Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite

das Wiedersehen, weil ohne dieses alle Liebe nur eine von einem Nichts
gegen ein Nichts sein würde! -- Die Wissenschaft braucht zu ihrem
Genuße keine Unsterblichkeit, aber die Liebe braucht zu ihrem die des
Gegenstandes.

Mögen Gemahl und Söhne Ihr Mutterherz so lange trösten und5
verbinden, bis die Wunde sich schließt, indem es bricht!

Der vortreffliche Abraham verzeihe mein Schweigen auf seine so
liebende Mittheilung! Ihn, diesen Bruder, muß ich bald sehen; und
Kreuznach liegt mir daher weit näher als das Heidelberg voll mehr als
Eines Schmerzes.10

Den rüstigen Paulus, diesen rechten Vorfechter und Nachfechter für
Licht und für Recht, der mich eben durch seine Rezensionen Wellen-
treters und Grotefends (Jahrb. 3. Heft. 1822) unendlich erquickt und
gewonnen, grüß' ich durch Sie, so wie auch die Seinigen.

Gott erhalt' Ihrem Mutterherzen den höchsten Trost, den herrlichen15
Gemahl!

Ihr verehrender
Jean Paul Fr. Richter
361. An Chr. S. Krause in Bayreuth.
[Kopie]20

Entschuldigen Sie das Behalten des Hermes mit seiner Reichhaltig-
keit (besonders bei seinem Lettern-Goldstaube; denn leider nehmen die
verkleinerten Lettern mit den verkleinernden Brillen zu) und mit der
Menge von Werken um mich her, über die ich das Interdikt der
K[anzlei] Bibl[iothek] gar nicht bemerke -- Curiosa und lusus naturae25
-- scribacis.
Es ist nur ein Imbiß von den Gerichten, womit mir die
Post wöchentlich die Tafel deckt, daß ich die Eßwaren öffentlich so lobe
wie ein Stadtflecken ein abgehendes Regiment. Für Ihre so wohl-
wollende Mittheilung von Lafontaine's geldlicher Kanonisazion kann
ich Ihnen nicht genug danken, ob mich gleich -- ihr Geistiges aus-30
genommen -- gar nichts von der preußischen Sache angeht oder erfreut.

362. An Graf Rantzau in Bayreuth.
[Kopie]

... Hier steh' ich auf bunten Papieren mit einem meiner Namen
jedem zu Gevatter, für den Sie mich heraus schneiden. Wären es35

das Wiederſehen, weil ohne dieſes alle Liebe nur eine von einem Nichts
gegen ein Nichts ſein würde! — Die Wiſſenſchaft braucht zu ihrem
Genuße keine Unſterblichkeit, aber die Liebe braucht zu ihrem die des
Gegenſtandes.

Mögen Gemahl und Söhne Ihr Mutterherz ſo lange tröſten und5
verbinden, bis die Wunde ſich ſchließt, indem es bricht!

Der vortreffliche Abraham verzeihe mein Schweigen auf ſeine ſo
liebende Mittheilung! Ihn, dieſen Bruder, muß ich bald ſehen; und
Kreuznach liegt mir daher weit näher als das Heidelberg voll mehr als
Eines Schmerzes.10

Den rüſtigen Paulus, dieſen rechten Vorfechter und Nachfechter für
Licht und für Recht, der mich eben durch ſeine Rezenſionen Wellen-
treters und Grotefends (Jahrb. 3. Heft. 1822) unendlich erquickt und
gewonnen, grüß’ ich durch Sie, ſo wie auch die Seinigen.

Gott erhalt’ Ihrem Mutterherzen den höchſten Troſt, den herrlichen15
Gemahl!

Ihr verehrender
Jean Paul Fr. Richter
361. An Chr. S. Krauſe in Bayreuth.
[Kopie]20

Entſchuldigen Sie das Behalten des Hermes mit ſeiner Reichhaltig-
keit (beſonders bei ſeinem Lettern-Goldſtaube; denn leider nehmen die
verkleinerten Lettern mit den verkleinernden Brillen zu) und mit der
Menge von Werken um mich her, über die ich das Interdikt der
K[anzlei] Bibl[iothek] gar nicht bemerke — Curiosa und lusus naturae25
— scribacis.
Es iſt nur ein Imbiß von den Gerichten, womit mir die
Poſt wöchentlich die Tafel deckt, daß ich die Eßwaren öffentlich ſo lobe
wie ein Stadtflecken ein abgehendes Regiment. Für Ihre ſo wohl-
wollende Mittheilung von Lafontaine’s geldlicher Kanoniſazion kann
ich Ihnen nicht genug danken, ob mich gleich — ihr Geiſtiges aus-30
genommen — gar nichts von der preußiſchen Sache angeht oder erfreut.

