͤrper damit aus, und ſezen aus
ſolchen Sachen ihre Kleider zuſammen. Die-
ſe beiden Grundtriebe, bei dem maͤnnlichen
und weiblichen Geſchlechte, arbeiten zur Er-
hoͤhung der Kleiderpracht, und ſezen alle
Kuͤnſtler in Bewegung, welche zur Kleidung
der Menſchen arbeiten.
§. 187. Zuſammenwohnung der Menſchen
in der haͤuslichen Geſellſchaft, ſezt den Haus-
vatter zum unumſchraͤnkten Herrn der Haus-
genoſſen; er wird geehrt, geliebt, gefuͤrch-
tet, je nachdem er regiert. Viele Hausvaͤt-
ter zuſammen, machen eine buͤrgerliche Ge-
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/118>, abgerufen am 08.07.2024.
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