Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite
225. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hatte dieses Loos ganz
vergessen oder verschmäht. Taugt es etwas? -- Muß ich meine
Wein-Bezahlung frankiert einschicken?5

Eben schreibt mir mein geliebter Primas, an welchen ich leider
erst heute schreibe.

226. An Emanuel.
10

Lieber! Ich sündigte unschuldig; denn ich dachte gar nicht daran,
daß man schreiben müsse, bis C[aroline] mir es heute sagte. -- Ist
das Loos noch 7 fl. werth: so behalt' ich es; denn es kann noch viel
gewinnen.

227. An Dr. Osterhausen in Nürnberg.
[Kopie]15

Wenn Sie sich meiner noch erinnern und besonders Ihrer, da
Sie mich einmal an Ihrem Büchertische freigehalten: so wird Sie
meine neue Bitte um ein neues Buch nicht sehr befremden ...
Nicht als ob es unter die libri rariores gehörte, sondern weil über-
haupt alle Bücher hier rariores sind ... unserer Freude fehlte damals20
nichts als die Insel Helena, das Patmos des Anti-Johannes, welcher
statt des: "Kinder, liebt euch" an alle Fürsten blos schrieb: "HH.
Brüder, HH. Vettern, hasset euch." ... freue mich auf die Zeit, wo
ich das gute treue Nürnberg wieder betreten werde, aber mit Einem
gesunden Fuße mehr.25

228. An Otto.

Schicke mir nur, Alter, das Geschichtliche ja sogar mit Titel und
Namen und ich will dir die 2te Mühe abnehmen. Gestern sprach mir
Graser von deiner, und heute ich ihm von meiner wahrscheinlichen.30
-- Dintensätze würden ein Bischen zu hoch mit einem neuen Kruge
honoriert. Ich habe eines guten alten Dintenkrugs Satz ausgelaugt

225. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hatte dieſes Loos ganz
vergeſſen oder verſchmäht. Taugt es etwas? — Muß ich meine
Wein-Bezahlung frankiert einſchicken?5

Eben ſchreibt mir mein geliebter Primas, an welchen ich leider
erſt heute ſchreibe.

226. An Emanuel.
10

Lieber! Ich ſündigte unſchuldig; denn ich dachte gar nicht daran,
daß man ſchreiben müſſe, bis C[aroline] mir es heute ſagte. — Iſt
das Loos noch 7 fl. werth: ſo behalt’ ich es; denn es kann noch viel
gewinnen.

227. An Dr. Oſterhauſen in Nürnberg.
[Kopie]15

Wenn Sie ſich meiner noch erinnern und beſonders Ihrer, da
Sie mich einmal an Ihrem Büchertiſche freigehalten: ſo wird Sie
meine neue Bitte um ein neues Buch nicht ſehr befremden ...
Nicht als ob es unter die libri rariores gehörte, ſondern weil über-
haupt alle Bücher hier rariores ſind ... unſerer Freude fehlte damals20
nichts als die Inſel Helena, das Patmos des Anti-Johannes, welcher
ſtatt des: „Kinder, liebt euch“ an alle Fürſten blos ſchrieb: „HH.
Brüder, HH. Vettern, haſſet euch.“ ... freue mich auf die Zeit, wo
ich das gute treue Nürnberg wieder betreten werde, aber mit Einem
geſunden Fuße mehr.25

