übermorgen mit Ammon, Böttiger und andern ein Pickenik -- Don- nerstags bei der ausgezeichneten gräflichen Familie Löwenstern -- Das Abgelehnte rechne ich nicht.
Mein Hauswirth mit Frau kommen mir in jedem Wunsche zuvor. Man sprach von seinem lauten Zanken mit der Frau; aber mein Dasein5 macht den Jähzornigen zum Lamm. Besser hab' ich nie gewohnt. -- Deine Schwester wie der mir immer lieber[e] Uthe thun und thäten was ich nur wünsche. In liberalen Gesinnungen ist sie dir fast gleich; aber du übertriffst sie an Ruhe, Geschäftführung, und an äußerer Dar- stellung für die Welt und durch Freisein von einigen Eigenthümlichkeiten.10 Minona sollte eine schönere Zukunft haben; ich liebe sie wie eine Tochter beinahe. -- Koref, Geheimrath und Arzt aus Berlin, kennt und grüßt dich. -- Hier gibts keine guten Aerzte und einen Hahnemanns Schüler haben sie hinaus gebissen. --
Montag d. 20ten15
Meine Geliebte! Hier schneid ich den Brief ab vor der Abfahrt. Der von Minna hat überall zu stark gemalt, Gutes und Böses. Abends erwartet mich gewiß deine Antwort auf meinen zweiten Brief; und mit ihr will ich den Tag schön und reich beschließen. Gott gebe nur, daß meine drei Geliebtesten des Lebens unversehrt mir bleiben. Wie oft20 ich dich denke und liebe, siehst du weil ich fast nichts schreibe als an dich. -- Grüße Emanuel, Otto und meine theuere Welden.
Richter
Meine gute Emma habe Dank für ihren Brief.
284. An Elisa von der Recke in Dresden.25
Verehrungwürdigste!
Der Mai gab Sie der Welt, damit Ihr Herz ihn immer fortsetzte und austheilte unter die Menschen. Wie er, aber geistiger und schöner, schenkten Sie überall, wo Sie einwirkten, höhere Wärme, längere Tage und Blumen und Blüten. Mit dieser Erinnerung feiern wir alle30 den Tag von Elisa's Erscheinung. --
Der Unendliche erhalte Sie lange einer irdischen Welt, wo Sie für die verklärende zubereiten. Die Unvergeßliche, welche in dieser glänzt, legte den Trost der drei Liebenden, die Sie jetzt umgeben, in die Hand ihrer hohen Schwester, so wie den Trost der Schwester in die Hände der35 drei Liebenden.
übermorgen mit Ammon, Böttiger und andern ein Pickenik — Don- nerſtags bei der ausgezeichneten gräflichen Familie Löwenstern — Das Abgelehnte rechne ich nicht.
Mein Hauswirth mit Frau kommen mir in jedem Wunſche zuvor. Man ſprach von ſeinem lauten Zanken mit der Frau; aber mein Daſein5 macht den Jähzornigen zum Lamm. Beſſer hab’ ich nie gewohnt. — Deine Schweſter wie der mir immer lieber[e] Uthe thun und thäten was ich nur wünſche. In liberalen Geſinnungen iſt ſie dir faſt gleich; aber du übertriffſt ſie an Ruhe, Geſchäftführung, und an äußerer Dar- ſtellung für die Welt und durch Freiſein von einigen Eigenthümlichkeiten.10 Minona ſollte eine ſchönere Zukunft haben; ich liebe ſie wie eine Tochter beinahe. — Koref, Geheimrath und Arzt aus Berlin, kennt und grüßt dich. — Hier gibts keine guten Aerzte und einen Hahnemanns Schüler haben ſie hinaus gebiſſen. —
Montag d. 20ten15
Meine Geliebte! Hier ſchneid ich den Brief ab vor der Abfahrt. Der von Minna hat überall zu ſtark gemalt, Gutes und Böſes. Abends erwartet mich gewiß deine Antwort auf meinen zweiten Brief; und mit ihr will ich den Tag ſchön und reich beſchließen. Gott gebe nur, daß meine drei Geliebteſten des Lebens unverſehrt mir bleiben. Wie oft20 ich dich denke und liebe, ſiehſt du weil ich faſt nichts ſchreibe als an dich. — Grüße Emanuel, Otto und meine theuere Welden.
