in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht Wissenschaftliebe die Wohlthat eines Privilegiums gegen den Nach- druck auf seine unterthänigen Bitten vertrauend hofft. Obgleich Göthe mit seinem Glanz wie eine Sonne allein steht, so fand doch der Verfasser dieses in den großen kaiserlichen Erbstaaten überall Leser und Freunde5 und er darf sagen desto innigere, da in allen seinen Werken nicht eine einzige Zeile gegen Religion oder Tugend geschrieben ist.
Die hohe Menschenliebe und Wissenschaftliebe Eurer hochfürstlichen Durchlaucht wird gewis meinem Unternehmen dieselbe Gunst in einem Privilegium gegen den Nachdruck wie dem Dichter Göthe wiederfahren10 lassen und eine wohlwollende Rücksicht darauf nehmen, daß der Ver- fasser zum erstenmal die Sammlung seiner Werke dem Publikum vorlegt, welche ihn für eine vierzigjährige Anstrengung belohnen soll und viel- leicht seinen Kindern ein schöneres Loos bereiten kann.
Möge ein erhabener Fürst verzeihen, daß ich in seine Hände wie so15 viele Tausende, das Loos meiner schönern Zukunft lege.
Eurer Durchlaucht unterthänigst gehorsamster J. P. Fr. Richter
508. An König Wilhelm von Württemberg.20
[Kopie][Bayreuth, 29. Okt. 1825]
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!
Zu dem Throne Eurer königlichen Majestät lege ich eine Bitte nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majestät, das25 zugleich die großen und kleinen Interessen des Staats zu würdigen weiß, sich entschuldigen kann. In der künftigen Ostermesse 1826 wünsche ich meine sämmtlichen poetischen und philosophischen Werke in 60 Bänden herauszugeben. Aber diese ganze literarische Ärnte von vierzig Jahren, welche mich für so viele Opfer belohnen soll, würde durch den Hagel-30 schlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl- thätige Hand mich durch ein Privilegium gegen den Nachdruck davor rettete. Und an diese mächtige Hand wenden sich alle meine Hoffnungen der Zukunft und sie dürfen es vielleicht bei einem Herrscher, dessen schöne Länder von jeher die Musen beglückten, um mit ihrem Licht35 wieder andere Länder zu beglücken.
in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht Wiſſenſchaftliebe die Wohlthat eines Privilegiums gegen den Nach- druck auf ſeine unterthänigen Bitten vertrauend hofft. Obgleich Göthe mit ſeinem Glanz wie eine Sonne allein ſteht, ſo fand doch der Verfaſſer dieſes in den großen kaiſerlichen Erbſtaaten überall Leſer und Freunde5 und er darf ſagen deſto innigere, da in allen ſeinen Werken nicht eine einzige Zeile gegen Religion oder Tugend geſchrieben iſt.
Die hohe Menſchenliebe und Wiſſenſchaftliebe Eurer hochfürſtlichen Durchlaucht wird gewis meinem Unternehmen dieſelbe Gunſt in einem Privilegium gegen den Nachdruck wie dem Dichter Göthe wiederfahren10 laſſen und eine wohlwollende Rückſicht darauf nehmen, daß der Ver- faſſer zum erſtenmal die Sammlung ſeiner Werke dem Publikum vorlegt, welche ihn für eine vierzigjährige Anſtrengung belohnen ſoll und viel- leicht ſeinen Kindern ein ſchöneres Loos bereiten kann.
Möge ein erhabener Fürſt verzeihen, daß ich in ſeine Hände wie ſo15 viele Tauſende, das Loos meiner ſchönern Zukunft lege.
Eurer Durchlaucht unterthänigſt gehorſamſter J. P. Fr. Richter
508. An König Wilhelm von Württemberg.20
[Kopie][Bayreuth, 29. Okt. 1825]
Allerdurchlauchtigſter Großmächtigſter König! Allergnädigſter König und Herr!
Zu dem Throne Eurer königlichen Majeſtät lege ich eine Bitte nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majeſtät, das25 zugleich die großen und kleinen Intereſſen des Staats zu würdigen weiß, ſich entſchuldigen kann. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 wünſche ich meine ſämmtlichen poetiſchen und philoſophiſchen Werke in 60 Bänden herauszugeben. Aber dieſe ganze literariſche Ärnte von vierzig Jahren, welche mich für ſo viele Opfer belohnen ſoll, würde durch den Hagel-30 ſchlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl- thätige Hand mich durch ein Privilegium gegen den Nachdruck davor rettete. Und an dieſe mächtige Hand wenden ſich alle meine Hoffnungen der Zukunft und ſie dürfen es vielleicht bei einem Herrſcher, deſſen ſchöne Länder von jeher die Muſen beglückten, um mit ihrem Licht35 wieder andere Länder zu beglücken.
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in 60 Bänden herausgeben, für welche er von Eurer Durchlaucht
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druck auf ſeine unterthänigen Bitten vertrauend hofft. Obgleich Göthe
mit ſeinem Glanz wie eine Sonne allein ſteht, ſo fand doch der Verfaſſer
dieſes in den großen kaiſerlichen Erbſtaaten überall Leſer und Freunde 5
und er darf ſagen deſto innigere, da in allen ſeinen Werken nicht eine
einzige Zeile gegen Religion oder Tugend geſchrieben iſt.
Die hohe Menſchenliebe und Wiſſenſchaftliebe Eurer hochfürſtlichen
Durchlaucht wird gewis meinem Unternehmen dieſelbe Gunſt in einem
Privilegium gegen den Nachdruck wie dem Dichter Göthe wiederfahren 10
laſſen und eine wohlwollende Rückſicht darauf nehmen, daß der Ver-
faſſer zum erſtenmal die Sammlung ſeiner Werke dem Publikum vorlegt,
welche ihn für eine vierzigjährige Anſtrengung belohnen ſoll und viel-
leicht ſeinen Kindern ein ſchöneres Loos bereiten kann.
Möge ein erhabener Fürſt verzeihen, daß ich in ſeine Hände wie ſo 15
viele Tauſende, das Loos meiner ſchönern Zukunft lege.
Eurer Durchlaucht
unterthänigſt gehorſamſter
J. P. Fr. Richter
508. An König Wilhelm von Württemberg. 20
[Bayreuth, 29. Okt. 1825]
Allerdurchlauchtigſter Großmächtigſter König!
Allergnädigſter König und Herr!
Zu dem Throne Eurer königlichen Majeſtät lege ich eine Bitte
nieder, deren Bedeutenheit nur durch das Auge Ihrer Majeſtät, das 25
zugleich die großen und kleinen Intereſſen des Staats zu würdigen weiß,
ſich entſchuldigen kann. In der künftigen Oſtermeſſe 1826 wünſche ich
meine ſämmtlichen poetiſchen und philoſophiſchen Werke in 60 Bänden
herauszugeben. Aber dieſe ganze literariſche Ärnte von vierzig Jahren,
welche mich für ſo viele Opfer belohnen ſoll, würde durch den Hagel- 30
ſchlag des Nachdrucks untergehen, wenn nicht eine mächtige wohl-
thätige Hand mich durch ein Privilegium gegen den Nachdruck davor
rettete. Und an dieſe mächtige Hand wenden ſich alle meine Hoffnungen
der Zukunft und ſie dürfen es vielleicht bei einem Herrſcher, deſſen
ſchöne Länder von jeher die Muſen beglückten, um mit ihrem Licht 35
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/307>, abgerufen am 23.07.2024.
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