sich unter dem Berg des Erbtheils Jehovah, seiner Wohnung und seinem Heiligthum, das geistliche Zion und den mystischen Tempel Gottes, in welchem er nun als sein Knecht angestellt werde und wirken sollte.
Freund Mieg hatte für eine schöne Wohnung und die Freun- dinnen Mieg und Bassermann für andere Bedürfnisse ge- sorgt. Da wohnt nun Stilling mit seiner Elise, mit Ju- lien, mit Karoline, den dreien Kindern Friedrich, Mal- chen und Christinchen, der treuen, lieben und guten Ma- riechen und einer Magd, und harret nun ferner des Herrn und seiner gnädigen Führung.
Wie sehr gern hätte ich gewissen lieben Familien und nähern innigen Herzensfreunden in Marburg hier öffentlich vor dem ganzen Publikum für ihre Liebe und Freundschaft gedankt -- aber sagt, Ihr Lieben! wie konnte ich das, ohne hier oder da Jemand, den ich nicht nenne, oder nennen kann, zu kränken? -- Die ganze liebe trauliche Stadt Marburg ist meine Freundin, und ich bin ihr Freund, und in diesem Verhältniß bleiben wir gegen einander bis zu unserer Verklärung, und weiter hin, so lang unser Bewußtseyn währet. Ihr Lieben Alle kennt uns und wir Euch. Der Herr unser Gott uns Alle. Der sey Euer großer Lohn. Amen!
Rückblick auf Stillings bisherige Lebens- geschichte.
Zuförderst bitte ich alle meine Leser recht herzlich, diese noch übrigen wenigen Blätter mit ruhigem und unparteiischem Ge- müth zu lesen, und sorgfältig zu prüfen: denn sie enthalten den wahren Gesichtspunkt, aus welchem Stillings ganzes Leben, alle fünf Bände durch, angesehen und beurtheilt werden muß.
Daß ich der Hofrath Jung, der Verfasser aller fünf Bände, selbst Heinrich Stilling bin, daß es also meine eigene Ge- schichte ist, das weiß Jedermann, mein Incognito dient daher zu weiter nichts, ich lege es ab, und spreche nun nicht mehr in Stillings, sondern in meiner eigenen Person.
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ſich unter dem Berg des Erbtheils Jehovah, ſeiner Wohnung und ſeinem Heiligthum, das geiſtliche Zion und den myſtiſchen Tempel Gottes, in welchem er nun als ſein Knecht angeſtellt werde und wirken ſollte.
Freund Mieg hatte fuͤr eine ſchoͤne Wohnung und die Freun- dinnen Mieg und Baſſermann fuͤr andere Beduͤrfniſſe ge- ſorgt. Da wohnt nun Stilling mit ſeiner Eliſe, mit Ju- lien, mit Karoline, den dreien Kindern Friedrich, Mal- chen und Chriſtinchen, der treuen, lieben und guten Ma- riechen und einer Magd, und harret nun ferner des Herrn und ſeiner gnaͤdigen Fuͤhrung.
Wie ſehr gern haͤtte ich gewiſſen lieben Familien und naͤhern innigen Herzensfreunden in Marburg hier oͤffentlich vor dem ganzen Publikum fuͤr ihre Liebe und Freundſchaft gedankt — aber ſagt, Ihr Lieben! wie konnte ich das, ohne hier oder da Jemand, den ich nicht nenne, oder nennen kann, zu kraͤnken? — Die ganze liebe trauliche Stadt Marburg iſt meine Freundin, und ich bin ihr Freund, und in dieſem Verhaͤltniß bleiben wir gegen einander bis zu unſerer Verklaͤrung, und weiter hin, ſo lang unſer Bewußtſeyn waͤhret. Ihr Lieben Alle kennt uns und wir Euch. Der Herr unſer Gott uns Alle. Der ſey Euer großer Lohn. Amen!
Rückblick auf Stillings bisherige Lebens- geſchichte.
Zufoͤrderſt bitte ich alle meine Leſer recht herzlich, dieſe noch uͤbrigen wenigen Blaͤtter mit ruhigem und unparteiiſchem Ge- muͤth zu leſen, und ſorgfaͤltig zu pruͤfen: denn ſie enthalten den wahren Geſichtspunkt, aus welchem Stillings ganzes Leben, alle fuͤnf Baͤnde durch, angeſehen und beurtheilt werden muß.
Daß ich der Hofrath Jung, der Verfaſſer aller fuͤnf Baͤnde, ſelbſt Heinrich Stilling bin, daß es alſo meine eigene Ge- ſchichte iſt, das weiß Jedermann, mein Incognito dient daher zu weiter nichts, ich lege es ab, und ſpreche nun nicht mehr in Stillings, ſondern in meiner eigenen Perſon.
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ſich unter dem Berg des Erbtheils Jehovah, ſeiner Wohnung
und ſeinem Heiligthum, das geiſtliche Zion und den myſtiſchen
Tempel Gottes, in welchem er nun als ſein Knecht angeſtellt
werde und wirken ſollte.
Freund Mieg hatte fuͤr eine ſchoͤne Wohnung und die Freun-
dinnen Mieg und Baſſermann fuͤr andere Beduͤrfniſſe ge-
ſorgt. Da wohnt nun Stilling mit ſeiner Eliſe, mit Ju-
lien, mit Karoline, den dreien Kindern Friedrich, Mal-
chen und Chriſtinchen, der treuen, lieben und guten Ma-
riechen und einer Magd, und harret nun ferner des Herrn
und ſeiner gnaͤdigen Fuͤhrung.
Wie ſehr gern haͤtte ich gewiſſen lieben Familien und naͤhern
innigen Herzensfreunden in Marburg hier oͤffentlich vor dem
ganzen Publikum fuͤr ihre Liebe und Freundſchaft gedankt —
aber ſagt, Ihr Lieben! wie konnte ich das, ohne hier oder da
Jemand, den ich nicht nenne, oder nennen kann, zu kraͤnken? —
Die ganze liebe trauliche Stadt Marburg iſt meine Freundin,
und ich bin ihr Freund, und in dieſem Verhaͤltniß bleiben wir
gegen einander bis zu unſerer Verklaͤrung, und weiter hin, ſo
lang unſer Bewußtſeyn waͤhret. Ihr Lieben Alle kennt uns
und wir Euch. Der Herr unſer Gott uns Alle. Der ſey
Euer großer Lohn. Amen!
Rückblick auf Stillings bisherige Lebens-
geſchichte.
Zufoͤrderſt bitte ich alle meine Leſer recht herzlich, dieſe noch
uͤbrigen wenigen Blaͤtter mit ruhigem und unparteiiſchem Ge-
muͤth zu leſen, und ſorgfaͤltig zu pruͤfen: denn ſie enthalten den
wahren Geſichtspunkt, aus welchem Stillings ganzes Leben,
alle fuͤnf Baͤnde durch, angeſehen und beurtheilt werden muß.
Daß ich der Hofrath Jung, der Verfaſſer aller fuͤnf Baͤnde,
ſelbſt Heinrich Stilling bin, daß es alſo meine eigene Ge-
ſchichte iſt, das weiß Jedermann, mein Incognito dient daher
zu weiter nichts, ich lege es ab, und ſpreche nun nicht mehr in
Stillings, ſondern in meiner eigenen Perſon.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schrifte… [mehr]
1835 als Bd. 1 der posthumen gesammelten Schriften erschienen. Für das DTA wurde aus Gründen der besseren Verfügbarkeit dieses Exemplar statt der Erstauflage (ersch. 1777-1804 bzw. 1817, in fünf bzw. sechs Einzelbänden) digitalisiert.
Jung-Stilling, Johann Heinrich: Lebensgeschichte. Stuttgart, 1835, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jung_lebensgeschichte_1835/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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