Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite

z. B. in 6 Wochen; den Hesperus in 7 Vierteljahren, denen noch dazu
täglich ein Hofmeisteramt für 10 erwachsene Kinder 8 Stunden abriß!
-- Jetzo, wo ich nur noch Vormittags ausarbeite, brauch' ich statt
voriger Wochen Monate; und mein Alter mehrt nur meine Schreib-
fülle, nicht Schreibkraft. -- Und doch sehn' ich mich nach nichts so sehr5
als einem so vortrefflichen Verleger wie Sie, der mein erster hätte
sein sollen, etwas ganz Neues zu geben. Für dieses Jahr es schon zu
thun, kann ich Ihnen nicht versprechen; aber ich verspreche Ihnen,
keinem andern etwas zu versprechen.

Es geh' Ihnen recht wohl! Mit Liebe und Hochachtung etc.10

*377. An Eduard Hitzig in Berlin.

An keinem Tage konnte mir Ihr so lange gewünschtes Buch erfreu-
licher zukommen als gestern, am zweiten Pfingsttage, weil ich dadurch
auf einmal meine Pfingsten hatte; denn in Baireut unterscheiden sich15
mir Wochen von Festen nur durch die -- Westen. -- Ihre ganze Dar-
stellung von den Eintheilungen an bis zur rechten Mitte zwischen furcht-
samem Verschweigen und kecker Offenherzigkeit erfreute mich inniglich,
so wie Ihr Schonen als sein Freund und Ihr Richten als Wahrheit-
freund und Ihre Sprache dazu, sammt dem ästhetischen Urtheil, und20
ich sehe froh Ihrem Denkmale Werners entgegen. -- Sie haben mir
durch Ihr Geschenk auf eine schöne Weise mein Schweigen auf Ihre
Bitte verziehen, deren Erfüllung theils durch meine Vorreden (die
letzte in der unsichtbaren Loge), theils durch das Urtheil des Publikums
überflüssig wurde, so wie jetzo noch mehr durch Ihr treffliches Buch.25

Der hiesige schöne Abend mit Ihnen und den Ihrigen hat sein Abend-
roth behalten. Die kleine Morgenröthe, meine liebliche Eugenie, grüß'
ich hier recht innig und väterlich. Auch Ihre Gesellschafterinnen seien
gegrüßt. Mit Hochachtung und Liebe

Ihr ergebenster30
Jean Paul Fr. Richter
378. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Kopie]

-- Bestellung 1 Eimers Roußillon -- den in ein Faß einkasernierten
Wein in weitere Quartiere d. h. Flaschen aus einander legen.35

z. B. in 6 Wochen; den Heſperus in 7 Vierteljahren, denen noch dazu
täglich ein Hofmeiſteramt für 10 erwachſene Kinder 8 Stunden abriß!
— Jetzo, wo ich nur noch Vormittags ausarbeite, brauch’ ich ſtatt
voriger Wochen Monate; und mein Alter mehrt nur meine Schreib-
fülle, nicht Schreibkraft. — Und doch ſehn’ ich mich nach nichts ſo ſehr5
als einem ſo vortrefflichen Verleger wie Sie, der mein erſter hätte
ſein ſollen, etwas ganz Neues zu geben. Für dieſes Jahr es ſchon zu
thun, kann ich Ihnen nicht verſprechen; aber ich verſpreche Ihnen,
keinem andern etwas zu verſprechen.

Es geh’ Ihnen recht wohl! Mit Liebe und Hochachtung ꝛc.10

*377. An Eduard Hitzig in Berlin.

An keinem Tage konnte mir Ihr ſo lange gewünſchtes Buch erfreu-
licher zukommen als geſtern, am zweiten Pfingſttage, weil ich dadurch
auf einmal meine Pfingſten hatte; denn in Baireut unterſcheiden ſich15
mir Wochen von Feſten nur durch die — Weſten. — Ihre ganze Dar-
ſtellung von den Eintheilungen an bis zur rechten Mitte zwiſchen furcht-
ſamem Verſchweigen und kecker Offenherzigkeit erfreute mich inniglich,
ſo wie Ihr Schonen als ſein Freund und Ihr Richten als Wahrheit-
freund und Ihre Sprache dazu, ſammt dem äſthetiſchen Urtheil, und20
ich ſehe froh Ihrem Denkmale Werners entgegen. — Sie haben mir
durch Ihr Geſchenk auf eine ſchöne Weiſe mein Schweigen auf Ihre
Bitte verziehen, deren Erfüllung theils durch meine Vorreden (die
letzte in der unſichtbaren Loge), theils durch das Urtheil des Publikums
überflüſſig wurde, ſo wie jetzo noch mehr durch Ihr treffliches Buch.25

Der hieſige ſchöne Abend mit Ihnen und den Ihrigen hat ſein Abend-
roth behalten. Die kleine Morgenröthe, meine liebliche Eugenie, grüß’
ich hier recht innig und väterlich. Auch Ihre Geſellſchafterinnen ſeien
gegrüßt. Mit Hochachtung und Liebe

Ihr ergebenſter30
Jean Paul Fr. Richter
378. An Richard Groote in Frankfurt a. M.
[Kopie]

— Beſtellung 1 Eimers Roußillon — den in ein Faß einkaſernierten
Wein in weitere Quartiere d. h. Flaſchen aus einander legen.35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0233" n="224"/>
z. B. in 6 Wochen; den He&#x017F;perus in 7 Vierteljahren, denen noch dazu<lb/>
täglich ein Hofmei&#x017F;teramt für 10 erwach&#x017F;ene Kinder 8 Stunden abriß!<lb/>
&#x2014; Jetzo, wo ich nur noch Vormittags ausarbeite, brauch&#x2019; ich &#x017F;tatt<lb/>
voriger Wochen Monate; und mein Alter mehrt nur meine Schreib-<lb/>
fülle, nicht Schreibkraft. &#x2014; Und doch &#x017F;ehn&#x2019; ich mich nach nichts &#x017F;o &#x017F;ehr<lb n="5"/>
als einem &#x017F;o vortrefflichen Verleger wie Sie, der mein er&#x017F;ter hätte<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;ollen, etwas ganz Neues zu geben. Für die&#x017F;es Jahr es &#x017F;chon zu<lb/>
thun, kann ich Ihnen nicht ver&#x017F;prechen; aber ich ver&#x017F;preche Ihnen,<lb/>
keinem andern etwas zu ver&#x017F;prechen.</p><lb/>
        <p>Es geh&#x2019; Ihnen recht wohl! Mit Liebe und Hochachtung &#xA75B;c.<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*377. An <hi rendition="#g">Eduard Hitzig in Berlin.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 20 Mai 1823</hi> </dateline><lb/>
        <p>An keinem Tage konnte mir Ihr &#x017F;o lange gewün&#x017F;chtes Buch erfreu-<lb/>
licher zukommen als ge&#x017F;tern, am zweiten Pfing&#x017F;ttage, weil ich dadurch<lb/>
auf einmal meine Pfing&#x017F;ten hatte; denn in Baireut unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich<lb n="15"/>
mir Wochen von Fe&#x017F;ten nur durch die &#x2014; We&#x017F;ten. &#x2014; Ihre ganze Dar-<lb/>
&#x017F;tellung von den Eintheilungen an bis zur rechten Mitte zwi&#x017F;chen furcht-<lb/>
&#x017F;amem Ver&#x017F;chweigen und kecker Offenherzigkeit erfreute mich inniglich,<lb/>
&#x017F;o wie Ihr Schonen als &#x017F;ein Freund und Ihr Richten als Wahrheit-<lb/>
freund und Ihre Sprache dazu, &#x017F;ammt dem ä&#x017F;theti&#x017F;chen Urtheil, und<lb n="20"/>
ich &#x017F;ehe froh Ihrem Denkmale Werners entgegen. &#x2014; Sie haben mir<lb/>
durch Ihr Ge&#x017F;chenk auf eine &#x017F;chöne Wei&#x017F;e mein Schweigen auf Ihre<lb/>
Bitte verziehen, deren Erfüllung theils durch meine Vorreden (die<lb/>
letzte in der un&#x017F;ichtbaren Loge), theils durch das Urtheil des Publikums<lb/>
überflü&#x017F;&#x017F;ig wurde, &#x017F;o wie jetzo noch mehr durch Ihr treffliches Buch.<lb n="25"/>
</p>
        <p>Der hie&#x017F;ige &#x017F;chöne Abend mit Ihnen und den Ihrigen hat &#x017F;ein Abend-<lb/>
roth behalten. Die kleine Morgenröthe, meine liebliche Eugenie, grüß&#x2019;<lb/>
ich hier recht innig und väterlich. Auch Ihre Ge&#x017F;ell&#x017F;chafterinnen &#x017F;eien<lb/>
gegrüßt. Mit Hochachtung und Liebe</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr ergeben&#x017F;ter<lb n="30"/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>378. An <hi rendition="#g">Richard Groote in Frankfurt</hi> a. M.</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. Mai 1823]</hi> </dateline><lb/>
        <p>&#x2014; Be&#x017F;tellung 1 Eimers <hi rendition="#aq">Roußillon</hi> &#x2014; den in ein Faß einka&#x017F;ernierten<lb/>
Wein in weitere Quartiere d. h. Fla&#x017F;chen aus einander legen.<lb n="35"/>
</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0233] z. B. in 6 Wochen; den Heſperus in 7 Vierteljahren, denen noch dazu täglich ein Hofmeiſteramt für 10 erwachſene Kinder 8 Stunden abriß! — Jetzo, wo ich nur noch Vormittags ausarbeite, brauch’ ich ſtatt voriger Wochen Monate; und mein Alter mehrt nur meine Schreib- fülle, nicht Schreibkraft. — Und doch ſehn’ ich mich nach nichts ſo ſehr 5 als einem ſo vortrefflichen Verleger wie Sie, der mein erſter hätte ſein ſollen, etwas ganz Neues zu geben. Für dieſes Jahr es ſchon zu thun, kann ich Ihnen nicht verſprechen; aber ich verſpreche Ihnen, keinem andern etwas zu verſprechen. Es geh’ Ihnen recht wohl! Mit Liebe und Hochachtung ꝛc. 10 *377. An Eduard Hitzig in Berlin. Baireut d. 20 Mai 1823 An keinem Tage konnte mir Ihr ſo lange gewünſchtes Buch erfreu- licher zukommen als geſtern, am zweiten Pfingſttage, weil ich dadurch auf einmal meine Pfingſten hatte; denn in Baireut unterſcheiden ſich 15 mir Wochen von Feſten nur durch die — Weſten. — Ihre ganze Dar- ſtellung von den Eintheilungen an bis zur rechten Mitte zwiſchen furcht- ſamem Verſchweigen und kecker Offenherzigkeit erfreute mich inniglich, ſo wie Ihr Schonen als ſein Freund und Ihr Richten als Wahrheit- freund und Ihre Sprache dazu, ſammt dem äſthetiſchen Urtheil, und 20 ich ſehe froh Ihrem Denkmale Werners entgegen. — Sie haben mir durch Ihr Geſchenk auf eine ſchöne Weiſe mein Schweigen auf Ihre Bitte verziehen, deren Erfüllung theils durch meine Vorreden (die letzte in der unſichtbaren Loge), theils durch das Urtheil des Publikums überflüſſig wurde, ſo wie jetzo noch mehr durch Ihr treffliches Buch. 25 Der hieſige ſchöne Abend mit Ihnen und den Ihrigen hat ſein Abend- roth behalten. Die kleine Morgenröthe, meine liebliche Eugenie, grüß’ ich hier recht innig und väterlich. Auch Ihre Geſellſchafterinnen ſeien gegrüßt. Mit Hochachtung und Liebe Ihr ergebenſter 30 Jean Paul Fr. Richter 378. An Richard Groote in Frankfurt a. M. [Bayreuth, 23. Mai 1823] — Beſtellung 1 Eimers Roußillon — den in ein Faß einkaſernierten Wein in weitere Quartiere d. h. Flaſchen aus einander legen. 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/233
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/233>, abgerufen am 02.05.2024.