Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
345. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! So hat endlich die Zwei ihr Opfer.
Voß ist todt. Ich armer Teufel in meinen alten Jahren!

Schicken Sie es Otto erst Nachmittags.5

*346. An Joseph Max in Breslau.

Ihr liebevolles Zuvorkommen fodert mich zum Nachkommen auf.
Ich habe den Katzenberger also in drei Bändchen eingetheilt; obwol mit
großer Mühe, da die kleinen Aufsätze anders gemischt werden mußten,10
und besonders so, daß nach meiner Weise immer ein ernster Aufsatz
abschloß. Ihnen zu lieb -- aber recht gern -- bin ich aus einem Buch-
macher ein Buchbinder geworden. --

Alle meine literarischen Kinder sind voll Pockengruben der Druck-
fehler; möge doch Ihr Korrektor mein Jenner sein.15

Ein anderer oft entgegengesetzter Mann ist der Zensor, der gerade
das gegen Irrthümer Recht-Gedachte und die Wahrheiten als Errata
behandelt und ausstreicht. Ich hoffe, meine kleinen Aufsätze, die schon
das Zensier-Fegefeuer sogar unter Napoleon ausgehalten, werden in
Breslau so gut durchkommen als anfangs in Berlin.20

Die Unrechtschreibungen der ersten Ausgabe -- z. B. sey statt sei --
bessere der Setzer, wo ich etwa hätte stehen lassen; ich schreibe kein y
außer in griechischen Wörtern; doch lass' ich den Holländern den Y-
Strom.

Wenn Sie mir den Empfang dieser Bändchen melden: so bestimmen25
Sie, in welcher Woche des künftigen Jahres das dritte ankommen
soll; pünktlich wird es anlangen. In allen übrigen typographischen
Punkten verlass' ich mich ganz auf einen Mann wie Sie, bei dem es mir
leid thut, daß ich nicht jünger bin, um noch recht viele Geschäfte mit
ihm zu machen. Aber irgend etwas von einem ersten Druck werde ich30
auf alle Weise Ihnen zu geben suchen. Mit rechter Liebe und Achtung etc.

347. An Dr. Walther in Bayreuth.

Hier send' ich Ihnen den trefflichen Puchelt, der mich über meine Übel,
die ich zu wenig in den Venen und zu viel in den Nerven gesucht, sehr35

345. An Emanuel.

Guten Morgen, lieber Emanuel! So hat endlich die Zwei ihr Opfer.
Voß iſt todt. Ich armer Teufel in meinen alten Jahren!

Schicken Sie es Otto erſt Nachmittags.5

*346. An Joſeph Max in Breslau.

Ihr liebevolles Zuvorkommen fodert mich zum Nachkommen auf.
Ich habe den Katzenberger alſo in drei Bändchen eingetheilt; obwol mit
großer Mühe, da die kleinen Aufſätze anders gemiſcht werden mußten,10
und beſonders ſo, daß nach meiner Weiſe immer ein ernſter Aufſatz
abſchloß. Ihnen zu lieb — aber recht gern — bin ich aus einem Buch-
macher ein Buchbinder geworden. —

Alle meine literariſchen Kinder ſind voll Pockengruben der Druck-
fehler; möge doch Ihr Korrektor mein Jenner ſein.15

Ein anderer oft entgegengeſetzter Mann iſt der Zenſor, der gerade
das gegen Irrthümer Recht-Gedachte und die Wahrheiten als Errata
behandelt und ausſtreicht. Ich hoffe, meine kleinen Aufſätze, die ſchon
das Zenſier-Fegefeuer ſogar unter Napoleon ausgehalten, werden in
Breslau ſo gut durchkommen als anfangs in Berlin.20

Die Unrechtſchreibungen der erſten Ausgabe — z. B. ſey ſtatt ſei
beſſere der Setzer, wo ich etwa hätte ſtehen laſſen; ich ſchreibe kein y
außer in griechiſchen Wörtern; doch laſſ’ ich den Holländern den Y-
Strom.

Wenn Sie mir den Empfang dieſer Bändchen melden: ſo beſtimmen25
Sie, in welcher Woche des künftigen Jahres das dritte ankommen
ſoll; pünktlich wird es anlangen. In allen übrigen typographiſchen
Punkten verlaſſ’ ich mich ganz auf einen Mann wie Sie, bei dem es mir
leid thut, daß ich nicht jünger bin, um noch recht viele Geſchäfte mit
ihm zu machen. Aber irgend etwas von einem erſten Druck werde ich30
auf alle Weiſe Ihnen zu geben ſuchen. Mit rechter Liebe und Achtung ꝛc.

347. An Dr. Walther in Bayreuth.

Hier ſend’ ich Ihnen den trefflichen Puchelt, der mich über meine Übel,
die ich zu wenig in den Venen und zu viel in den Nerven geſucht, ſehr35