228. An Otto.

Schicke mir nur, Alter, das Geſchichtliche ja ſogar mit Titel und
Namen und ich will dir die 2te Mühe abnehmen. Geſtern ſprach mir
Graser von deiner, und heute ich ihm von meiner wahrſcheinlichen.30
— Dintenſätze würden ein Bischen zu hoch mit einem neuen Kruge
honoriert. Ich habe eines guten alten Dintenkrugs Satz ausgelaugt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0094" n="89"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>225. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Sept. 1816]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Ich hatte die&#x017F;es Loos ganz<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en oder ver&#x017F;chmäht. Taugt es etwas? &#x2014; Muß ich meine<lb/>
Wein-Bezahlung <hi rendition="#g">frankiert</hi> ein&#x017F;chicken?<lb n="5"/>
</p>
        <p>Eben &#x017F;chreibt mir mein geliebter Primas, an welchen ich leider<lb/>
er&#x017F;t heute &#x017F;chreibe.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>226. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Sept. 1816]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Lieber! Ich &#x017F;ündigte un&#x017F;chuldig; denn ich dachte gar nicht daran,<lb/>
daß man &#x017F;chreiben mü&#x017F;&#x017F;e, bis <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> mir es heute &#x017F;agte. &#x2014; I&#x017F;t<lb/>
das Loos noch 7 fl. werth: &#x017F;o behalt&#x2019; ich es; denn es kann noch viel<lb/>
gewinnen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>227. An <hi rendition="#g">Dr. O&#x017F;terhau&#x017F;en in Nürnberg.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Sept. 1816]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Wenn Sie &#x017F;ich meiner noch erinnern und be&#x017F;onders Ihrer, da<lb/>
Sie mich einmal an Ihrem Bücherti&#x017F;che freigehalten: &#x017F;o wird Sie<lb/>
meine neue Bitte um ein neues Buch nicht &#x017F;ehr befremden ...<lb/>
Nicht als ob es unter die <hi rendition="#aq">libri rariores</hi> gehörte, &#x017F;ondern weil über-<lb/>
haupt alle Bücher hier <hi rendition="#aq">rariores</hi> &#x017F;ind ... un&#x017F;erer Freude fehlte damals<lb n="20"/>
nichts als die In&#x017F;el Helena, das Patmos des Anti-Johannes, welcher<lb/>
&#x017F;tatt des: &#x201E;Kinder, liebt euch&#x201C; an alle Für&#x017F;ten blos &#x017F;chrieb: &#x201E;HH.<lb/>
Brüder, HH. Vettern, ha&#x017F;&#x017F;et euch.&#x201C; ... freue mich auf die Zeit, wo<lb/>
ich das gute treue Nürnberg wieder betreten werde, aber mit Einem<lb/>
ge&#x017F;unden Fuße mehr.<lb n="25"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>228. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. Sept. 1816?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Schicke mir nur, Alter, das Ge&#x017F;chichtliche ja &#x017F;ogar mit Titel und<lb/>
Namen und ich will dir die 2<hi rendition="#sup">te</hi> Mühe abnehmen. Ge&#x017F;tern &#x017F;prach mir<lb/><hi rendition="#aq">Graser</hi> von deiner, und heute ich ihm von meiner wahr&#x017F;cheinlichen.<lb n="30"/>
&#x2014; Dinten&#x017F;ätze würden ein Bischen zu hoch mit einem neuen Kruge<lb/>
honoriert. Ich habe eines guten alten Dintenkrugs Satz ausgelaugt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0094] 225. An Emanuel. [Bayreuth, 30. Sept. 1816] Guten Morgen, mein Emanuel! Ich hatte dieſes Loos ganz vergeſſen oder verſchmäht. Taugt es etwas? — Muß ich meine Wein-Bezahlung frankiert einſchicken? 5 Eben ſchreibt mir mein geliebter Primas, an welchen ich leider erſt heute ſchreibe. 226. An Emanuel. [Bayreuth, 30. Sept. 1816] 10 Lieber! Ich ſündigte unſchuldig; denn ich dachte gar nicht daran, daß man ſchreiben müſſe, bis C[aroline] mir es heute ſagte. — Iſt das Loos noch 7 fl. werth: ſo behalt’ ich es; denn es kann noch viel gewinnen. 227. An Dr. Oſterhauſen in Nürnberg. [Bayreuth, 30. Sept. 1816] 15 Wenn Sie ſich meiner noch erinnern und beſonders Ihrer, da Sie mich einmal an Ihrem Büchertiſche freigehalten: ſo wird Sie meine neue Bitte um ein neues Buch nicht ſehr befremden ... Nicht als ob es unter die libri rariores gehörte, ſondern weil über- haupt alle Bücher hier rariores ſind ... unſerer Freude fehlte damals 20 nichts als die Inſel Helena, das Patmos des Anti-Johannes, welcher ſtatt des: „Kinder, liebt euch“ an alle Fürſten blos ſchrieb: „HH. Brüder, HH. Vettern, haſſet euch.“ ... freue mich auf die Zeit, wo ich das gute treue Nürnberg wieder betreten werde, aber mit Einem geſunden Fuße mehr. 25 228. An Otto. [Bayreuth, 30. Sept. 1816?] Schicke mir nur, Alter, das Geſchichtliche ja ſogar mit Titel und Namen und ich will dir die 2te Mühe abnehmen. Geſtern ſprach mir Graser von deiner, und heute ich ihm von meiner wahrſcheinlichen. 30 — Dintenſätze würden ein Bischen zu hoch mit einem neuen Kruge honoriert. Ich habe eines guten alten Dintenkrugs Satz ausgelaugt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/94
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/94>, abgerufen am 27.11.2024.