362. An Graf Rantzau in Bayreuth.
[Kopie]

... Hier ſteh’ ich auf bunten Papieren mit einem meiner Namen
jedem zu Gevatter, für den Sie mich heraus ſchneiden. Wären es35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0226" n="217"/>
das Wieder&#x017F;ehen, weil ohne die&#x017F;es alle Liebe nur eine von einem Nichts<lb/>
gegen ein Nichts &#x017F;ein würde! &#x2014; Die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft braucht zu ihrem<lb/>
Genuße keine Un&#x017F;terblichkeit, aber die Liebe braucht zu ihrem die des<lb/>
Gegen&#x017F;tandes.</p><lb/>
        <p>Mögen Gemahl und Söhne Ihr Mutterherz &#x017F;o lange trö&#x017F;ten und<lb n="5"/>
verbinden, bis die Wunde &#x017F;ich &#x017F;chließt, indem es bricht!</p><lb/>
        <p>Der vortreffliche Abraham verzeihe mein Schweigen auf &#x017F;eine &#x017F;o<lb/>
liebende Mittheilung! Ihn, die&#x017F;en Bruder, <hi rendition="#g">muß</hi> ich bald &#x017F;ehen; und<lb/>
Kreuznach liegt mir daher weit näher als das Heidelberg voll mehr als<lb/>
Eines Schmerzes.<lb n="10"/>
</p>
        <p>Den rü&#x017F;tigen Paulus, die&#x017F;en rechten Vorfechter und Nachfechter für<lb/>
Licht und für Recht, der mich eben durch &#x017F;eine Rezen&#x017F;ionen Wellen-<lb/>
treters und Grotefends (Jahrb. 3. Heft. 1822) unendlich erquickt und<lb/>
gewonnen, grüß&#x2019; ich durch Sie, &#x017F;o wie auch die Seinigen.</p><lb/>
        <p>Gott erhalt&#x2019; Ihrem Mutterherzen den höch&#x017F;ten Tro&#x017F;t, den herrlichen<lb n="15"/>
Gemahl!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr verehrender<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>361. An <hi rendition="#g">Chr. S. Krau&#x017F;e in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 10. Febr. 1823]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Ent&#x017F;chuldigen Sie das Behalten des <hi rendition="#aq">Hermes</hi> mit &#x017F;einer Reichhaltig-<lb/>
keit (be&#x017F;onders bei &#x017F;einem Lettern-Gold&#x017F;taube; denn leider nehmen die<lb/>
verkleinerten Lettern mit den verkleinernden Brillen zu) und mit der<lb/>
Menge von Werken um mich her, über die ich das Interdikt der<lb/>
K[anzlei] Bibl[iothek] gar nicht bemerke &#x2014; <hi rendition="#aq">Curiosa</hi> und <hi rendition="#aq">lusus naturae<lb n="25"/>
&#x2014; scribacis.</hi> Es i&#x017F;t nur ein Imbiß von den Gerichten, womit mir die<lb/>
Po&#x017F;t wöchentlich die Tafel deckt, daß ich die Eßwaren öffentlich &#x017F;o lobe<lb/>
wie ein Stadtflecken ein abgehendes Regiment. Für Ihre &#x017F;o wohl-<lb/>
wollende Mittheilung von <hi rendition="#aq">Lafontaine&#x2019;s</hi> geldlicher Kanoni&#x017F;azion kann<lb/>
ich Ihnen nicht genug danken, ob mich gleich &#x2014; ihr Gei&#x017F;tiges aus-<lb n="30"/>
genommen &#x2014; gar nichts von der preußi&#x017F;chen Sache angeht oder erfreut.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>362. An <hi rendition="#g">Graf Rantzau in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 16. Febr. 1823]</hi> </dateline><lb/>
        <p>... Hier &#x017F;teh&#x2019; ich auf bunten Papieren mit einem meiner Namen<lb/>
jedem zu Gevatter, für den Sie mich heraus &#x017F;chneiden. Wären es<lb n="35"/><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0226] das Wiederſehen, weil ohne dieſes alle Liebe nur eine von einem Nichts gegen ein Nichts ſein würde! — Die Wiſſenſchaft braucht zu ihrem Genuße keine Unſterblichkeit, aber die Liebe braucht zu ihrem die des Gegenſtandes. Mögen Gemahl und Söhne Ihr Mutterherz ſo lange tröſten und 5 verbinden, bis die Wunde ſich ſchließt, indem es bricht! Der vortreffliche Abraham verzeihe mein Schweigen auf ſeine ſo liebende Mittheilung! Ihn, dieſen Bruder, muß ich bald ſehen; und Kreuznach liegt mir daher weit näher als das Heidelberg voll mehr als Eines Schmerzes. 10 Den rüſtigen Paulus, dieſen rechten Vorfechter und Nachfechter für Licht und für Recht, der mich eben durch ſeine Rezenſionen Wellen- treters und Grotefends (Jahrb. 3. Heft. 1822) unendlich erquickt und gewonnen, grüß’ ich durch Sie, ſo wie auch die Seinigen. Gott erhalt’ Ihrem Mutterherzen den höchſten Troſt, den herrlichen 15 Gemahl! Ihr verehrender Jean Paul Fr. Richter 361. An Chr. S. Krauſe in Bayreuth. [Bayreuth, 10. Febr. 1823] 20 Entſchuldigen Sie das Behalten des Hermes mit ſeiner Reichhaltig- keit (beſonders bei ſeinem Lettern-Goldſtaube; denn leider nehmen die verkleinerten Lettern mit den verkleinernden Brillen zu) und mit der Menge von Werken um mich her, über die ich das Interdikt der K[anzlei] Bibl[iothek] gar nicht bemerke — Curiosa und lusus naturae 25 — scribacis. Es iſt nur ein Imbiß von den Gerichten, womit mir die Poſt wöchentlich die Tafel deckt, daß ich die Eßwaren öffentlich ſo lobe wie ein Stadtflecken ein abgehendes Regiment. Für Ihre ſo wohl- wollende Mittheilung von Lafontaine’s geldlicher Kanoniſazion kann ich Ihnen nicht genug danken, ob mich gleich — ihr Geiſtiges aus- 30 genommen — gar nichts von der preußiſchen Sache angeht oder erfreut. 362. An Graf Rantzau in Bayreuth. [Bayreuth, 16. Febr. 1823] ... Hier ſteh’ ich auf bunten Papieren mit einem meiner Namen jedem zu Gevatter, für den Sie mich heraus ſchneiden. Wären es 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/226
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/226>, abgerufen am 02.05.2024.