Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

Bild:
<< vorherige Seite
200. An Cotta.

Es thut mir ordentlich wohl, mein lieber Cotta, daß ich Ihnen
wieder etwas zu schicken habe. Ich gebe Ihrem Damenkalender immer
das Beste, was ich zu finden und zu machen weiß; freilich ein Geschicht-5
chen wäre das Leichtere. "Die Gesichte einer griechischen Mutter" am
Ende des Aufsatzes haben meinen Freunden -- zu welchen ich selber auch
gehöre -- ziemlich gefallen, so daß ich Sie fragen möchte, ob man sie
nicht auch vorher im Morgenblatte mit der Bemerkung "aus dem
Damentaschenbuche" auf Gefahr einer kleinen Ungewöhnlichkeit10
könnte drucken lassen. Der Augenblick ist hier der Brennpunkt der
Wirkung; zwei Monate später divergieren vielleicht schon wieder die
gekreuzten Stralen. -- Sie werden entscheiden.

Beigelegte Nummern des Morgenblattes*) erbittet sich mit Buch-
händlergelegenheit ein Freund von mir; und Sie werden den Preis mir15
bestimmen.

Leben Sie froh mit den Ihrigen. Ihrem trefflichen H. Sohn dank'
ich noch besonders für seinen Brief. Immer

der Ihrige
Jean Paul Fr. Richter20
200a. In Henriette von Endes Souvenir.
[Kopie]

Möge dieses geschlängelte Schloß nichts verschließen als den Nach-
laß seeliger Stunden! Die Edle, die die Ewigkeit schon in Ihrem Herzen
trägt, bleibe durch das Schlangenbad -- das seinen Namen vom Sym-25
bol der Ewigkeit hat -- recht lang unserer Zeitlichkeit erhalten; und
da die Schlangenlinie die der Schönheit ist, so sei jeder Tag Ihres
Lebens wie in einem Parke geschlängelt. -- Aber Übermorgen an Ihrem
Wiegenfest denkt ein Herz noch weicher an sie; aber das ganze Jahr
wiege die stille Freundin.30

*) N.S. Leider find' ich sie jetzo nicht sogleich.
9 Jean Paul Briefe. VIII.
200. An Cotta.

Es thut mir ordentlich wohl, mein lieber Cotta, daß ich Ihnen
wieder etwas zu ſchicken habe. Ich gebe Ihrem Damenkalender immer
das Beſte, was ich zu finden und zu machen weiß; freilich ein Geſchicht-5
chen wäre das Leichtere. „Die Geſichte einer griechiſchen Mutter“ am
Ende des Aufſatzes haben meinen Freunden — zu welchen ich ſelber auch
gehöre — ziemlich gefallen, ſo daß ich Sie fragen möchte, ob man ſie
nicht auch vorher im Morgenblatte mit der Bemerkung „aus dem
Damentaſchenbuche“ auf Gefahr einer kleinen Ungewöhnlichkeit10
könnte drucken laſſen. Der Augenblick iſt hier der Brennpunkt der
Wirkung; zwei Monate ſpäter divergieren vielleicht ſchon wieder die
gekreuzten Stralen. — Sie werden entſcheiden.

Beigelegte Nummern des Morgenblattes*) erbittet ſich mit Buch-
händlergelegenheit ein Freund von mir; und Sie werden den Preis mir15
beſtimmen.

Leben Sie froh mit den Ihrigen. Ihrem trefflichen H. Sohn dank’
ich noch beſonders für ſeinen Brief. Immer

der Ihrige
Jean Paul Fr. Richter20
200a. In Henriette von Endes Souvenir.
[Kopie]

Möge dieſes geſchlängelte Schloß nichts verſchließen als den Nach-
laß ſeeliger Stunden! Die Edle, die die Ewigkeit ſchon in Ihrem Herzen
trägt, bleibe durch das Schlangenbad — das ſeinen Namen vom Sym-25
bol der Ewigkeit hat — recht lang unſerer Zeitlichkeit erhalten; und
da die Schlangenlinie die der Schönheit iſt, ſo ſei jeder Tag Ihres
Lebens wie in einem Parke geſchlängelt. — Aber Übermorgen an Ihrem
Wiegenfeſt denkt ein Herz noch weicher an ſie; aber das ganze Jahr
wiege die ſtille Freundin.30

*) N.S. Leider find’ ich ſie jetzo nicht ſogleich.
9 Jean Paul Briefe. VIII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0136" n="129"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>200. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 6. Aug.</hi> 1821</hi> </dateline><lb/>
        <p>Es thut mir ordentlich wohl, mein lieber <hi rendition="#aq">Cotta,</hi> daß ich Ihnen<lb/>
wieder etwas zu &#x017F;chicken habe. Ich gebe Ihrem Damenkalender immer<lb/>
das Be&#x017F;te, was ich zu finden und zu machen weiß; freilich ein Ge&#x017F;chicht-<lb n="5"/>
chen wäre das Leichtere. &#x201E;Die Ge&#x017F;ichte einer griechi&#x017F;chen Mutter&#x201C; am<lb/>
Ende des Auf&#x017F;atzes haben meinen Freunden &#x2014; zu welchen ich &#x017F;elber auch<lb/>
gehöre &#x2014; ziemlich gefallen, &#x017F;o daß ich Sie fragen möchte, ob man &#x017F;ie<lb/>
nicht auch vorher im Morgenblatte mit der Bemerkung &#x201E;aus dem<lb/>
Damenta&#x017F;chenbuche&#x201C; auf Gefahr einer kleinen Ungewöhnlichkeit<lb n="10"/>
könnte drucken la&#x017F;&#x017F;en. Der Augenblick i&#x017F;t hier der Brennpunkt der<lb/>
Wirkung; zwei Monate &#x017F;päter divergieren vielleicht &#x017F;chon wieder die<lb/>
gekreuzten Stralen. &#x2014; Sie werden ent&#x017F;cheiden.</p><lb/>
        <p>Beigelegte Nummern des Morgenblattes<note place="foot" n="*)">N.S. Leider find&#x2019; ich &#x017F;ie jetzo nicht &#x017F;ogleich.</note> erbittet &#x017F;ich mit Buch-<lb/>
händlergelegenheit ein Freund von mir; und Sie werden den Preis mir<lb n="15"/>
be&#x017F;timmen.</p><lb/>
        <p>Leben Sie froh mit den Ihrigen. Ihrem trefflichen H. Sohn dank&#x2019;<lb/>
ich noch be&#x017F;onders für &#x017F;einen Brief. Immer</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">der Ihrige<lb/>
Jean Paul Fr. Richter<lb n="20"/>
</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>200<hi rendition="#aq">a.</hi> In <hi rendition="#g">Henriette von Endes Souvenir.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. Aug. 1821]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Möge die&#x017F;es ge&#x017F;chlängelte Schloß nichts ver&#x017F;chließen als den Nach-<lb/>
laß &#x017F;eeliger Stunden! Die Edle, die die Ewigkeit &#x017F;chon in Ihrem Herzen<lb/>
trägt, bleibe durch das Schlangenbad &#x2014; das &#x017F;einen Namen vom Sym-<lb n="25"/>
bol der Ewigkeit hat &#x2014; recht lang un&#x017F;erer Zeitlichkeit erhalten; und<lb/>
da die Schlangenlinie die der Schönheit i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;ei jeder Tag Ihres<lb/>
Lebens wie in einem Parke ge&#x017F;chlängelt. &#x2014; Aber Übermorgen an Ihrem<lb/>
Wiegenfe&#x017F;t denkt ein Herz noch weicher an &#x017F;ie; aber das ganze Jahr<lb/>
wiege die &#x017F;tille Freundin.<lb n="30"/>
</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">9 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0136] 200. An Cotta. Baireut d. 6. Aug. 1821 Es thut mir ordentlich wohl, mein lieber Cotta, daß ich Ihnen wieder etwas zu ſchicken habe. Ich gebe Ihrem Damenkalender immer das Beſte, was ich zu finden und zu machen weiß; freilich ein Geſchicht- 5 chen wäre das Leichtere. „Die Geſichte einer griechiſchen Mutter“ am Ende des Aufſatzes haben meinen Freunden — zu welchen ich ſelber auch gehöre — ziemlich gefallen, ſo daß ich Sie fragen möchte, ob man ſie nicht auch vorher im Morgenblatte mit der Bemerkung „aus dem Damentaſchenbuche“ auf Gefahr einer kleinen Ungewöhnlichkeit 10 könnte drucken laſſen. Der Augenblick iſt hier der Brennpunkt der Wirkung; zwei Monate ſpäter divergieren vielleicht ſchon wieder die gekreuzten Stralen. — Sie werden entſcheiden. Beigelegte Nummern des Morgenblattes *) erbittet ſich mit Buch- händlergelegenheit ein Freund von mir; und Sie werden den Preis mir 15 beſtimmen. Leben Sie froh mit den Ihrigen. Ihrem trefflichen H. Sohn dank’ ich noch beſonders für ſeinen Brief. Immer der Ihrige Jean Paul Fr. Richter 20 200a. In Henriette von Endes Souvenir. [Bayreuth, 7. Aug. 1821] Möge dieſes geſchlängelte Schloß nichts verſchließen als den Nach- laß ſeeliger Stunden! Die Edle, die die Ewigkeit ſchon in Ihrem Herzen trägt, bleibe durch das Schlangenbad — das ſeinen Namen vom Sym- 25 bol der Ewigkeit hat — recht lang unſerer Zeitlichkeit erhalten; und da die Schlangenlinie die der Schönheit iſt, ſo ſei jeder Tag Ihres Lebens wie in einem Parke geſchlängelt. — Aber Übermorgen an Ihrem Wiegenfeſt denkt ein Herz noch weicher an ſie; aber das ganze Jahr wiege die ſtille Freundin. 30 *) N.S. Leider find’ ich ſie jetzo nicht ſogleich. 9 Jean Paul Briefe. VIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/136
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/136>, abgerufen am 03.05.2024.