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0216" n="207"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>345. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 27. Okt. 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, lieber <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> So hat endlich die Zwei ihr Opfer.<lb/><hi rendition="#aq">Voß</hi> i&#x017F;t todt. Ich armer Teufel in meinen alten Jahren!</p><lb/>
        <p>Schicken Sie es <hi rendition="#aq">Otto</hi> er&#x017F;t Nachmittags.<lb n="5"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*346. An <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph Max in Breslau.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut</hi> d. 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Nov. 1822</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ihr liebevolles Zuvorkommen fodert mich zum Nachkommen auf.<lb/>
Ich habe den Katzenberger al&#x017F;o in drei Bändchen eingetheilt; obwol mit<lb/>
großer Mühe, da die kleinen Auf&#x017F;ätze anders gemi&#x017F;cht werden mußten,<lb n="10"/>
und be&#x017F;onders &#x017F;o, daß nach meiner Wei&#x017F;e immer ein ern&#x017F;ter Auf&#x017F;atz<lb/>
ab&#x017F;chloß. Ihnen zu lieb &#x2014; aber recht gern &#x2014; bin ich aus einem Buch-<lb/>
macher ein Buchbinder geworden. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Alle meine literari&#x017F;chen Kinder &#x017F;ind voll Pockengruben der Druck-<lb/>
fehler; möge doch Ihr Korrektor mein Jenner &#x017F;ein.<lb n="15"/>
</p>
        <p>Ein anderer oft entgegenge&#x017F;etzter Mann i&#x017F;t der Zen&#x017F;or, der gerade<lb/>
das gegen Irrthümer Recht-Gedachte und die Wahrheiten als <hi rendition="#aq">Errata</hi><lb/>
behandelt und aus&#x017F;treicht. Ich hoffe, meine kleinen Auf&#x017F;ätze, die &#x017F;chon<lb/>
das Zen&#x017F;ier-Fegefeuer &#x017F;ogar unter Napoleon ausgehalten, werden in<lb/>
Breslau &#x017F;o gut durchkommen als anfangs in Berlin.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Die Unrecht&#x017F;chreibungen der er&#x017F;ten Ausgabe &#x2014; z. B. <hi rendition="#g">&#x017F;ey</hi> &#x017F;tatt <hi rendition="#g">&#x017F;ei</hi> &#x2014;<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ere der Setzer, wo ich etwa hätte &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en; ich &#x017F;chreibe kein y<lb/>
außer in griechi&#x017F;chen Wörtern; doch la&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich den Holländern den Y-<lb/>
Strom.</p><lb/>
        <p>Wenn Sie mir den Empfang die&#x017F;er Bändchen melden: &#x017F;o be&#x017F;timmen<lb n="25"/>
Sie, in welcher Woche des künftigen Jahres das dritte ankommen<lb/>
&#x017F;oll; pünktlich wird es anlangen. In allen übrigen typographi&#x017F;chen<lb/>
Punkten verla&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich mich ganz auf einen Mann wie Sie, bei dem es mir<lb/>
leid thut, daß ich nicht jünger bin, um noch recht viele Ge&#x017F;chäfte mit<lb/>
ihm zu machen. Aber irgend etwas von einem <hi rendition="#g">er&#x017F;ten</hi> Druck werde ich<lb n="30"/>
auf alle Wei&#x017F;e Ihnen zu geben &#x017F;uchen. Mit rechter Liebe und Achtung &#xA75B;c.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>347. An <hi rendition="#g">Dr. Walther in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 7. Nov.</hi> 1822</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen den trefflichen <hi rendition="#aq">Puchelt,</hi> der mich über meine Übel,<lb/>
die ich zu wenig in den Venen und zu viel in den Nerven ge&#x017F;ucht, &#x017F;ehr<lb n="35"/><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0216] 345. An Emanuel. [Bayreuth, 27. Okt. 1822] Guten Morgen, lieber Emanuel! So hat endlich die Zwei ihr Opfer. Voß iſt todt. Ich armer Teufel in meinen alten Jahren! Schicken Sie es Otto erſt Nachmittags. 5 *346. An Joſeph Max in Breslau. Baireut d. 3ten Nov. 1822 Ihr liebevolles Zuvorkommen fodert mich zum Nachkommen auf. Ich habe den Katzenberger alſo in drei Bändchen eingetheilt; obwol mit großer Mühe, da die kleinen Aufſätze anders gemiſcht werden mußten, 10 und beſonders ſo, daß nach meiner Weiſe immer ein ernſter Aufſatz abſchloß. Ihnen zu lieb — aber recht gern — bin ich aus einem Buch- macher ein Buchbinder geworden. — Alle meine literariſchen Kinder ſind voll Pockengruben der Druck- fehler; möge doch Ihr Korrektor mein Jenner ſein. 15 Ein anderer oft entgegengeſetzter Mann iſt der Zenſor, der gerade das gegen Irrthümer Recht-Gedachte und die Wahrheiten als Errata behandelt und ausſtreicht. Ich hoffe, meine kleinen Aufſätze, die ſchon das Zenſier-Fegefeuer ſogar unter Napoleon ausgehalten, werden in Breslau ſo gut durchkommen als anfangs in Berlin. 20 Die Unrechtſchreibungen der erſten Ausgabe — z. B. ſey ſtatt ſei — beſſere der Setzer, wo ich etwa hätte ſtehen laſſen; ich ſchreibe kein y außer in griechiſchen Wörtern; doch laſſ’ ich den Holländern den Y- Strom. Wenn Sie mir den Empfang dieſer Bändchen melden: ſo beſtimmen 25 Sie, in welcher Woche des künftigen Jahres das dritte ankommen ſoll; pünktlich wird es anlangen. In allen übrigen typographiſchen Punkten verlaſſ’ ich mich ganz auf einen Mann wie Sie, bei dem es mir leid thut, daß ich nicht jünger bin, um noch recht viele Geſchäfte mit ihm zu machen. Aber irgend etwas von einem erſten Druck werde ich 30 auf alle Weiſe Ihnen zu geben ſuchen. Mit rechter Liebe und Achtung ꝛc. 347. An Dr. Walther in Bayreuth. Baireut d. 7. Nov. 1822 Hier ſend’ ich Ihnen den trefflichen Puchelt, der mich über meine Übel, die ich zu wenig in den Venen und zu viel in den Nerven geſucht, ſehr 35

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/216
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/216>, abgerufen am 22.11.2024.