Richter
Meine gute Emma habe Dank für ihren Brief.
284. An Eliſa von der Recke in Dresden.25
Verehrungwürdigſte!
Der Mai gab Sie der Welt, damit Ihr Herz ihn immer fortſetzte und austheilte unter die Menſchen. Wie er, aber geiſtiger und ſchöner, ſchenkten Sie überall, wo Sie einwirkten, höhere Wärme, längere Tage und Blumen und Blüten. Mit dieſer Erinnerung feiern wir alle30 den Tag von Eliſa’s Erſcheinung. —
Der Unendliche erhalte Sie lange einer irdiſchen Welt, wo Sie für die verklärende zubereiten. Die Unvergeßliche, welche in dieſer glänzt, legte den Troſt der drei Liebenden, die Sie jetzt umgeben, in die Hand ihrer hohen Schweſter, ſo wie den Troſt der Schweſter in die Hände der35 drei Liebenden.
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[175/0182]
übermorgen mit Ammon, Böttiger und andern ein Pickenik — Don-
nerſtags bei der ausgezeichneten gräflichen Familie Löwenstern —
Das Abgelehnte rechne ich nicht.
Mein Hauswirth mit Frau kommen mir in jedem Wunſche zuvor.
Man ſprach von ſeinem lauten Zanken mit der Frau; aber mein Daſein 5
macht den Jähzornigen zum Lamm. Beſſer hab’ ich nie gewohnt. —
Deine Schweſter wie der mir immer lieber[e] Uthe thun und thäten
was ich nur wünſche. In liberalen Geſinnungen iſt ſie dir faſt gleich;
aber du übertriffſt ſie an Ruhe, Geſchäftführung, und an äußerer Dar-
ſtellung für die Welt und durch Freiſein von einigen Eigenthümlichkeiten. 10
Minona ſollte eine ſchönere Zukunft haben; ich liebe ſie wie eine Tochter
beinahe. — Koref, Geheimrath und Arzt aus Berlin, kennt und grüßt
dich. — Hier gibts keine guten Aerzte und einen Hahnemanns Schüler
haben ſie hinaus gebiſſen. —
Montag d. 20ten 15
Meine Geliebte! Hier ſchneid ich den Brief ab vor der Abfahrt. Der
von Minna hat überall zu ſtark gemalt, Gutes und Böſes. Abends
erwartet mich gewiß deine Antwort auf meinen zweiten Brief; und mit
ihr will ich den Tag ſchön und reich beſchließen. Gott gebe nur, daß
meine drei Geliebteſten des Lebens unverſehrt mir bleiben. Wie oft 20
ich dich denke und liebe, ſiehſt du weil ich faſt nichts ſchreibe als an dich. —
Grüße Emanuel, Otto und meine theuere Welden.
Richter
Meine gute Emma habe Dank für ihren Brief.
284. An Eliſa von der Recke in Dresden. 25
Verehrungwürdigſte!
Der Mai gab Sie der Welt, damit Ihr Herz ihn immer fortſetzte
und austheilte unter die Menſchen. Wie er, aber geiſtiger und ſchöner,
ſchenkten Sie überall, wo Sie einwirkten, höhere Wärme, längere
Tage und Blumen und Blüten. Mit dieſer Erinnerung feiern wir alle 30
den Tag von Eliſa’s Erſcheinung. —
Der Unendliche erhalte Sie lange einer irdiſchen Welt, wo Sie für
die verklärende zubereiten. Die Unvergeßliche, welche in dieſer glänzt,
legte den Troſt der drei Liebenden, die Sie jetzt umgeben, in die Hand
ihrer hohen Schweſter, ſo wie den Troſt der Schweſter in die Hände der 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:22:18Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/182>, abgerufen am 16.02.2025.
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