erräthst, ergänzest und verbesserst du mich. Kümmere dich nur nicht um meine Hineinkorrektur; denn auch da schreib' ich oft etwas anderes als ich gewollt. -- Deine Noten zum 1ten Bande kann ich ihrer Kürze wegen nicht im Mspt finden; und ich verlasse mich auf dein Treffen und höchstens auf das Druckfehler-Verzeichnis, da doch alles zu spät wäre.5 Auch in deinen Bemerkungen über den 2ten Band bewunderte ich deinen Restaurator-Geist. -- Es wird doch kein Nachdrucker den 1ten Band in Frankfurt erangeln? -- Da der 2te zu stark wird, so send' ich dir nur noch Ein Blättchen nach, sammt der Vorrede über den Traum- geberorden welche aber nicht vorreden-weit zu drucken ist, worüber10 du mir noch nichts gesagt. --
Du allein veranlaßest durch dein Loben, daß ich mit frischer Freude gestärkt, den dritten Band zur Michaelis Messe 1821 liefere, zumal da so viel davon so gut wie geboren ist und da gerade darin Gebäude auf- treten, gegen welche die zwei ersten Bändchen nur Vorstadthäuserchen15 aufführen. Ein Kain, oder ewiger Jude wird darin sprechen, der über dem Leibgeber aber grausend steht. -- Auch die Charaktere (sind sie klar und recht?) müssen sich erst noch weiten und sich aus dem Schlafe aus- dehnen zum Handeln, besonders Süptitz, Libette und Renovanz. Bei dem letzten schmerzet mich die Namen-Gleichheit mit dem Rudolstädter20 Kunsthändler, da leider mein Renovanz späterhin unendlich kunst-hart, kunstwarm und herzkalt erscheinen muß. Ich kann nichts dafür, gegen den Zufall; -- inzwischen darf ich mich doch [durch] dieses häßliche Namen- Durchschneiden meines Kometen durch eine fremde Bahn nicht an dem Laufenlassen desselben hindern lassen. -- Bei Gelegenheit! Du siehst,25 wie ich schon im vertraulichsten Briefe mich verschreiben und verbessern muß. -- Mein Max wird diesen Monat an meiner Brust ankommen, und zwar aus Salzburg, wohin ich ihm einen Ausflug erlaubt. Thiersch geht nicht nach Italien, blos nach Gotha u.s.w. Über meinen auf dem Musenberg sicher horstenden Max bin ich in Heidelberg gesichert30 genug. Nur dieß schreibe mir noch: wie die sogenannten akademischen Renoncen (eine erbärmliche Bezeichnung bei Rock- und Wort-Deut- schen) zwischen Burschen- und Landsman[n]schaft innen stehen, und ob sie eine eigne feste Klasse, oder nur eine schlechte Parias-Kaste bilden. Max kommt nach einer kurzen Fußreise wahrscheinlich künftige Woche35 hier an. -- Miedel geht vor Angst nach Leipzig; Welden wegen Familienbanden nach Würzburg, Max zu dir. -- Für den Damen-
erräthſt, ergänzeſt und verbeſſerſt du mich. Kümmere dich nur nicht um meine Hineinkorrektur; denn auch da ſchreib’ ich oft etwas anderes als ich gewollt. — Deine Noten zum 1ten Bande kann ich ihrer Kürze wegen nicht im Mſpt finden; und ich verlaſſe mich auf dein Treffen und höchſtens auf das Druckfehler-Verzeichnis, da doch alles zu ſpät wäre.5 Auch in deinen Bemerkungen über den 2ten Band bewunderte ich deinen Reſtaurator-Geiſt. — Es wird doch kein Nachdrucker den 1ten Band in Frankfurt erangeln? — Da der 2te zu ſtark wird, ſo ſend’ ich dir nur noch Ein Blättchen nach, ſammt der Vorrede über den Traum- geberorden 〈welche aber nicht vorreden-weit zu drucken iſt〉, worüber10 du mir noch nichts geſagt. —
Du allein veranlaßeſt durch dein Loben, daß ich mit friſcher Freude geſtärkt, den dritten Band zur Michaelis Meſſe 1821 liefere, zumal da ſo viel davon ſo gut wie geboren iſt und da gerade darin Gebäude auf- treten, gegen welche die zwei erſten Bändchen nur Vorſtadthäuſerchen15 aufführen. Ein Kain, oder ewiger Jude wird darin ſprechen, der über dem Leibgeber aber grauſend ſteht. — Auch die Charaktere (ſind ſie klar und recht?) müſſen ſich erſt noch weiten und ſich aus dem Schlafe aus- dehnen zum Handeln, beſonders Süptitz, Libette und Renovanz. Bei dem letzten ſchmerzet mich die Namen-Gleichheit mit dem Rudolſtädter20 Kunſthändler, da leider mein Renovanz ſpäterhin unendlich kunſt-hart, kunſtwarm und herzkalt erſcheinen muß. Ich kann nichts dafür, gegen den Zufall; — inzwiſchen darf ich mich doch [durch] dieſes häßliche Namen- Durchſchneiden meines Kometen durch eine fremde Bahn nicht an dem Laufenlaſſen deſſelben hindern laſſen. — Bei Gelegenheit! Du ſiehſt,25 wie ich ſchon im vertraulichſten Briefe mich verſchreiben und verbeſſern muß. — Mein Max wird dieſen Monat an meiner Bruſt ankommen, und zwar aus Salzburg, wohin ich ihm einen Ausflug erlaubt. Thiersch geht nicht nach Italien, blos nach Gotha u.ſ.w. Über meinen auf dem Muſenberg ſicher horſtenden Max bin ich in Heidelberg geſichert30 genug. Nur dieß ſchreibe mir noch: wie die ſogenannten akademiſchen Rénoncen (eine erbärmliche Bezeichnung bei Rock- und Wort-Deut- ſchen) zwiſchen Burſchen- und Landsman[n]ſchaft innen ſtehen, und ob ſie eine eigne feſte Klaſſe, oder nur eine ſchlechte Parias-Kaſte bilden. Max kommt nach einer kurzen Fußreiſe wahrſcheinlich künftige Woche35 hier an. — Miedel geht vor Angſt nach Leipzig; Welden wegen Familienbanden nach Würzburg, Max zu dir. — Für den Damen-
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[62/0068]
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ich gewollt. — Deine Noten zum 1ten Bande kann ich ihrer Kürze
wegen nicht im Mſpt finden; und ich verlaſſe mich auf dein Treffen und
höchſtens auf das Druckfehler-Verzeichnis, da doch alles zu ſpät wäre. 5
Auch in deinen Bemerkungen über den 2ten Band bewunderte ich deinen
Reſtaurator-Geiſt. — Es wird doch kein Nachdrucker den 1ten Band
in Frankfurt erangeln? — Da der 2te zu ſtark wird, ſo ſend’ ich dir
nur noch Ein Blättchen nach, ſammt der Vorrede über den Traum-
geberorden 〈welche aber nicht vorreden-weit zu drucken iſt〉, worüber 10
du mir noch nichts geſagt. —
Du allein veranlaßeſt durch dein Loben, daß ich mit friſcher Freude
geſtärkt, den dritten Band zur Michaelis Meſſe 1821 liefere, zumal da ſo
viel davon ſo gut wie geboren iſt und da gerade darin Gebäude auf-
treten, gegen welche die zwei erſten Bändchen nur Vorſtadthäuſerchen 15
aufführen. Ein Kain, oder ewiger Jude wird darin ſprechen, der über
dem Leibgeber aber grauſend ſteht. — Auch die Charaktere (ſind ſie klar
und recht?) müſſen ſich erſt noch weiten und ſich aus dem Schlafe aus-
dehnen zum Handeln, beſonders Süptitz, Libette und Renovanz. Bei dem
letzten ſchmerzet mich die Namen-Gleichheit mit dem Rudolſtädter 20
Kunſthändler, da leider mein Renovanz ſpäterhin unendlich kunſt-hart,
kunſtwarm und herzkalt erſcheinen muß. Ich kann nichts dafür, gegen den
Zufall; — inzwiſchen darf ich mich doch [durch] dieſes häßliche Namen-
Durchſchneiden meines Kometen durch eine fremde Bahn nicht an dem
Laufenlaſſen deſſelben hindern laſſen. — Bei Gelegenheit! Du ſiehſt, 25
wie ich ſchon im vertraulichſten Briefe mich verſchreiben und verbeſſern
muß. — Mein Max wird dieſen Monat an meiner Bruſt ankommen,
und zwar aus Salzburg, wohin ich ihm einen Ausflug erlaubt. Thiersch
geht nicht nach Italien, blos nach Gotha u.ſ.w. Über meinen auf dem
Muſenberg ſicher horſtenden Max bin ich in Heidelberg geſichert 30
genug. Nur dieß ſchreibe mir noch: wie die ſogenannten akademiſchen
Rénoncen (eine erbärmliche Bezeichnung bei Rock- und Wort-Deut-
ſchen) zwiſchen Burſchen- und Landsman[n]ſchaft innen ſtehen, und ob
ſie eine eigne feſte Klaſſe, oder nur eine ſchlechte Parias-Kaſte bilden.
Max kommt nach einer kurzen Fußreiſe wahrſcheinlich künftige Woche 35
hier an. — Miedel geht vor Angſt nach Leipzig; Welden wegen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/68>, abgerufen am 18.07.2024.
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