Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.erräthst, ergänzest und verbesserst du mich. Kümmere dich nur nicht um Du allein veranlaßest durch dein Loben, daß ich mit frischer Freude erräthſt, ergänzeſt und verbeſſerſt du mich. Kümmere dich nur nicht um Du allein veranlaßeſt durch dein Loben, daß ich mit friſcher Freude <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="62"/> erräthſt, ergänzeſt und verbeſſerſt du mich. Kümmere dich nur nicht um<lb/> meine Hineinkorrektur; denn auch da ſchreib’ ich oft etwas anderes als<lb/> ich gewollt. — Deine Noten zum 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Bande kann ich ihrer Kürze<lb/> wegen nicht im Mſpt finden; und ich verlaſſe mich auf dein Treffen und<lb/> höchſtens auf das Druckfehler-Verzeichnis, da doch alles zu ſpät wäre.<lb n="5"/> Auch in deinen Bemerkungen über den 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Band bewunderte ich deinen<lb/> Reſtaurator-Geiſt. — Es wird doch kein Nachdrucker den 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Band<lb/> in <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> erangeln? — Da der 2<hi rendition="#sup">te</hi> zu ſtark wird, ſo ſend’ ich dir<lb/> nur noch Ein Blättchen nach, ſammt der Vorrede über den Traum-<lb/> geberorden 〈welche aber nicht vorreden-weit zu drucken iſt〉, worüber<lb n="10"/> du mir noch nichts geſagt. —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Du allein</hi> veranlaßeſt durch dein Loben, daß ich mit friſcher Freude<lb/> geſtärkt, den dritten Band zur Michaelis Meſſe 1821 liefere, zumal da ſo<lb/> viel davon ſo gut wie geboren iſt und da gerade darin Gebäude auf-<lb/> treten, gegen welche die zwei erſten Bändchen nur Vorſtadthäuſerchen<lb n="15"/> aufführen. Ein Kain, oder ewiger Jude wird darin ſprechen, der über<lb/> dem Leibgeber aber grauſend ſteht. — Auch die Charaktere (ſind ſie klar<lb/> und recht?) müſſen ſich erſt noch weiten und ſich aus dem Schlafe aus-<lb/> dehnen zum Handeln, beſonders Süptitz, Libette und Renovanz. Bei dem<lb/> letzten ſchmerzet mich die Namen-Gleichheit mit dem Rudolſtädter<lb n="20"/> Kunſthändler, da leider <hi rendition="#g">mein</hi> Renovanz ſpäterhin unendlich kunſt-hart,<lb/> kunſtwarm und herzkalt erſcheinen muß. Ich kann nichts dafür, gegen den<lb/> Zufall; — inzwiſchen darf ich mich doch [durch] dieſes häßliche Namen-<lb/> Durchſchneiden meines Kometen durch eine fremde Bahn nicht an dem<lb/> Laufenlaſſen deſſelben hindern laſſen. — Bei Gelegenheit! Du ſiehſt,<lb n="25"/> wie ich ſchon im vertraulichſten Briefe mich verſchreiben und verbeſſern<lb/> muß. — Mein <hi rendition="#aq">Max</hi> wird dieſen Monat an meiner Bruſt ankommen,<lb/> und zwar aus Salzburg, wohin ich ihm einen Ausflug erlaubt. <hi rendition="#aq">Thiersch</hi><lb/> geht nicht nach Italien, blos nach <hi rendition="#aq">Gotha</hi> u.ſ.w. Über meinen auf dem<lb/> Muſenberg ſicher horſtenden <hi rendition="#aq">Max</hi> bin ich in <hi rendition="#aq">Heidelberg</hi> geſichert<lb n="30"/> genug. Nur dieß ſchreibe mir noch: wie die ſogenannten akademiſchen<lb/><hi rendition="#aq">Rénoncen</hi> (eine erbärmliche Bezeichnung bei Rock- und Wort-Deut-<lb/> ſchen) zwiſchen Burſchen- und Landsman[n]ſchaft innen ſtehen, und ob<lb/> ſie eine eigne feſte Klaſſe, oder nur eine ſchlechte Parias-Kaſte bilden.