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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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innere seelige Zerfließen nicht aus, womit sich die Seelen vom Leben
lösen und welches so oft seine Spuren als Verklärung auf den Gesichtern
edel Hingeschiedener hinterläßt.

Verzeihen Sie meinem Schmerze über den Verlust eines besten
Sohnes die Unregelmäßigkeit dieses Blattes. Gott, der immer als5
leitender Stern in Ihrer Seele ist, sei jetzo auch als erquickende Sonne
darin. Mit höchster Verehrung

Ihr ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
*213. An Heinrich Voß.10

Mein guter Heinrich! Mein Max wurde in der vorigen Woche
begraben. Sein heidelberger Leben, Kranksein, Heilen und Reisen
endigten ihn hier mit einem Nervenfieber! -- Lasse mich schweigen,
mein Leben ist gar zu arm geworden auf einmal. -- -- -- -- --15

Meine Frau reiset Ende dieser Woche mit Odilie nach Heidelberg,
um dort noch alles vom vorigen Da-sein zu ordnen und zu hören. Daher
ist der Zweck dieses Briefes die innigste Bitte, daß du auch dort sein
möchtest, um ihr zu helfen und zu erzählen. -- Seine Bücher verkaufe
und versteigere bei Gelegenheit. Zwei der besten nimm dir zu einem20
Andenken. Blos Daub's Werke schicke mir mit. -- Mein Körper hat
alles ausgehalten. Es gehe dir wohl! Grüße alle Deinen.

Dein
Richter
214. An Emanuel.25

Guten Morgen, Emanuel! Gestern sind meine Lieben abgereiset.
Möge der Allgütige sie mir wieder unverletzt zusenden! -- Falk ist hier.
-- Diese Briefe geben Sie wie sonst, auch an Otto. Wie geht es den
Ihrigen?30

215. An Richard Groote in Frankfurt a. M.

Noch hab' ich weder Briefe, noch Weinproben aus Bremen be-
kommen; und bin schon für jetzo im Mangel und für den Winterbedarf

innere ſeelige Zerfließen nicht aus, womit ſich die Seelen vom Leben
löſen und welches ſo oft ſeine Spuren als Verklärung auf den Geſichtern
edel Hingeſchiedener hinterläßt.

Verzeihen Sie meinem Schmerze über den Verluſt eines beſten
Sohnes die Unregelmäßigkeit dieſes Blattes. Gott, der immer als5
leitender Stern in Ihrer Seele iſt, ſei jetzo auch als erquickende Sonne
darin. Mit höchſter Verehrung

Ihr ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
*213. An Heinrich Voß.10

Mein guter Heinrich! Mein Max wurde in der vorigen Woche
begraben. Sein heidelberger Leben, Krankſein, Heilen und Reiſen
endigten ihn hier mit einem Nervenfieber! — Laſſe mich ſchweigen,
mein Leben iſt gar zu arm geworden auf einmal. — — — — —15

Meine Frau reiſet Ende dieſer Woche mit Odilie nach Heidelberg,
um dort noch alles vom vorigen Da-ſein zu ordnen und zu hören. Daher
iſt der Zweck dieſes Briefes die innigſte Bitte, daß du auch dort ſein
möchteſt, um ihr zu helfen und zu erzählen. — Seine Bücher verkaufe
und verſteigere bei Gelegenheit. Zwei der beſten nimm dir zu einem20
Andenken. Blos Daub’s Werke ſchicke mir mit. — Mein Körper hat
alles ausgehalten. Es gehe dir wohl! Grüße alle Deinen.

Dein
Richter
214. An Emanuel.25

Guten Morgen, Emanuel! Geſtern ſind meine Lieben abgereiſet.
Möge der Allgütige ſie mir wieder unverletzt zuſenden! — Falk iſt hier.
— Dieſe Briefe geben Sie wie ſonſt, auch an Otto. Wie geht es den
Ihrigen?30

215. An Richard Groote in Frankfurt a. M.

Noch hab’ ich weder Briefe, noch Weinproben aus Bremen be-
kommen; und bin ſchon für jetzo im Mangel und für den Winterbedarf

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[137/0144] innere ſeelige Zerfließen nicht aus, womit ſich die Seelen vom Leben löſen und welches ſo oft ſeine Spuren als Verklärung auf den Geſichtern edel Hingeſchiedener hinterläßt. Verzeihen Sie meinem Schmerze über den Verluſt eines beſten Sohnes die Unregelmäßigkeit dieſes Blattes. Gott, der immer als 5 leitender Stern in Ihrer Seele iſt, ſei jetzo auch als erquickende Sonne darin. Mit höchſter Verehrung Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter *213. An Heinrich Voß. 10 Baireut d. 2. Okt. 1821 [Dienstag] Mein guter Heinrich! Mein Max wurde in der vorigen Woche begraben. Sein heidelberger Leben, Krankſein, Heilen und Reiſen endigten ihn hier mit einem Nervenfieber! — Laſſe mich ſchweigen, mein Leben iſt gar zu arm geworden auf einmal. — — — — — 15 Meine Frau reiſet Ende dieſer Woche mit Odilie nach Heidelberg, um dort noch alles vom vorigen Da-ſein zu ordnen und zu hören. Daher iſt der Zweck dieſes Briefes die innigſte Bitte, daß du auch dort ſein möchteſt, um ihr zu helfen und zu erzählen. — Seine Bücher verkaufe und verſteigere bei Gelegenheit. Zwei der beſten nimm dir zu einem 20 Andenken. Blos Daub’s Werke ſchicke mir mit. — Mein Körper hat alles ausgehalten. Es gehe dir wohl! Grüße alle Deinen. Dein Richter 214. An Emanuel. 25 [Bayreuth, 8. Okt. 1821] Guten Morgen, Emanuel! Geſtern ſind meine Lieben abgereiſet. Möge der Allgütige ſie mir wieder unverletzt zuſenden! — Falk iſt hier. — Dieſe Briefe geben Sie wie ſonſt, auch an Otto. Wie geht es den Ihrigen? 30 215. An Richard Groote in Frankfurt a. M. Baireut d. 9ten Okt. 1821 Noch hab’ ich weder Briefe, noch Weinproben aus Bremen be- kommen; und bin ſchon für jetzo im Mangel und für den Winterbedarf

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/144>, abgerufen am 03.05.2024.