Manne" hin hat, wie du ihn nanntest. -- Ich glaube, sogar im Deut- schen ist es gut, keine Sprachschnitzer zu machen und nicht zu schreiben: "Thiersch und Schelling grüßt" oder "das Buch, was". -- Nenne mir den dir nächsten Gasthof zum Absteigen, falls er erträglich ist. -- ....
Dem herrlichen Thiersch bring' ich natürlich die "Doppelwörter"5 mit, so wie meinem Köppen. -- Voß freuet sich unsäglich auf dich und grüßt dich in jedem Briefe. Er besorgt die Korrektur meines neuesten Werkes: "Der Komet". -- Welches Leben und Lieben Emanuel und Otto für dich bereit halten, wenn du kommst, kann ich dir nicht sagen. -- Jetzo erst werd' ich mit dir ein philosophisches Wort sprechen können. -- ....10
Entschuldige meine schlechte Handschrift mit der Eile und Papier- enge; denn ich weiß sonst recht gut, was der Respekt verlangt, wenn ein Vater an seinen Sohn schreibt. --
Meine Abreise wartet auf schönes Wetter, dem durchaus noch schlechtes vorwittern muß. Bleibe froh und gut, mein geliebter Sohn!15
Richter
40. An Professor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, Anfang Mai 1820?]
Höchstgeschätzter H. Professor! Da Sie zuweilen mich unter Ihren Zöglingen als Kollaborator anstellen: so send' ich Ihnen diesen Aufsatz20 über die Größe des All zu Ihrem beliebigen Gebrauch auf einige Tage. Erklären Sie jenen einige astronomische Beziehungen z. B. Nebelflecken etc.: so wirkt alles gewiß so wie Sie wünschen.
Richter
41. An Heinrich Voß in Heidelberg.25
Baireut d. 4ten Mai 1820
Mein theuerster Heinrich! Dein Urtheil nahm mir eine zweijährige Last von der Seele; denn ich wollte dir mein Mistrauen in den Werth des "Kometen" nicht ganz ausdrücken, aus der Besorgnis, deinem Gefühle die Unbefangenheit zu stören. Mit ähnlicher Rücksicht ist auch die Vor-30 rede *) geschrieben, während welcher ich sogar erst den Titel "Komet" so wie den "Papierdrachen" erfunden. Wie viele Blätter hab ich weg-
*) Denn leider "acceptiert" und übertreibt die Lesewelt zu leicht und zu stark jeden Selbertadel, womit man daher behutsam sei.
Manne“ hin hat, wie du ihn nannteſt. — Ich glaube, ſogar im Deut- ſchen iſt es gut, keine Sprachſchnitzer zu machen und nicht zu ſchreiben: „Thierſch und Schelling grüßt“ oder „das Buch, was“. — Nenne mir den dir nächſten Gaſthof zum Abſteigen, falls er erträglich iſt. — ....
Dem herrlichen Thiersch bring’ ich natürlich die „Doppelwörter“5 mit, ſo wie meinem Köppen. — Voß freuet ſich unſäglich auf dich und grüßt dich in jedem Briefe. Er beſorgt die Korrektur meines neueſten Werkes: „Der Komet“. — Welches Leben und Lieben Emanuel und Otto für dich bereit halten, wenn du kommſt, kann ich dir nicht ſagen. — Jetzo erſt werd’ ich mit dir ein philoſophiſches Wort ſprechen können. — ....10
Entſchuldige meine ſchlechte Handſchrift mit der Eile und Papier- enge; denn ich weiß ſonſt recht gut, was der Reſpekt verlangt, wenn ein Vater an ſeinen Sohn ſchreibt. —
Meine Abreiſe wartet auf ſchönes Wetter, dem durchaus noch ſchlechtes vorwittern muß. Bleibe froh und gut, mein geliebter Sohn!15
Richter
40. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, Anfang Mai 1820?]
Höchſtgeſchätzter H. Profeſſor! Da Sie zuweilen mich unter Ihren Zöglingen als Kollaborator anſtellen: ſo ſend’ ich Ihnen dieſen Aufſatz20 über die Größe des All zu Ihrem beliebigen Gebrauch auf einige Tage. Erklären Sie jenen einige aſtronomiſche Beziehungen z. B. Nebelflecken ꝛc.: ſo wirkt alles gewiß ſo wie Sie wünſchen.
Richter
41. An Heinrich Voß in Heidelberg.25
Baireut d. 4ten Mai 1820
Mein theuerſter Heinrich! Dein Urtheil nahm mir eine zweijährige Laſt von der Seele; denn ich wollte dir mein Mistrauen in den Werth des „Kometen“ nicht ganz ausdrücken, aus der Beſorgnis, deinem Gefühle die Unbefangenheit zu ſtören. Mit ähnlicher Rückſicht iſt auch die Vor-30 rede *) geſchrieben, während welcher ich ſogar erſt den Titel „Komet“ ſo wie den „Papierdrachen“ erfunden. Wie viele Blätter hab ich weg-
*) Denn leider „acceptiert“ und übertreibt die Leſewelt zu leicht und zu ſtark jeden Selbertadel, womit man daher behutſam ſei.
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[25/0030]
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„Thierſch und Schelling grüßt“ oder „das Buch, was“. — Nenne mir
den dir nächſten Gaſthof zum Abſteigen, falls er erträglich iſt. — ....
Dem herrlichen Thiersch bring’ ich natürlich die „Doppelwörter“ 5
mit, ſo wie meinem Köppen. — Voß freuet ſich unſäglich auf dich und
grüßt dich in jedem Briefe. Er beſorgt die Korrektur meines neueſten
Werkes: „Der Komet“. — Welches Leben und Lieben Emanuel und Otto
für dich bereit halten, wenn du kommſt, kann ich dir nicht ſagen. — Jetzo
erſt werd’ ich mit dir ein philoſophiſches Wort ſprechen können. — .... 10
Entſchuldige meine ſchlechte Handſchrift mit der Eile und Papier-
enge; denn ich weiß ſonſt recht gut, was der Reſpekt verlangt, wenn ein
Vater an ſeinen Sohn ſchreibt. —
Meine Abreiſe wartet auf ſchönes Wetter, dem durchaus noch
ſchlechtes vorwittern muß. Bleibe froh und gut, mein geliebter Sohn! 15
Richter
40. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, Anfang Mai 1820?]
Höchſtgeſchätzter H. Profeſſor! Da Sie zuweilen mich unter Ihren
Zöglingen als Kollaborator anſtellen: ſo ſend’ ich Ihnen dieſen Aufſatz 20
über die Größe des All zu Ihrem beliebigen Gebrauch auf einige Tage.
Erklären Sie jenen einige aſtronomiſche Beziehungen z. B. Nebelflecken
ꝛc.: ſo wirkt alles gewiß ſo wie Sie wünſchen.
Richter
41. An Heinrich Voß in Heidelberg. 25
Baireut d. 4ten Mai 1820
Mein theuerſter Heinrich! Dein Urtheil nahm mir eine zweijährige
Laſt von der Seele; denn ich wollte dir mein Mistrauen in den Werth des
„Kometen“ nicht ganz ausdrücken, aus der Beſorgnis, deinem Gefühle
die Unbefangenheit zu ſtören. Mit ähnlicher Rückſicht iſt auch die Vor- 30
rede *) geſchrieben, während welcher ich ſogar erſt den Titel „Komet“
ſo wie den „Papierdrachen“ erfunden. Wie viele Blätter hab ich weg-
*) Denn leider „acceptiert“ und übertreibt die Leſewelt zu leicht und zu ſtark
jeden Selbertadel, womit man daher behutſam ſei.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/30>, abgerufen am 17.07.2024.
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