<lb/><hi rendition="#aq">Max</hi> kommt nach einer kurzen Fußreiſe wahrſcheinlich künftige Woche<lb n="35"/> hier an. — <hi rendition="#aq">Miedel</hi> geht vor Angſt nach Leipzig; <hi rendition="#aq">Welden</hi> wegen<lb/> Familienbanden nach Würzburg, <hi rendition="#aq">Max</hi> zu dir. — Für den Damen-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
erräthſt, ergänzeſt und verbeſſerſt du mich. Kümmere dich nur nicht um
meine Hineinkorrektur; denn auch da ſchreib’ ich oft etwas anderes als
ich gewollt. — Deine Noten zum 1ten Bande kann ich ihrer Kürze
wegen nicht im Mſpt finden; und ich verlaſſe mich auf dein Treffen und
höchſtens auf das Druckfehler-Verzeichnis, da doch alles zu ſpät wäre. 5
Auch in deinen Bemerkungen über den 2ten Band bewunderte ich deinen
Reſtaurator-Geiſt. — Es wird doch kein Nachdrucker den 1ten Band
in Frankfurt erangeln? — Da der 2te zu ſtark wird, ſo ſend’ ich dir
nur noch Ein Blättchen nach, ſammt der Vorrede über den Traum-
geberorden 〈welche aber nicht vorreden-weit zu drucken iſt〉, worüber 10
du mir noch nichts geſagt. —
Du allein veranlaßeſt durch dein Loben, daß ich mit friſcher Freude
geſtärkt, den dritten Band zur Michaelis Meſſe 1821 liefere, zumal da ſo
viel davon ſo gut wie geboren iſt und da gerade darin Gebäude auf-
treten, gegen welche die zwei erſten Bändchen nur Vorſtadthäuſerchen 15
aufführen. Ein Kain, oder ewiger Jude wird darin ſprechen, der über
dem Leibgeber aber grauſend ſteht. — Auch die Charaktere (ſind ſie klar
und recht?) müſſen ſich erſt noch weiten und ſich aus dem Schlafe aus-
dehnen zum Handeln, beſonders Süptitz, Libette und Renovanz. Bei dem
letzten ſchmerzet mich die Namen-Gleichheit mit dem Rudolſtädter 20
Kunſthändler, da leider mein Renovanz ſpäterhin unendlich kunſt-hart,
kunſtwarm und herzkalt erſcheinen muß. Ich kann nichts dafür, gegen den
Zufall; — inzwiſchen darf ich mich doch [durch] dieſes häßliche Namen-
Durchſchneiden meines Kometen durch eine fremde Bahn nicht an dem
Laufenlaſſen deſſelben hindern laſſen. — Bei Gelegenheit! Du ſiehſt, 25
wie ich ſchon im vertraulichſten Briefe mich verſchreiben und verbeſſern
muß. — Mein Max wird dieſen Monat an meiner Bruſt ankommen,
und zwar aus Salzburg, wohin ich ihm einen Ausflug erlaubt. Thiersch
geht nicht nach Italien, blos nach Gotha u.ſ.w. Über meinen auf dem
Muſenberg ſicher horſtenden Max bin ich in Heidelberg geſichert 30
genug. Nur dieß ſchreibe mir noch: wie die ſogenannten akademiſchen
Rénoncen (eine erbärmliche Bezeichnung bei Rock- und Wort-Deut-
ſchen) zwiſchen Burſchen- und Landsman[n]ſchaft innen ſtehen, und ob
ſie eine eigne feſte Klaſſe, oder nur eine ſchlechte Parias-Kaſte bilden.
Max kommt nach einer kurzen Fußreiſe wahrſcheinlich künftige Woche 35
hier an. — Miedel geht vor Angſt nach Leipzig; Welden wegen
Familienbanden nach Würzburg, Max zu dir. — Für den Damen-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |