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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn.

Seelig ist das arme Land, das alte Gesetze umwachen -- noch
seeliger das reiche, das sie befestigen -- Ungarn, warum bist du nicht
in Europa drei mal, vier mal und noch öfter da?5

Jean Paul Fr. Richter
232. An Fürst Primas Dalberg in Regensburg.
[Konzept]

Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis
nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll Beleh-
rung. Ich glaubte nicht, daß meine Dankbarkeit und Verehrung für10
Sie steigen könnte, wenn ich das Glück hätte, Sie zu sehen; aber sie
stiegen doch; und ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die
Wirkung meiner persönlichen Erscheinung mir die Seeligkeit ent-
ziehen durfte, den Fürsten, der so schön über Herz und Geist regiert,
schon in Aschaffenburg zu sehen. -- Ihre mathematische sinnreiche15
wechselseitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks. Ob gleich
z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des Vierecks bestehet, so
bleibt doch die Wurzel irrazional und unausgedrückt als razio-
n[ale], wenn [Sie] nicht in Ihrem Aufsatz über die irrazionale
Zahl sie razional finden wie die Wurzel der 2. -- Die Regensburger20
Freuden mach' ich durch Erzählung zu Baireut[ischen]; repetitio
est mater -- gaudiorum.
-- Meine Frau betet den Fürsten an, von
welchem ihr Gatte beglückt worden wie so viele Glückliche und
Unglückliche dazu... Möge die Abendsonne des Lebens warm
scheinen auf ein so warmes Herz, und hell scheinen auf einen so25
hellen Geist.

233. An Emanuel.

Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die
Blätter (heute am Morgen) mit nassen, aber freudenassen Augen
gelesen. An die Vorsehung hab' ich dankend gedacht, daß einer eben30
so weichen als festen und reinen Seele, für welche nicht ihre prosai-
sche Ehe, ja vielleicht keine hinreichte, zur Entschädigung und Über-
belohnung eine Freundschaft geschenkt, die höher ist als alle Ehe

231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn.

Seelig iſt das arme Land, das alte Geſetze umwachen — noch
ſeeliger das reiche, das ſie befeſtigen — Ungarn, warum biſt du nicht
in Europa drei mal, vier mal und noch öfter da?5

Jean Paul Fr. Richter
232. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg.
[Konzept]

Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis
nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll Beleh-
rung. Ich glaubte nicht, daß meine Dankbarkeit und Verehrung für10
Sie ſteigen könnte, wenn ich das Glück hätte, Sie zu ſehen; aber ſie
ſtiegen doch; und ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die
Wirkung meiner perſönlichen Erſcheinung mir die Seeligkeit ent-
ziehen durfte, den Fürſten, der ſo ſchön über Herz und Geiſt regiert,
ſchon in Aſchaffenburg zu ſehen. — Ihre mathematiſche ſinnreiche15
wechſelſeitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks. Ob gleich
z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des Vierecks beſtehet, ſo
bleibt doch die Wurzel irrazional und unausgedrückt als razio-
n[ale], wenn [Sie] nicht in Ihrem Aufſatz über die irrazionale
Zahl ſie razional finden wie die Wurzel der 2. — Die Regensburger20
Freuden mach’ ich durch Erzählung zu Baireut[iſchen]; repetitio
est mater — gaudiorum.
— Meine Frau betet den Fürſten an, von
welchem ihr Gatte beglückt worden wie ſo viele Glückliche und
Unglückliche dazu... Möge die Abendſonne des Lebens warm
ſcheinen auf ein ſo warmes Herz, und hell ſcheinen auf einen ſo25
hellen Geiſt.

233. An Emanuel.

Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die
Blätter (heute am Morgen) mit naſſen, aber freudenaſſen Augen
geleſen. An die Vorſehung hab’ ich dankend gedacht, daß einer eben30
ſo weichen als feſten und reinen Seele, für welche nicht ihre proſai-
ſche Ehe, ja vielleicht keine hinreichte, zur Entſchädigung und Über-
belohnung eine Freundſchaft geſchenkt, die höher iſt als alle Ehe

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[91/0096] 231. Ins Stammbuch von Wimmer aus Ungarn. Seelig iſt das arme Land, das alte Geſetze umwachen — noch ſeeliger das reiche, das ſie befeſtigen — Ungarn, warum biſt du nicht in Europa drei mal, vier mal und noch öfter da? 5 Baireut d. 2. Okt. 1816 Jean Paul Fr. Richter 232. An Fürſt Primas Dalberg in Regensburg. [Bayreuth, 2. Okt. 1816] Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll Beleh- rung. Ich glaubte nicht, daß meine Dankbarkeit und Verehrung für 10 Sie ſteigen könnte, wenn ich das Glück hätte, Sie zu ſehen; aber ſie ſtiegen doch; und ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die Wirkung meiner perſönlichen Erſcheinung mir die Seeligkeit ent- ziehen durfte, den Fürſten, der ſo ſchön über Herz und Geiſt regiert, ſchon in Aſchaffenburg zu ſehen. — Ihre mathematiſche ſinnreiche 15 wechſelſeitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks. Ob gleich z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des Vierecks beſtehet, ſo bleibt doch die Wurzel irrazional und unausgedrückt als razio- n[ale], wenn [Sie] nicht in Ihrem Aufſatz über die irrazionale Zahl ſie razional finden wie die Wurzel der 2. — Die Regensburger 20 Freuden mach’ ich durch Erzählung zu Baireut[iſchen]; repetitio est mater — gaudiorum. — Meine Frau betet den Fürſten an, von welchem ihr Gatte beglückt worden wie ſo viele Glückliche und Unglückliche dazu... Möge die Abendſonne des Lebens warm ſcheinen auf ein ſo warmes Herz, und hell ſcheinen auf einen ſo 25 hellen Geiſt. 233. An Emanuel. [Bayreuth, 5. Nov. 1816] Guten Abend, mein geliebter Emanuel! Auch ich habe die Blätter (heute am Morgen) mit naſſen, aber freudenaſſen Augen geleſen. An die Vorſehung hab’ ich dankend gedacht, daß einer eben 30 ſo weichen als feſten und reinen Seele, für welche nicht ihre proſai- ſche Ehe, ja vielleicht keine hinreichte, zur Entſchädigung und Über- belohnung eine Freundſchaft geſchenkt, die höher iſt als alle Ehe

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/96>, abgerufen am 24.11.2024.