Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
Unvergessene Freundin!

Hier haben Sie das kleine Manuskript, was Ihnen eigentlich gehört,
denn Sie standen im Garten immer neben meinem Schreibtischchen, als
ich diese Blätter schrieb.

Wäre ich eine Frau, so fragte ich: sehen Sie den Japanischen Garten5
noch oft? die Terrasse, Tieck etc. etc.? Wen und wie viele ich grüßen
lasse, wissen Sie, und wenn ich Tieck noch nenne, so geschieht es, weil
ich diesen doppelt grüße. Und du, liebe Marie, wenn du einmal lesen
lernst, so lies hier, daß der Mann, dem du Blumen brachtest, dich recht
grüßt von Baireut aus.10

Ich denke mit süßer Sehnsucht an meinen Aufenthalt in Dresden,
an die Güte ihrer Bewohner für mich, an die Stunden in Ihrer stillen
freundlichen Häuslichkeit. Es gehe Ihnen immer froh!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter15
321. An K. H. F. Schütz in Dresden.
[Kopie]

Sogar Ihre Briefe gehören zu Ihren Gaben, und um so mehr, da Sie
so viele zu machen haben. Und Ihrer an mich verdient noch besondern
Dank, da er als Gebrauchzettel an Ihre Senfbüchse als eine wahre20
Apothekerbüchse für mich kam. Ihr Senfpulver ist mir ein Digestiv-
pulver und Magenferment, aber wie mit allen Arzneien kann man
lange damit haushalten. Der Himmel belohne überall und zumal in
größerm Verhältnis Ihre Menschenfreundlichkeit mit Menschen, die
sie so anerkennen wie ich ... Gattin, die Sie am schönsten belohnen25
hilft.

322. An Emanuel.

Guten Tag, Emanuel! Kann ich Sie doch noch bei der Spitze des
aufgemachten Flügels festhalten! -- In zu warmer Dankbarkeit für30
das vergebliche Terrassen-Fest versprach ich den Dresdnern ein Wort,
das doch so unendlich schwer zu machen war, wenn man nicht wie ein
abgehendes Regiment den Einwohnern danken will für, für etc. etc... Der

Unvergeſſene Freundin!

Hier haben Sie das kleine Manuſkript, was Ihnen eigentlich gehört,
denn Sie ſtanden im Garten immer neben meinem Schreibtiſchchen, als
ich dieſe Blätter ſchrieb.

Wäre ich eine Frau, ſo fragte ich: ſehen Sie den Japaniſchen Garten5
noch oft? die Terraſſe, Tieck ꝛc. ꝛc.? Wen und wie viele ich grüßen
laſſe, wiſſen Sie, und wenn ich Tieck noch nenne, ſo geſchieht es, weil
ich dieſen doppelt grüße. Und du, liebe Marie, wenn du einmal leſen
lernſt, ſo lies hier, daß der Mann, dem du Blumen brachteſt, dich recht
grüßt von Baireut aus.10

Ich denke mit ſüßer Sehnſucht an meinen Aufenthalt in Dresden,
an die Güte ihrer Bewohner für mich, an die Stunden in Ihrer ſtillen
freundlichen Häuslichkeit. Es gehe Ihnen immer froh!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter15
321. An K. H. F. Schütz in Dresden.
[Kopie]

Sogar Ihre Briefe gehören zu Ihren Gaben, und um ſo mehr, da Sie
ſo viele zu machen haben. Und Ihrer an mich verdient noch beſondern
Dank, da er als Gebrauchzettel an Ihre Senfbüchſe als eine wahre20
Apothekerbüchſe für mich kam. Ihr Senfpulver iſt mir ein Digeſtiv-
pulver und Magenferment, aber wie mit allen Arzneien kann man
lange damit haushalten. Der Himmel belohne überall und zumal in
größerm Verhältnis Ihre Menſchenfreundlichkeit mit Menſchen, die
ſie ſo anerkennen wie ich ... Gattin, die Sie am ſchönſten belohnen25
hilft.

322. An Emanuel.

Guten Tag, Emanuel! Kann ich Sie doch noch bei der Spitze des
aufgemachten Flügels feſthalten! — In zu warmer Dankbarkeit für30
das vergebliche Terraſſen-Feſt verſprach ich den Dresdnern ein Wort,
das doch ſo unendlich ſchwer zu machen war, wenn man nicht wie ein
abgehendes Regiment den Einwohnern danken will für, für ꝛc. ꝛc... Der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0203" n="194"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Unverge&#x017F;&#x017F;ene Freundin!</hi> </head><lb/>
        <p>Hier haben Sie das kleine Manu&#x017F;kript, was Ihnen eigentlich gehört,<lb/>
denn Sie &#x017F;tanden im Garten immer neben meinem Schreibti&#x017F;chchen, als<lb/>
ich die&#x017F;e Blätter &#x017F;chrieb.</p><lb/>
        <p>Wäre ich eine Frau, &#x017F;o fragte ich: &#x017F;ehen Sie den Japani&#x017F;chen Garten<lb n="5"/>
noch oft? die Terra&#x017F;&#x017F;e, Tieck &#xA75B;c. &#xA75B;c.? Wen und wie viele ich grüßen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e, wi&#x017F;&#x017F;en Sie, und wenn ich Tieck noch nenne, &#x017F;o ge&#x017F;chieht es, weil<lb/>
ich die&#x017F;en doppelt grüße. Und du, liebe Marie, wenn du einmal le&#x017F;en<lb/>
lern&#x017F;t, &#x017F;o lies hier, daß der Mann, dem du Blumen brachte&#x017F;t, dich recht<lb/>
grüßt von Baireut aus.<lb n="10"/>
</p>
        <p>Ich denke mit &#x017F;üßer Sehn&#x017F;ucht an meinen Aufenthalt in Dresden,<lb/>
an die Güte ihrer Bewohner für mich, an die Stunden in Ihrer &#x017F;tillen<lb/>
freundlichen Häuslichkeit. Es gehe Ihnen immer froh!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter<lb n="15"/>
</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>321. An K. H. F. <hi rendition="#g">Schütz in Dresden.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 28. Juli 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sogar Ihre Briefe gehören zu Ihren Gaben, und um &#x017F;o mehr, da Sie<lb/>
&#x017F;o viele zu machen haben. Und Ihrer an mich verdient noch be&#x017F;ondern<lb/>
Dank, da er als Gebrauchzettel an Ihre Senfbüch&#x017F;e als eine wahre<lb n="20"/>
Apothekerbüch&#x017F;e für mich kam. Ihr Senfpulver i&#x017F;t mir ein Dige&#x017F;tiv-<lb/>
pulver und Magenferment, aber wie mit allen Arzneien kann man<lb/>
lange damit haushalten. Der Himmel belohne überall und zumal in<lb/>
größerm Verhältnis Ihre Men&#x017F;chenfreundlichkeit mit Men&#x017F;chen, die<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o anerkennen wie ich ... Gattin, die Sie am &#x017F;chön&#x017F;ten belohnen<lb n="25"/>
hilft.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>322. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 29. Juli 1822]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Tag, <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Kann ich Sie doch noch bei der Spitze des<lb/>
aufgemachten Flügels fe&#x017F;thalten! &#x2014; In zu warmer Dankbarkeit für<lb n="30"/>
das vergebliche Terra&#x017F;&#x017F;en-Fe&#x017F;t ver&#x017F;prach ich den Dresdnern ein Wort,<lb/>
das doch &#x017F;o unendlich &#x017F;chwer zu machen war, wenn man nicht wie ein<lb/>
abgehendes Regiment den Einwohnern danken will für, für &#xA75B;c. &#xA75B;c... Der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0203] Unvergeſſene Freundin! Hier haben Sie das kleine Manuſkript, was Ihnen eigentlich gehört, denn Sie ſtanden im Garten immer neben meinem Schreibtiſchchen, als ich dieſe Blätter ſchrieb. Wäre ich eine Frau, ſo fragte ich: ſehen Sie den Japaniſchen Garten 5 noch oft? die Terraſſe, Tieck ꝛc. ꝛc.? Wen und wie viele ich grüßen laſſe, wiſſen Sie, und wenn ich Tieck noch nenne, ſo geſchieht es, weil ich dieſen doppelt grüße. Und du, liebe Marie, wenn du einmal leſen lernſt, ſo lies hier, daß der Mann, dem du Blumen brachteſt, dich recht grüßt von Baireut aus. 10 Ich denke mit ſüßer Sehnſucht an meinen Aufenthalt in Dresden, an die Güte ihrer Bewohner für mich, an die Stunden in Ihrer ſtillen freundlichen Häuslichkeit. Es gehe Ihnen immer froh! Ihr Jean Paul Fr. Richter 15 321. An K. H. F. Schütz in Dresden. [Bayreuth, 28. Juli 1822] Sogar Ihre Briefe gehören zu Ihren Gaben, und um ſo mehr, da Sie ſo viele zu machen haben. Und Ihrer an mich verdient noch beſondern Dank, da er als Gebrauchzettel an Ihre Senfbüchſe als eine wahre 20 Apothekerbüchſe für mich kam. Ihr Senfpulver iſt mir ein Digeſtiv- pulver und Magenferment, aber wie mit allen Arzneien kann man lange damit haushalten. Der Himmel belohne überall und zumal in größerm Verhältnis Ihre Menſchenfreundlichkeit mit Menſchen, die ſie ſo anerkennen wie ich ... Gattin, die Sie am ſchönſten belohnen 25 hilft. 322. An Emanuel. [Bayreuth, 29. Juli 1822] Guten Tag, Emanuel! Kann ich Sie doch noch bei der Spitze des aufgemachten Flügels feſthalten! — In zu warmer Dankbarkeit für 30 das vergebliche Terraſſen-Feſt verſprach ich den Dresdnern ein Wort, das doch ſo unendlich ſchwer zu machen war, wenn man nicht wie ein abgehendes Regiment den Einwohnern danken will für, für ꝛc. ꝛc... Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/203
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/203>, abgerufen am 02.05.2024.